Remonstranten gegen evangelikale Nashville-Erklärung

Die Ehe für alle ist selbstverständlich…

Von Christian Modehn (Berlin) am 8.1.2019

Die Remonstranten sind eine freisinnige, liberal-theologische protestantische Kirche in Holland. Sie sind die einzige christliche Kirche weltweit, die als solche kein verpflichtendes dogmatisches Bekenntnis von ihren Freunden und Mitgliedern verlangt.

Die für Toleranz eintretenden Remonstranten lassen sich von konservativen Kirchen nicht alles bieten. Theologisch liberal sein heißt auch widersprechen, wenn die Freiheit der Menschen und ihre Würde bedroht sind.

Darum widersprechen jetzt die Remonstranten offiziell, wenn in diesen Tagen von den zunehmend mächtiger werdenden Kreisen der konservativen Kirchen der USA ein theologisches Dokument auch in Holland verbreitet wird, mit entsprechenden Unterschriftensammlungen: Es handelt sich um die so genannte Nashville-Erklärung aus dem Jahr 2017, die weltweit schon Irritationen auslöste. In dem Text wenden sich zahlreiche evangelikale US-Theologen (unter ihnen Pastor John Piper, auch in den entsprechenden Kreisen in Deutschland bekannt) gegen die Gleichwertigkeit von Homosexualität und gegen die Rechte von Transsexuellen. Die Autoren der „Nashville Erklärung“ lesen wie üblich und unbelehrbar die Mythen der Bibel wortwörtlich, was Sexualität betrifft. Was die Worte Jesu gegen die Herrschaft des „Klerus“ betrifft, bekanntlich nicht, die werden je nach Laune evangelikal interpretiert.

Diese immer mächtiger werdenden evangelikalen Kreise (man denke an ihre aktuelle Unterstützung des brasilianischen rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro) wollen damit die Muster einer für Europa längst vergangenen Kultur der absoluten Dominanz der „Hetero-Ehe“ fortschreiben und damit auch an einem entsprechenden Familien- und Frauenbild festhalten. Insofern ist das Nashville Dokument auch ein politisches Pamphlet. Und ein Dokument einer in der aufgeklärten, gebildeten westlichen Welt längst untergegangen Kultur. Es ist förmlich ein Kulturkampf um die Bibelinterpretation entstanden!

Darum haben jetzt, am 7.1. 2019, die Remonstranten gegen die sogen. Nashville Erklärung protestiert. Diese Kirche war bekanntlich die erste, die schon 1986 als christliche Kirche die Segnung von Paaren des gleichen Geschlechts in ihren Kirchen gestaltete und damit diese Lebensform als normale Alternative zur Hetero-Ehe ansieht.

Es scheint, als hätten die Evangelikalen in dieser unserer Gegenwart der politischen Verwirrung (Nationalismus, Kriege, Rechtsradikalismus, Öko-Krise, Armut, Ungerechtigkeit weltweit) keine anderen Sorgen, als dieses uralte Thema der absoluten Geltung der Hetero-Ehe wieder zu propagieren. Als solle ein letztes Gefecht dieser Kirchen stattfinden um eine Kultur, die mit dem 20. Jahrhundert de facto, aber noch nicht in allen Köpfen, überwunden wurde. In Afrika sind die Kirchen die heftigsten Feinde des Respekts für Homosexuelle. Der Kardinal von Tanzania sagte kürzlich noch, besser sollten die Menschen in Tanzania verhungern, als Hilfen anzunehmen, die irgendwie mit „Gay“ (Schwul) etwas zu tun haben.

Man mache sich nur keine Illusionen: Wer heute noch christlich sein will, bindet sich oft an diese dogmatisch starren Kirchen. Diese Menschen suchen Sicherheit, Führung, sie wollen von anderen hören, was Gott will. Sie fragen nicht selbst, suchen nicht selbst. Alte Antworten in alten Floskeln und Sprüchen werden nachgesprochen…

Und vor allem: Die Nashville Erklärung könnte der Vatikan auch jetzt nicht besser formulieren. Selbst Papst Franziskus ist alles andere als ein Verteidiger der Gleichberechtigung der Homosexualität und der Homosexuellen. Er ist theologisch sehr konservativ, das hören die wenigen progressiven Katholiken nicht gern, aber es die Wahrheit. Man lese bitte auch den offiziellen, immer noch gültigen römischen Katholizismus von 1996, dort gibt es beste inhaltliche Übereinstimmungen mit der Nashville Erklärung!

Und man vergesse nicht: Die Nashville Erklärung können die meisten Muslime mit Begeisterung unterschreiben, jedenfalls solche, die in den Herrschaftsgebieten der arabischen Diktatoren leben.

Die Nashville Erklärung ist insofern leider ein ökumenisches, man möchte fast sagen, interreligiöses Dokument.

Man darf gespannt sein, wie etwa in Deutschland sich die Evangelische Kirche offiziell von diesem theologischen Unsinn aus Nashville distanziert. Kaum zu erwarten, wenn man nur an die Macht evangelikaler Kreise etwa in der Württembergischen Landeskirche denkt…Die offizielle katholische Kirche in Deutschland wird – nicht nur stillschweigend – jubeln. Das ist ja das richtige Thema für die katholischen, d.h. päpstlichen Weltjugendtage in Panama im Januar 2019. Sie haben das Motto: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Worte“. Haben auf solch eine antifeministische Theologie die jungen (armen) Frauen in Lateinamerika gewartet, die in dieser Macho-Gewalt-Unkultur um Überleben kämpfen müssen?

Die Nashville Erklärung richtet viel Schaden an: Sie weckt den Eindruck bei vielen LeserInnen: Ja, so denken halt „die“ Kirchen. Ist ja leider nicht ganz falsch! Die Menschen haben also einen Grund mehr, sich von den Kirchen zu verabschieden.

Die Remonstranten feiern in Holland in diesem Jahr 2019 ihr 400 Jahre dauerndes Bestehen. Ein Thema der aktuellen Auseinandersetzungen wurde ihnen nun mit der niederländischen Nashville-Erklärung vorgelegt, ein Thema, das in den Gedenk- und Denkfeiern jetzt nicht fehlen wird.

Die Remonstranten sind eine zahlenmäßig sehr kleine Kirche, aber sie sind ein Ort der Zuflucht für jene, die eine Verbindung von Moderne, Vernunft, Menschenrechten UND christlichem Glauben erleben und gestalten wollen.

Copyright: Christian Modehn, Forum der Remonstranten Berlin.

Freisinnige Miniaturen der Gemeinde „Vrijburg“, Amsterdam. Die Beiträge von Christian Modehn von Januar 2021 bis Mai 2021.

Die Gemeinde der Remonstranten und der „Vrijzinnigen Reformierten“ in Amsterdam, de Vrijburg, hat mich eingeladen an ihren täglichen Publikationen und podcasts seit Januar 2021 teilzunehmen. Sie heißen „Vrijzinnige Miniatuuren“, also kleine Impulse zum Nachdenken und Meditieren. (siehe: https://www.vrijburg.nl) LINK

Die größte Freude in diesem Sommer: Mit anderen nachdenken! 

Am 30.5.2021

Die Pandemie ist zwar nicht vorbei, „mutierte Viren“ können sich verbreiten, aber im Augenblick erleben wir im reichen Europa eine Wende: Wir können uns im Sommer wieder mit anderen Menschen treffen, an Veranstaltungen teilnehmen, reisen. Wir dürfen sogar – falls geimpft – die Freundinnen und Freunde sanft berühren, vielleicht umarmen. Der Mensch ist eben mehr als ein Telefongespräch, mehr als eine e-mail oder das Gesicht einer Videokonferenz. Ein neues Gefühl für die Leiblichkeit könnte uns erfassen.

Manchmal fürchte ich: Der Lock-down hat uns zu abgekapselten Individualisten werden lassen: „Rühre mich nicht an“, war viele Monate das Motto. Die alten Menschen in den Heimen, die Kranken, haben darunter schwer gelitten. „Geh mir aus dem Weg“ sagten wir zu den anderen auf der Straße, auch zu Kindern: Aber gerade sie können auf körperliche Nähe gar nicht verzichten. Es wird lange dauern, bis wir Erwachsenen begreifen, was die zum Teil sehr rigiden staatlichen Bestimmungen (geschlossene Schulen!) den Kindern angetan haben.

Manche werden angesichts der bleibenden Probleme sagen: In diesem Sommer will ich alles vergessen und so leben wie „einst“. Davon halte ich gar nichts! Lebensfreude ja, aber sie muss vernünftig sein, d.h. auf unser Leben JETZT bezogen sein.

Darum habe ich mir vorgenommen: Den schönen Sommer als Zeit des gemeinsamen Nachdenkens zu gestalten. Das klingt feierlich und anspruchsvoll. Die Form ist aber sehr einfach: Wenn wir bereit sind zum Spaziergang, zur Wanderung oder zum gemeinsamen Trinken und Essen, auch im Biergarten (sagen wir in Deutschland) oder auf einer Terrasse (wie Holländer gern sagen): Dann treffen wir uns eben nicht zum gemeinsamen „Blah-Blah“, sage ich jetzt etwas polemisch, sondern zum gemeinsamen Nachdenken, zum Dialog, der uns existentiell berührt.

Ich habe drei Themenvorschläge:

Erstens: Es wurde inmitten der heftigsten Corona-Krise immer wieder von ganz bedeutenden, „system-relevanten“ Berufen gesprochen: Krankenschwestern, Pflegende und Ärzte wurden genannt: Denken wir über unser Gesundheitssystem nach, etwa die Kliniken, die ja versagt haben, weil sie als neoliberale Profit-Unternehmen geführt werden.

Sind nicht auch die Frauen und Männer an der Kasse der Supermärkte system – relevant? Haben wir uns bei ihnen bedankt? Erhalten sie jetzt einen gerechten Lohn?

Meine zweite Frage: Inwiefern waren die christlichen Gemeinden und Kirchen system-relevant? Ich kann nur von Deutschland bzw. von meiner Heimatstadt Berlin sprechen: Hier waren die meisten Kirchengebäude während der Woche geschlossen. Es gab fast keinen Ort des Rückzugs, der Stille, der privaten Lektüre, vielleicht der Orgelmusik. Von Berlin weiß ich das: Die Pastoren saßen zuhause und warteten vergeblich, dass endlich jemand ein „seelsorgerliches“ oder theologisches Gespräch sucht. Aber es kam fast niemand, höchstens, um eine Bestattung anzumelden. Die Gottesdienste am Sonntag – digital übermittelt – waren Ausnahmen der „Aktivitäten“. Die Frage wird in Deutschland debattiert: In welcher Weise werden Kirchen noch „gebraucht“?

Und ich wünsche mir drittens, dass in unseren hoffentlich zahlreichen Sommergesprächen jeder etwas von einem fernen Land erzählt, über das er oder sie sich informiert hat: Länder, die in unserer Fixierung auf die Pandemie in Deutschland oder Holland völlig vergessen wurden: Ich wünsche mir also Freunde, die etwas über die Menschen in Costa Rica gelesen haben oder in Malawi oder in Laos. Ich werde beginnen mit Berichten über Haiti, die vergessenen, die elenden Menschen dort UND über ihre großartige Literatur! Was für eine Sommerlektüre.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Waar ik het meest zin in heb deze zomer: Nadenken met elkaar!

De pandemie is bijna voorbij, want „gemuteerde varianten“ kunnen zich nog verspreiden. Gelukkig is er op dit moment even een keerpunt in ons rijke Europa: we kunnen elkaar weer ontmoeten, deelnemen aan evenementen en reizen. We mogen zelfs – mits ingeënt – onze vrienden zachtjes aanraken of knuffelen. Mensen zijn meer dan alleen een stem door de telefoontje, een e-mailbericht of een gezicht op Zoom. Een raar gevoel van ‘nabijheid’.

Soms ben ik bang: de lockdown heeft ons tot geïsoleerde individualisten gemaakt: “Raak me niet aan” is het motto. De ouderen in verpleeghuizen en zieken leden er zwaar onder. “Ga uit mijn buurt” zeiden we tegen de anderen op straat, ook tegen de kinderen: Maar vooral zij kunnen niet zonder aanraking. Het zal lang duren voordat wij volwassenen begrijpen wat sommige rigide overheidsmaatregelen, zoals gesloten scholen(!) met kinderen hebben gedaan.
Sommigen zijn het zat en willen deze zomer alles vergeten en leven als „toen“. Ik geloof er niet in! Levensvreugde ja, maar denk na, d.w.z. we moeten beseffen dat het allemaal nog niet voorbij is.

Ik heb me voorgenomen om deze mooie zomer gesprekken te voeren die er toe doen. Dat klinkt plechtig en veeleisend. Maar de vorm is heel simpel: als we samen een wandeling maken of een terrasje pakken dan geen ge-blabla, maar een serieus gesprek, een dialoog die ons existentieel raakt.
Ik stel voor om drie onderwerpen bij de kop te pakken:

Ten eerste: tijdens de heftige Corona-crisis was er steeds grote waardering voor de essentiële beroepen: Verpleegkundigen en artsen. Laten we eens nadenken over ons gezondheidssysteem dat gebaseerd is op het neoliberale denken dat ziekenhuizen ziet als bedrijven die winstgevend moeten zijn. Maar zijn de vrouwen en mannen die in de supermarkt werken niet ook essentieel? Hebben we die wel bedankt? Krijgen ze wel een eerlijk loon?

Mijn tweede onderwerp: in hoeverre waren de christelijke gemeenten en kerken essentieel? Ik kan alleen maar spreken over Duitsland, over Berlijn: hier waren de meeste kerken doordeweeks gesloten. Er was bijna geen plaats om je even in stilte terug te trekken, waar je rustig kon lezen of waar misschien orgelmuziek te horen was. Zo ging het in Berlijn: de pastoors en dominees zaten thuis en wachtten tevergeefs tot iemand eindelijk een pastoraal of theologisch gesprek zocht. Mensen kwamen hooguit om een begrafenis te regelen. De diensten op zondag -digitaal- waren de enige ‘activiteiten’. In Duitsland wordt nu gedebatteerd over de vraag: op welke manier zijn kerken nog „nodig“?

En ten derde zou ik willen dat iedereen in onze hopelijk talrijke zomergesprekken iets vertelt over een ver land waar hij of zij iets over heeft ontdekt: landen die gewoon zijn vergeten in onze fixatie op de pandemie in Duitsland of Nederland. Ik hoop op vrienden die iets hebben gelezen over mensen in Costa Rica of in Malawi of in Laos. Ik zal beginnen met verhalen over Haïti, over de vergeten en miserabel levende mensen daar èn hun geweldige literatuur!

Dat is pas stof tot nadenken.

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Unser Sommer – nun ganz anders

Am 9. Mai 2021

Auch in diesem Jahr werden wir uns im Sommer wieder über die Schönheit von Bäumen und Blumen freuen. Wir brauchen diese Zeit des Aufatmens, der Poesie, vielleicht der romantischen Gefühle. Wir brauchen im Sommer die Verbundenheit mit anderen Menschen.

Und doch wissen viele: Dieser Sommer wird anders sein als noch vor einigen Jahren: Die Corona – Pandemie ist nicht überwunden und wird die Menschheit weiter belasten, zumal im armen Süden dieser Welt. Selbst wenn die meisten der 7,6 Milliarden (!) Menschen geimpft sein werden: Noch größere Probleme lassen nicht zu, naiv und fröhlich zu meinen: „Unsere alte Welt mit ihren üblichen Traditionen wird bald wieder da sein“. Für uns Europäer war es üblich, – gerade im Sommer – lange Flugreisen zu unternehme und weite Fahrten mit dem Benzin/Diesel-Auto, gedankenloser Konsum gehörte auch zum Sommerurlaub.

Aber diese alte Welt mit ihren Selbstverständlichkeiten sollte überwunden werden: Der globale Klimawandel ist die größte Herausforderung, ohne radikale Reduzierung der CO2 Werte geraten wir in eine Katastrophe. Das ist die Tatsache. Wir Menschen haben das Klima bereits so heftig verändert, dass lange Trockenzeiten im Sommer auch in meiner Umgebung, im Land Brandenburg, üblich geworden sind. Und wir Europäer können bis jetzt noch froh sein, dass uns die katastrophale Hitze noch verschont, dass uns die Wirbelstürme und Überflutungen, wie in Zentralamerika bis jetzt erspart bleiben. Diese Menschen leiden am Klimawandel, den sie als Arme, nicht verursacht haben. Klimagerechtigkeit ist ein ganz dringendes Thema, ein schönes Thema zum Studieren in diesem Sommer.

Zur Veränderung unserer Lebensgewohnheiten, auch der Urlaubsgewohnheiten, muss unbedingt das politische Engagement der Bürger und der Regierungen kommen, gegen Kohle einzutreten und für Windkraft zum Beispiel.

Ist dieser Gedanke zum Sommer nicht traurig? Ja, er ist traurig, weil unsere Fehler im Umgang mit der Natur offenbar werden. Was mich doch zuversichtlich macht: Wir können gemeinsam etwas tun, um die Spirale der Klimakatastrophe zu stoppen, dies tun wir vor allem für die kommenden Generationen. Welch eine Chance, gemeinsam, in Gruppen, für die Zukunft dieser Welt, der eigentlich ja schönen Schöpfung Gottes, einzutreten. Der Gedanke daran bereitet auch Freude bereiten, meine ich.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Onze zomer die nu zo anders is

Ook deze zomer zullen we weer genieten van de schoonheid van bomen en bloemen. We hebben deze tijd nodig om op adem te komen. Het is de tijd voor poëzie en misschien wel voor romantische gevoelens. Zomer is de tijd om de band met andere mensen aan te halen. Het is een tijd van vriendschap.

En toch beseffen velen dat deze zomer anders zal zijn dan een paar jaar geleden. Want de coronapandemie is niet overwonnen en zal de mensheid nog heel lang blijven belasten, met name in het arme zuiden van deze wereld. Ook al zijn de meeste van de 7,6 miljard mensen straks ingeënt dan betekent dat nog niet dat we naïef en vrolijk kunnen zeggen: „Binnenkort zijn we weer terug op het oude normaal“. Voor ons Europeanen is het normaal om, vooral in de zomer, lange reizen met het vliegtuig of met een benzine- of dieselauto te maken. Onnadenkend consumeren was vroeger onderdeel van de zomervakantie… maar dat is nu voorbij.

We beseffen meer en meer dat onze traditionele verhouding tot de wereld moet worden aangepast. De wereldwijde klimaatverandering is de grootste uitdaging. Zonder een radicale vermindering van de CO2-niveaus, zullen we in een catastrofe terechtkomen. Wij mensen hebben het klimaat al zo ingrijpend veranderd dat lange tijden van droogte in de zomer gewoon zijn geworden, ook in mijn omgeving, in de deelstaat Brandenburg. De rivieren vallen droog en de gewassen op de velden verdorren.

Tot op heden kunnen Europeanen blij zijn dat hen cyclonen en overstromingen bespaard zijn gebleven, maar in Bangladesh en Midden-Amerika is dat wel anders. Daar lijden de armen enorm onder een klimaatverandering die ze zelf niet hebben veroorzaakt. We moeten eens praten over ‘klimaatrechtvaardigheid’, een mooi onderwerp om deze zomer te bestuderen …

Om onze manier van leven, inclusief vakantiegewoonten, te veranderen, is het essentieel dat wij burgers en overheden een veel groter politiek bewustzijn ontwikkelen. We moeten bijvoorbeeld kolencentrales sluiten en het gebruik van windenergie en zonnepanelen bevorderen.

Zijn mijn gedachten over de zomer triest? Ja, ze stemmen me verdrietig; onze onverantwoordelijke manier van omgaan met de natuur wordt me steeds duidelijker. Maar wat me daarentegen vertrouwen geeft, is dat we solidair kunnen zijn met elkaar en dat we samen iets kunnen doen om de neerwaartse spiraal van de klimaatramp te stoppen. Laten we dit doen uit liefde voor onze kinderen en kleinkinderen. Het is een geluk om samen te werken aan de toekomst van deze wereld, Gods schepping. En deze gedachte maakt me gelukkig.

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Gerechte Herrschaft

Am 16. April 2021

Während des lock-down habe ich ein Buch entdeckt, das ich lange Zeit in meinem Bücherschrank nicht beachtet hatte. Die umfangreiche Studie „Vita activa“ der politischen Philosophin Hannah Arendt. Der Titel ist auf Niederländisch: „De menselijke conditie“.

Unter den Erkenntnissen Hannah Arendts finde ich eine Einsicht ganz aktuell: „Erst im Handeln entfaltet der Mensch alle seine Möglichkeiten. Handeln ist etwas anderes als technisches Tun oder handwerkliches Arbeiten“. Wer also „handelt“, schafft Neues, gestaltet seine Phantasie, ist schöpferisch tätig für eine bessere Zukunft.

Für Hanna Arendt steht fest: Philosophische Erkenntnis hat nur Sinn, wenn sie mit der politischen Gegenwart verbunden wird. Und das bedeutet: Wir sollten dankbar sein, in Demokratien zu leben, als handelnde Menschen Chancen zu haben. Diktaturen verbieten das freie Handeln der Menschen.

Demokratie ist eine gerechte Herrschaftsform, weil sie prinzipiell allen Menschen das Recht zugesteht, frei zu HANDELN. Nur mit frei handelnden Menschen kann sich die Demokratie als Rechtsstaat weiterentwickeln. Demokratie ist immer dann lebendig, wenn sich Gruppen bilden, die die neuen, aktuellen Probleme öffentlich aussprechen und im Handeln Auswege und Lösungen suchen.

Worauf könnte Hannah Arendt als Philosophin uns heute, in diesem universalen (!) Leiden der Pandemie, hinweisen? „Es gibt 243 demokratischen Initiativen, die unsere Unterstützung brauchen“. Diese NGOs fordern von der Welthandels-Organisation: „Hebt das Patent-Recht für die Corona – Impfstoffe auf!“ Die Armen im globalen Süden haben wie wir Anspruch, geimpft zu werden. Es müssten also Produktionsstätten von Impfstoffen im „globalen Süden“ geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass bei diesem Menschheitsproblem die üblichen „geistigen Eigentumsrechte der Erfinder“ weiterhin gelten. Denn die Produktionsfirmen des „vaccines“ haben von öffentlichen Steuer – Geldern bereits profitiert. Jetzt ist das Gemeinwohl wichtiger als der Profit einzelner Firmen. Hannah Arendt, die von Nazis verfolgte deutsche Jüdin, wusste: In einer gerechten Herrschaft, also in einer Demokratie,  ist die Rettung des Lebens der Menschen wichtiger ist als das Festhalten an traditionellen Werten und Gesetzen, wie den Eigentumsrechten.

Diese Überzeugung ist mein Bekenntnis zu einer „freisinnigen Spiritualität“.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Een rechtvaardige maatschappij

Tijdens de lock-down ontdekte ik in mijn boekenkast een boek dat ik lang geleden had gelezen, namelijk de uitgebreide studie „Vita activa“ van de politieke filosoof Hannah Arendt. De titel is in het Nederlands: “De menselijke conditie”.Onder de bevindingen van Hannah Arendt vind ik één inzicht dat heel actueel is: “Alleen in handelen, al doende ontwikkelen mensen al hun mogelijkheden. Handelen is iets anders dan technisch dingen doen of handwerk ”. Dus degenen die „handelen“ creëren wat nieuws, hebben verbeeldingskracht, en zijn scheppend bezig voor een betere toekomst.Voor Hanna Arendt is één ding zeker: filosofische kennis heeft alleen zin als het verbonden is met de politieke realiteit. En dat betekent: we zouden dankbaar moeten zijn dat we in een democratie leven en de kans krijgen daarbinnen actief te zijn. In een dictatuur kan dat niet .Democratie is een wettige vorm van machtsuitoefening omdat het principieel iedereen het recht geeft om in vrijheid te HANDELEN. Democratie als rechtsstaat kan zich alleen verder ontwikkelen door mensen die vrij handelen. Democratie leeft pas wanneer er groepen ontstaan die in het openbaar actuele problemen benoemen en actief op zoek gaan naar uitwegen en oplossingen.Wat heeft Hannah Arendt als filosoof ons vandaag te zeggen in dit universele(!) lijden tijdens de pandemie?
Er zijn 243 NGO’s die democratische initiatieven uit Zuid-Afrika en India ondersteunen die de EU oproepen het patentrecht voor de Corona-vaccins op te heffen! De armen in het zuidelijke deel van de wereld hebben, net als wij, het recht om te worden gevaccineerd. Er zouden daar dus productielocaties voor vaccins moeten komen. Het kan niet zo zijn dat het gebruikelijke „patentrecht van de uitvinders“ blijft gelden tijdens dit wereldwijde probleem. Tenslotte hebben de farmaceutische bedrijven geprofiteerd van veel steun van de overheid bij de ontwikkeling van de vaccins. Nu weegt de winst van individuele bedrijven zwaarder dan het algemeen belang. Hannah Arendt, de door de Nazi’s vervolgde Duitse Jodin, wist: in een rechtvaardige samenleving, d.w.z. in een democratie, is het redden van mensenlevens belangrijker dan het vasthouden aan traditionele waarden en wetten, zoals het eigendomsrecht.

Deze overtuiging verbindt mij met de “vrijzinnige spiritualiteit”.

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Die Liebe lieben

Von Christian Modehn. Am 28.3.2021

Wir alle fühlen es, wissen es: Lieben ist das Größte und Schönste, aber auch oft das Tragische und Dramatische im Leben. Liebe ist außerordentlich. Alle Worte sind zu schwach. Trotzdem können wir nie aufhören, von der Liebe zu sprechen, weil wir besser lieben und dadurch auch besser leben wollen.

Lieben beginnt immer als Verliebt-Sein: Wer verliebt ist, sucht und tastet noch, um die intime Verbundenheit mit einem anderen Menschen zu entwickeln und gemeinsam Leben zu gestalten.

Die Zeiten des Verliebt-Sein finden oft schnell wieder ein Ende, so ist das Leben… Dennoch wollen wir „unbedingt“ weiter lieben und verlieben uns erneut. Eine erstaunliche Energie bewegt uns! Glücklich ist, wem dann inmitten des Verliebtseins eine Liebe mit einem Partner geschenkt wird, die bleibt und sich entwickelt.

Aber wie kann Liebe eigentlich „bleiben“, andauern, wachsen?

Ich beziehe mich bei der Frage gern auf das wichtige Buch christlicher Weisheit, auf das Neue Testament. Und immer wieder versuche ich ein zentrales Wort Jesu von Nazareth zu verstehen, es wird im 12. Kapitel des Markus – Evangeliums mitgeteilt. Erstaunlicherweise wird dort die Liebe als ein Gebot, als eine Pflicht, empfohlen. Für Jesus von Nazareth waren Pflicht und Gebot niemals identisch mit Zwang oder Gesetz. Wie könnte man auch einen Menschen zur Liebe zwingen? Jesus von Nazareth wollte nur auf „das eine Wichtige“ im Leben hinweisen, deswegen also sprich er vom  „Gebot“. Das Zitat heißt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als dieses“.

Zwei Erkenntnisse sind mir wichtig geworden: Die Liebe zu Gott, zum Ewigen oder zum „bergenden Sinn“, ist eins mit der Liebe zum Nächsten. Übrigens ist der Nächste im Neuen Testament immer der „andere Mensch“, also auch der Fremde genauso wie auch der Ehepartner. Wer den anderen Menschen also liebt um seiner selbst willen, mit ihm in erotischer Verbundenheit lebt, wer den anderen und die andere respektiert, nur Gutes will: Dieser Mensch liebt dabei gleichzeitig (!) Gott, den Ewigen, den Grund von allem und Schöpfer der Liebe, den bergenden Sinn. Dies ist nicht immer bewusst, aber wir sagen doch: „Die Liebe ist himmlisch“.

Und ein anderer Gedanke ist mir wichtig: Der Weisheitslehrer Jesus sagt: Wir haben auch

die Pflicht, uns selbst zu lieben. Damit plädiert er gewiss nicht für den Egoismus. Wer sich selbst liebt, der kann sich annehmen, so wie er ist. Der oder die respektiert sich selbst, verlangt für sich selbst geistige und emotionale Entwicklung, wie er oder sie dies auch vom Partner erwartet. Nur der reife Mensch, der sich selbst liebt, kann den anderen lieben.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Volwassen liefde

We voelen het allemaal, we weten het: liefhebben is het grootste en mooiste in ons leven, maar vaak ook tragisch en dramatisch. Liefde is zo iets bijzonders. Woorden schieten tekort. Toch kunnen we niet ophouden om er over te praten. Kunnen wij liefdevoller leven?

Liefde begint altijd met ‘verliefd zijn’. Wie verliefd is, zoekt en tast nog naar een intieme band met een ander. Om vervolgens het leven samen vorm te geven.

De tijden van verliefdheid eindigen vaak snel, zo is het leven … En toch willen we onvoorwaardelijk blijven liefhebben en ook opnieuw verliefd worden. Een geweldige energie komt in ons los! Het is een geluk als zich tijdens de verliefdheid een blijvende liefde ontwikkelt.

Hoe ‘blijft’ de liefde, hoe houdt de liefde het vol en hoe blijft die groeien?

Graag verwijs ik naar het belangrijke boek van christelijke wijsheid, het Nieuwe Testament. Daarin probeer ik een essentiële tekst van Jezus van Nazareth te begrijpen, uit het Evangelie van Marcus. Verbazingwekkend genoeg wordt liefde daar als een gebod gepresenteerd, als een plicht. Voor Jezus waren plicht en gebod nooit identiek aan dwang of wet. En hoe kun je ook iemand dwingen lief te hebben? Jezus wilde dan ook alleen maar wijzen op ‘het enige belangrijke’ in het leven, daarom spreekt hij van ‘gebod’. Er staat: “Je zult de Heer, je God, liefhebben met al je kracht. Ten tweede moet je je naaste liefhebben als jezelf. Geen enkel ander gebod is groter dan dit ”.

Twee inzichten zijn voor mij belangrijk geworden: De liefde voor God, voor het eeuwige of voor ‘de reden van alles’, is hetzelfde als de liefde voor de naaste. Overigens is in het Nieuwe Testament de naaste altijd de ander, zowel de vreemdeling als de echtgenoot inbegrepen. Wie de ander dus liefheeft omwille van zichzelf, in een erotische band met de ander leeft, in wederzijds respect en alleen het goede wil, houdt tegelijkertijd (!) van God, de Eeuwige, ‘de reden van alles’ en schepper van de Liefde, het ‘verborgene’. Dit ben je je niet altijd bewust, maar we zeggen toch ook: „Liefde is hemels“.

Nog een andere gedachte is belangrijk voor mij: de wijsheidsleraar Jezus zegt “we hebben ook de plicht om van onszelf te houden”. Hij pleit zeker niet voor egoïsme. Degenen die van zichzelf houden, kunnen zichzelf accepteren zoals ze zijn. Die persoon respecteert zichzelf, eist mentale en emotionele ontwikkeling van zichzelf èn van de partner. Alleen als je van je zelf houdt, kan je van de ander houden. Dat is volwassen liefde.

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Wo bleibt die Freude?

Am 6.3.2021

Wenn ich über die Freude nachdenke, dann wird mir zunächst meine Kindheit wieder bewusst: Die Freude auf ein bevorstehendes schönes Ereignis, also die „Vorfreude“, veränderte meine Stimmung, weckte die Phantasie: Vor allem die Vorfreude auf Geburtstagsfeiern in der Familie oder auf „Heilig Abend“ mit den Geschenken. Die Vorfreude war also die Erwartung, auch die Hoffnung, bald an einem „besonderen“, einem erhebenden Ereignis teilzunehmen. Für eine begrenzte Zeit sollte es nur Gutes, Angenehmes, Lichtvolles, geben.

Auch jetzt, im Alter, will ich nicht auf die Vorfreude verzichten, sie weckt immer die Lebensenergie. In Corona – Zeiten ist die Vor- Freude allerdings sehr reduziert. Die Welt unserer Gedanken ist jetzt so klein geworden durch das ständige Reden von Impfen, Masken, Abstandhalten und so weiter. Aber die Vorfreude bleibt: Bald wieder Freunde zu treffen, sie zu umarmen. Oder die Vor-Freude auf einen Konzertbesuch oder auf eine Reise ans Meer. Im Augenblick ist das alles noch in weiter Ferne. Und alle Vernünftigen wissen: So wie es einmal war, „vor Corona“, wird es nie mehr werden. Corona wird die Menschen weltweit „begleiten“. Trotzdem sollten wir uns die Lebensfreude bewahren.

Der Gedanke an die „Vorfreude einst“ hilft schon weiter: In welcher Stimmung war ich eigentlich, als die „erfreulichen Ereignisse“ wieder vorbei waren? Das Wort „Nach-Freude“, analog zu “Vor-Freude“, gibt es nicht. Aber auch ohne den Begriff „Nach-Freude“ steht fest:  Einige Erinnerungen bleiben, wenn die vergangenen Erlebnisse wirklich Freude machten und Licht ins Leben brachten oder zeigten, was gut und was schön ist.

Die erfreulichen Ereignisse, die mir die Stimmung der Freude schenkten, waren schon damals selten. Ist das Leben also, im ganzen betrachtet, doch eher eine Last, unterbrochen von gelegentlicher Freude? Sollen wir uns mit diesem Gedanken abfinden? Oder gilt die Wahrnehmung: Dass wir im Alltag immer kleine, bescheidene Ereignisse als Freude erleben und als Freude auch deuten! Das Lächeln des Fremden, das liebende Berühren des/der Geliebten, die kleine frische Pflanze in der Winterlandschaft, die neue Idee in Philosophie oder Literatur oder die berühmten japanischen Haiku-Sprüche. Ich bin überzeugt: Dabei wird uns die Erkenntnis geschenkt: Das Leben ist nicht nur eine Last. Wenn wir unser alltägliches Leben „trotz allem“ sinnvoll empfinden, dann kann Freude wie eine schöne „Begleitmusik“ unser Leben bestimmen, man spricht im Deutschen von „Heiterkeit“.

Freude ist für mich die Wahrnehmung, dass das Leben sinnvoll ist. Und Freude ist dann etwas anderes als „Spaß-Haben“. Beim Spaß-Haben herrscht das Lachen vor, der Witz, das Alberne. Auch das ist wichtig und manchmal heilsam. Aber wie hilfreich und heilsam ist die Freude? Ich meine: Es ist das Geborgensein in einem tieferen Sinn, den wir nicht umfassen, nicht definieren können. Religiöse Menschen sagen gern: Es ist das geistvolle Leben in Verbindung mit „dem Ewigen“.

Die Übersetzung von Dik Mook:
Waar is de vreugde gebleven?

Als ik aan vreugde denk, denk ik terug aan mijn jeugd, aan de blijdschap van een aanstaande mooie gebeurtenis, aan de „voorpret“. Die veranderde mijn humeur en prikkelde mijn verbeelding. Vooral de verwachtingen van verjaardagsfeestjes in de familie of van „Kerstavond“ met de cadeautjes maakten mij blij. De voorpret zat dus in de verwachting, en in de hoop binnenkort deel te nemen aan een „speciaal“, een vrolijk evenement. Voor een korte tijd zouden er alleen fijne, prettige, lichte dingen zijn.

Zelfs nu, op oudere leeftijd, kan ik niet zonder voorpret. Het geeft altijd energie. In Corona-tijden is de voorpret veel minder geworden. Onze gedachtewereld is zo klein geworden door het constant praten over vaccinaties, maskers, afstand bewaren en zo. Maar de voorpret blijft. Binnenkort gaan we weer vrienden ontmoeten en ze omarmen. Of de voorpret op een concert of op een vakantie aan zee. Op dit moment is dit allemaal nog ver weg. En alle verstandige mensen weten het: zoals het vroeger was, voor Corona, zal het nooit meer zijn. Corona zal over de hele wereld bij ons blijven. Ondanks alles zullen we onze levensvreugde moeten behouden.

De gedachte aan de „voorpret van toen“ helpt al. Hoe voelde ik me toen de „gelukkige gebeurtenissen“ weer voorbij waren? Alleen die herinneringen blijven die echte blijdschap gaven en licht in het leven brachten, lieten zien wat goed en wat mooi is. Napret zullen we maar zeggen.

De gelukkige gebeurtenissen die me vrolijk stemden, waren toen ook al zeldzaam. Is het leven dus over het algemeen meer een last, onderbroken door af en toe geluk? Moeten we deze gedachte accepteren? Of is het zo, dat bescheiden gebeurtenissen in het dagelijks leven ons ook vrolijk stemmen en dat we die interpreteren als vreugde! De gebeurtnissen als de glimlach van een vreemde, de liefdevolle aanraking van geliefden, het kleine frisse plantje in het winterlandschap, het nieuwe idee in de filosofie of literatuur of de beroemde Japanse haiku-spreuken. Ik ben ervan overtuigd dat dit ons het inzicht geeft dat het leven niet alleen een last is. Als we ons dagelijks leven ondanks alles als betekenisvol beschouwen, dan kan vreugde als mooie ‚begeleidende muziek‘ ons leven bepalen. In het Duits spreekt men dan van ‘Heiterkeit‘.

Voor mij is vreugde dat je merkt dat het leven zinvol is. En vreugde is dan iets anders dan “lol hebben”. Als je lol hebt, overheerst lachen, grappen maken en gek doen. Ook dat is belangrijk en soms heilzaam. Maar hoe nuttig en helend is de vreugde? Ik bedoel: het is het gevoel van veiligheid in diepere zin dat we niet kunnen bevatten, niet kunnen definiëren. Religieuze mensen zeggen dan graag: het is het geestelijk leven dat in verbinding staat met het eeuwige, de Eeuwige.

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Bin ich besonnen?  13.2.2021

Am 13.2.2021

Wie fastest du eigentlich? So werde ich manchmal gefragt in den Wochen vor Ostern, die in den Kirchen als „Fastenzeit“ gelten. Für mich bedeutet „Fastenzeit“ vor allem: Tage intensiven Nachdenkens, zum Beispiel über die guten alten, aber nicht veralteten Tugenden. Ohne Tugenden kein humanes Leben, sagte schon Aristoteles sehr richtig. Und nun kommt der Vorschlag, über die Frage nachzudenken: Bin ich besonnen, sind wir besonnen? Ein gutes Thema in dieser Fastenzeit 2021!

Wenn ein kleiner sprachphilosophischer Hinweis erlaubt ist: Im deutschen Wort „besonnen“ wie im niederländischen „bezonnen“ ist doch offensichtlich der Begriff „Sonne“ enthalten. Das bedeutet: Erst im Licht, in der Helligkeit und Klarheit, können wir wahrhaftig leben, also das richtige Maß finden im Umgang mit der Welt und den Menschen, kurz: besonnen sein.

Im hellen Licht denken und das Denken selbst als Licht erleben: Auf diese Weise kommen wir zu klaren Erkenntnissen. Im Dunkel und inmitten von Schatten bilden sich Verschwörungstheorien, menschenfeindliche Ideologie, religiöse Verirrungen. Besonnenheit ist Klarheit. „Seid Kinder des Lichts“ ermahnte Paulus in dem ältesten Text des Neuen Testaments (1. Thessalonicher-Brief) die Christen. Man sollte modern übersetzen: „Seid besonnen, denkt klar. Lernt das Unterscheiden!“ Und das wiederum bedeutet: „Seid kritisch und selbstkritisch“.

Ein besonnenes Leben zu führen ist schwierig. Wer besonnen ist, liebt ja nicht die angeblich „goldene Mitte“, die es allen recht machen will. Besonnenes Leben liebt nicht die Anpassung an herrschende Trends. Ein besonnener Mensch greift ein, wenn große Not ist, er leistet Widerstand, wenn Unrecht geschieht. Und handelt zur richtigen Zeit, nicht zu spät. Besonnene Menschen wissen, wenn wir jetzt nicht handeln, tut es keiner. Aktuell muss ich an vorbildlich besonnene Menschen denken: Sie setzen sich seit Jahren in Deutschland dafür ein, dass gerechte, also humane  Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Bangladesh gelten, dort mussten sie für einen Hungerlohn für Firmen in Deutschlang Kleidung nähen. Es war zunächst ein aussichtsloser Kampf. Der Widerstand der deutschen Wirtschaft und der mit ihr verbundenen Politiker war groß: Aber jetzt haben diese engagierten Gruppen einen Sieg errungen! Weil sie besonnen waren: Sie sahen die Not und bewahrten ihren Mut.

Ich habe diese Gruppen (wie zum Beispiel „Inkota“ in Berlin) unterstützt. Aber kann ich schon als besonnen gelten, wenn ich diese Engagierten bloß finanziell unterstütze? Vielleicht, nur ansatzweise. Ich habe gelernt: Wer besonnen sein will, muss sich auch mit seinem Gewissen auseinandersetzen. Und sich prüfen: Wie bequem ist mein Sprechen und Schreiben? Und: Was sollte ich tun?

Die Übersetzung von Dik Mook:

Bin ich besonnen? Hoe kom ik tot bezinning?

“Hoe vast jij eigenlijk?” wordt mij als Duitser vaak gevraagd in de weken voor Pasen, de zogenaamde „vastentijd“. Voor mij betekent ‚vasten‘ vooral: intensieve reflectie, bijvoorbeeld over de goede oude maar niet verouderde deugden. “Zonder deugden geen menswaardig bestaan”, zei Aristoteles terecht. Besonnenheit  of in het Nederlands, bezinning is zo’n deugd. Doen we voldoende aan bezinning en reflectie? Iets om over na te denken in deze vastentijd.

Als ik filosofeer over het Duitse woord Besonnenheit denk ik aan zon, denk ik aan licht, dat we pas in het licht, in de helderheid waarachtig kunnen leven. En dat we dàn pas de juiste verhouding tot de wereld en onze medemensen vinden; tot het leven zoals het bedoeld is. Bezinning vraagt om licht.

Door in het licht na te denken en het denken zelf als licht te ervaren, komen we tot heldere gedachtes.

In het donker en in de schaduw groeien complottheorieën, vijandige ideologieën en religieuze dwalingen. Bezinnen betekent helder zijn.
„Weest kinderen van het licht“ vermaande Paulus in de oudste tekst van het Nieuwe Testament (1e brief aan de Tessalonicenzen). In deze tijd zou je zeggen: Bezin je, denk helder, leer te onderscheiden!  En daaruit volgt: Wees kritisch, ook op jezelf.

Een besonnen, bezinnend leven lijden is niet makkelijk. Wie nadenkt zoekt niet de “gulden middenweg” die met alles en iedereen rekening houdt.  Een mens die zich bezint, wil geen aanpassing aan heersende trends. Nee, die grijpt in als er ergens grote nood is, verzet zich wanneer er onrecht is en handelt op het juiste moment.

Ik moet denken aan besonnen mensen die een voorbeeld voor mij zijn. Zij zetten zich al jaren in voor eerlijke, humane arbeidsomstandigheden in de naaiateliers van Bangladesh, waar voor een hongerloon kleding geproduceerd wordt. Het leek een hopeloze strijd want het verzet van de Duitse economie met de bijbehorende politici was groot. En toch hebben deze geëngageerde groepen een overwinning behaald! Door zich te blijven bezinnen, bleven ze de nood zien en hielden de moed erin.
Ik steun deze groepen (zoals ‘Inkota’ in Berlijn) met geld. Maar mag ik als een bezinnend/besonnen mens worden beschouwd als ik deze toegewijde mensen alleen financieel ondersteun? Misschien een beetje.

Ik heb geleerd dat als je echt een besonnen, bezinnend mens wil zijn, ook je geweten moet onderzoeken. Erover praten en schrijven is soms te makkelijk en niet genoeg.

De vraag blijft: Wat doe je er aan!

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So schön“

Am 23.1.2021

Im Titel dieser Miniatur „So schön“ höre ich meine Stimme: Sie drückt Erstaunen aus, innere Bewegung und Begeisterung: „So schön“. Bei einem Spaziergang im „Tiergarten“, einem großen Berliner Park, gelange ich unversehens zu einem See. Die Äste der Linden, ihre Blüten, spiegeln sich im Wasser. Auf der schmalen Holzbrücke verweile ich im Sonnenlicht. Die Zeit steht still: „Wie schön“. Wie von selbst kommen die Worte, ein schwacher, beinahe hilfloser Ausdruck für eine tiefe Erfahrung: In der Natur geborgen zu sein. Später frage ich mich: Bin ich nun unversehens ein Romantiker geworden? Ich habe aber nur erlebt, dass nicht alles in dieser großen Stadt aus Stein und Beton besteht, dass die Hektik nicht total ist. Vor allem: Dass wir uns das Schöne als Verbundenheit mit der Natur unbedingt bewahren müssen.

„So schön“: An diese Worte erinnere ich mich, als ich vor einigen Monaten in der Gemäldegalerie in Dresden die „Sixtinische Madonna“ von Raffael betrachtete: Eine Gruppe junger Frauen konnte ihre Begeisterung nicht verschweigen: „So schön“ riefen sie. Ihr Lehrer belehrte sie, dass prominente Leute hier einst in Tränen ausbrachen, der Dichter Friedrich Hebbel etwa oder der dänische Philosoph Henrik Steffens. Ich habe das berühmte Opus von Raffael ohne Tränen wieder verlassen, für mich gibt es zu viel Kult und Propaganda um diese Madonna.

„So schön“: Jeder und jede kann zu allen nur denkbaren Erlebnissen mit Kunst, Musik, Literatur zu einem eigenen ästhetischen Urteil kommen. Eindeutige und universal geltende Definitionen des Schönen gibt es wohl nicht. Wir werden niemanden verurteilen, der Kitsch noch schön findet. Es ist aber die Frage, wie man den „schön schreibenden“ „berühmten“ Schriftsteller Ernst Jünger beurteilen soll: Er hat die Schlachten im Ersten Weltkrieg tatsächlich als schön beschrieben und sogar „die Wollust des Blutes“ gepriesen.

Ich stelle mir jetzt öfter die Frage: Hat die Erfahrung von Schönheit auch die Kraft, Leben zu gestalten, die Gesellschaft menschlicher zu machen? Oder führt die Erfahrung des Schönen, „der Kunstgenuss“, nur zur Fixierung auf das eigene Ego? Wird das Schöne also auch als ethisch gut erlebt? Ist vielleicht aber das ethisch Gute immer auch schön?

Bei einem Winterspaziergang vor kurzem, wieder im Berliner Park „Tiergarten“: Bei großer Kälte haben Helfer der „Evangelischen Berliner Stadtmission“ einen Obdachlosen auf einer Bank entdeckt. Er war eingeschlafen, dem Erfrieren nahe. Sanft weckten ihn die beiden jungen Männer, sprachen eine Weile mit ihm, trugen ihn, schon fast erfroren, in ihren „Kältebus“ und fuhren ihn zu einer warmen Unterkunft. Dort stehend, erinnerte ich mich an den Bericht vom m „barmherzigen Samariter“ und dachte an Rembrandts Gemälde.

Die Schönheit des Gutes gilt es zu entdecken. Haben wir die ungewöhnliche Schönheit der Menschen entdeckt, die in diesen Corona-Zeiten den Leidenden helfen?

Die Übersetzung von Dik Mook:  Thema: Zo mooi

In de titel van deze miniatuur hoor ik mijn eigen stem als ik vol verbazing en enthousiasme uitroep: „Zo mooi“. Al wandelend in ‘Tiergarten’, een groot Berlijns park, zie ik ineens een meer. De takken van de lindebomen en bloesems worden weerspiegeld in het water. Ik blijf staan op de smalle houten brug en geniet van het zonnetje. De tijd staat stil: “Wat mooi”. De woorden komen vanzelf, een zwakke, bijna hulpeloze uitdrukking voor een diepe ervaring, ‘Je geborgen weten in de natuur’. Later vraag ik me af of ik ineens romantisch ben geworden. Nee, ik heb alleen ervaren dat niet alles in deze grote stad van steen en beton is, dat de hectiek niet totaal is. Bovenal: dat we de schoonheid van onze verbondenheid met de natuur absoluut moeten behouden.

„Zo mooi“: ik herinner me deze woorden toen ik een paar maanden geleden in de Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden naar Rafaels „Sixtijnse Madonna“ keek. Een groep jonge vrouwen kon hun enthousiasme niet verbergen: „Zo mooi“ riepen ze. Hun leraar vertelde hen dat prominente mensen als de dichter Friedrich Hebbel en de Deense filosoof Henrik Steffens hier ooit in tranen uitbarstten. Ik verliet Raphaels beroemde schepping zonder tranen, er is voor mij te veel cultus en propaganda om deze Madonna heen gebouwd.

“Zo mooi”: Iedereen kan tot een eigen esthetisch oordeel komen over alle denkbare ervaringen met kunst, muziek en literatuur. Er zijn waarschijnlijk geen duidelijke en universeel geldige definities van schoonheid. We zullen niemand veroordelen die kitsch mooi vindt. Maar de vraag is hoe men bijvoorbeeld de beroemde schrijver Ernst Jünger, die „prachtig“ schreef, moet beoordelen: hij beschreef de veldslagen van de Eerste Wereldoorlog werkelijk als mooi en prees zelfs de „lust naar bloed“.

Ik stel mezelf nu vaker de vraag: heeft de ervaring van schoonheid ook de kracht om het leven vorm te geven, om de samenleving menselijker te maken? Of leidt de ervaring van schoonheid, het genieten van kunst alleen maar tot een fixatie op het eigen ego? Kan je schoonheid als ethisch goed ervaren? Maar is het ethisch goede ook altijd mooi?
Tijdens een winterwandeling onlangs, terug in het Berlijnse park ‘Tiergarten’, toen het erg koud was, zag ik dat mensen van de Evangelical Berlin City Mission een dakloze man aanspraken op een bankje. Hij sliep, was bijna doodgevroren. De twee jonge mannen maakten hem zachtjes wakker, praatten een tijdje met hem, droegen hem naar hun hulpverleners-bus en brachten hem naar de opvang waar het warm was. Toen ik daar stond, herinnerde ik me het bijbelverhaal van de ‚barmhartige Samaritaan‘ en dacht ik aan het schilderij dat Rembrandt daarvan maakte.

De schoonheid van het goede is de moeite van het ontdekken waard. Hebben we de bijzondere schoonheid wel ontdekt van de hulpverleners die mensen helpen die lijden in deze Coronatijd?

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„Der Alltag ist grau“.

Am 4.1.2021

Zu Beginn eines neuen Jahres hatte ich oft die Überzeugung: Jetzt geht wieder der graue Alltag los, ein Leben, bestimmt von Routine und Monotonie, ohne Höhepunkte und besondere Feste. Grau galt für mich als eine Farbe ohne Glanz, matt, unauffällig, unpersönlich.

Ein grauer Schleier legte sich über alles. Grau erzeugte eine melancholische Stimmung. In vielen europäischen Sprachen wird das Leben im Einerlei und in der Langeweile „grauer Alltag“ genannt.

Zum Jahresbeginn 2021 hat sich meine Meinung über den grauen Alltag geändert. Und das hat mit dem Corona -Virus zu tun: Die Pandemie hat sehr vielen Menschen einen ganz neuen Alltag aufgezwungen: Mit anderen Formen der Kommunikation, mit dem Verlust leiblicher Berührung, mit der nervösen Achtsamkeit auf alle neuen Forschungsergebnisse usw. Viel schlimmer noch das alltägliche Ringen um wirksame Hilfe für die Erkrankten und Beistand für die Sterbenden. Dieser Alltag mit dem Virus ist alles andere als Routine.  Aber auch dieser Alltag ist grau. Und ich mache die Entdeckung: Die Farbnuancen werden deutlicher wahrgenommen. Die Farbe Grau zeigt mir heute viele Facetten. Früher, in den so genannten „normalen Jahren“ war der graue Alltag bestimmt von Arbeit, Stress, Wettbewerb, das Leben war eingespannt von Terminen und Verabredungen. Der Alltag ließ wenig Freiheit, wenig Raum bot für Phantasie, Spiel und Liebe, Solidarität.

Und nun der angstvolle Corona – Alltag. Er ist grau auf andere Art und erinnert uns daran, dass die Farbe Grau eine Mischung ist aus Weiß und Schwarz. Manchmal neigt unsere Erfahrung mit der „grauen Stimmung“ mehr zum Schwarzen, zum Dunklen, zum Hoffnungslosen, manchmal aber mehr zum Licht, zur Hoffnung, dafür steht die Farbe Weiß. Der Impfstoff jetzt sollte mit der Farbe Weiß verbunden werden.

Es gibt in unserem grauen Alltag jetzt also ein Hin und Her zwischen Hoffnung und Verzweiflung.  Die angeblich langweilige Farbe Grau zeigt sich jetzt existentiell vielfältig, das beruhigende Silbergrau, das warme Anthrazit oder das hoffnungsvolle Blaugrau. Mit der richtigen Mischung ist Grau eine Farbe von einer gewissen Schönheit. Sie führt nicht unbedingt zur Heiterkeit, aber sie weckt die Erkenntnis: Unser Leben bewegt sich ständig in verschiedenen Grautönen. Aber damit wir diese erkennen, brauchen wir immer das Licht, brauchen wir immer Helligkeit. Und das drückt die Farbe Weiß aus.

Das Lichtvolle, das Weiße, ermöglicht also unser Leben. Nur weil es das Lichtvolle, das Weiße, gibt, können wir überhaupt das Dunkle, das Schwarze, als solches wahrnehmen. Wahrscheinlich ist der Sinn unseres Lebens, das Lichte, das Weiße, zu lieben und zu fördern. Dabei aber zu wissen: Unser Alltag spielt sich in Grautönen ab.

Die Übersetzung von Dik Mook: Alledaags. Is het leven van alle dag grijs, kleurloos?

Aan het begin van een nieuw jaar dacht ik vroeger vaak:

Nu begint het kleurloze, grijze dagelijkse leven weer, een leven dat bepaald wordt door routine en eentonigheid, zonder hoogtepunten en bijzondere feesten.

Grijs was voor mij een kleur zonder glans, mat, onopvallend, onpersoonlijk. Over alles viel dan een grauwsluier. Het zorgde voor een melancholische stemming. Ook in veel Europese talen heet het leven in eentonigheid en verveling ook ‘grijze alledaagsheid’.

Begin 2021 is mijn mening over die grijze alledaagsheid veranderd. En dat heeft te maken met het coronavirus.

De pandemie heeft aan veel mensen een heel nieuw leven van alledag opgedrongen: met andere vormen van communicatie, met het verlies van fysiek contact, met de nerveuze berichtgeving over alle nieuwe onderzoeksresultaten, of erger nog, de alledaagse strijd om effectieve hulp voor zieken en steun voor stervenden, en die is allesbehalve routine. Toch is ook dit dagelijkse leven grijs. Maar ik ontdek dat er kleurnuances in het grijs zitten.

Aan de ene kant vult Corona ons dagelijkse leven met angst. Aan de andere kant ontstaat solidariteit, zijn er nieuwe pogingen om gemeenschap te zijn, spiritualiteit uit te bereiden en kerkdiensten anders vorm te geven…

‘Grijs’ is een mengeling is van wit en zwart. Soms neigt onze ‘grijze stemming’ meer naar zwart, naar het donker, naar het hopeloze, maar soms ook meer naar het licht, naar hoop; hoop waar de kleur wit voor staat.

Het vaccin moeten we nu associëren met dat wit.

In ons grauwe alledaagse leven worden we nu heen en weer geslingerd tussen hoop en wanhoop. De zogenaamd saaie kleur grijs is dus existentieel divers. Van rustgevend zilvergrijs, warm antraciet tot hoopvol blauwgrijs. Met de juiste mix is grijs een kleur van een zekere schoonheid. Het leidt niet noodzakelijk tot opgewektheid, maar het wekt het besef dat ons leven voortdurend verandert in verschillende grijstinten.

Om dit te kunnen herkennen, hebben we altijd licht nodig, en we hebben helderheid nodig. Dat is wat de kleur wit uitdrukt.

Het licht, het wit maakt het ons mogelijk te leven. Alleen omdat het volle licht, het wit bestaat, kunnen we het donker, het zwart waarnemen.
In het besef dat ons dagelijks leven zich in grijstinten afspeelt, kunnen we tot het inzicht komen dat het de zin van ons leven is om van het licht, en dus van het wit te houden en dat idee met anderen te delen.

In deze ontmoeting van bewegende grijstinten komt in ons het verlangen op naar veelzijdigheid, naar een kleurrijk en fantasievol leven met spel, kunst, religie, eros, en… met solidariteit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Miniaturen: „Vom Verlangen, berührt zu werden“. Eine Initiative der Gemeinde „de Vrijburg“ in Amsterdam

Miniaturen: Vom Verlangen, berührt zu werden

Von Christian Modehn

Die Gemeinde der Remonstranten in Amsterdam „de Vrijburg“ kooperiert mit den „Freisinnigen Protestanten“ innerhalb der Protestantischen Kirche der Niederlande. Diese Gemeinde hat seit Herbst 2020 täglich kurze Meditationen, Impulse, Anregungen publiziert als podcasts, die jeder abonnieren kann. Sie stehen unter dem Titel „Vom Verlangen, berührt zu weren“. Dik Mook von der Remonstranten Gemeinde hat diese Initiative koordiniert unter dem Titel „Vrijzinnige Miniatuuren“. Christian Modehn wurde eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Seine kurzen Miniaturen wurden aus dem Deutschen von Dik Mook übersetzt.

Publiziert an 1.2.2021:

„So schön…“

Von Christian Modehn

Im Titel dieser Miniatur „So schön“ höre ich meine Stimme: Sie drückt Erstaunen aus, innere Bewegung und Begeisterung: „So schön“. Bei einem Spaziergang im „Tiergarten“, einem großen Berliner Park, gelange ich unversehens zu einem See. Die Äste der Linden, ihre Blüten, spiegeln sich im Wasser. Auf der schmalen Holzbrücke verweile ich im Sonnenlicht. Die Zeit steht still: „Wie schön“. Wie von selbst kommen die Worte, ein schwacher, beinahe hilfloser Ausdruck für eine tiefe Erfahrung: In der Natur geborgen zu sein. Später frage ich mich: Bin ich nun unversehens ein Romantiker geworden? Ich habe aber nur erlebt, dass nicht alles in dieser großen Stadt aus Stein und Beton besteht, dass die Hektik nicht total ist. Vor allem: Dass wir uns das Schöne als Verbundenheit mit der Natur unbedingt bewahren müssen.

„So schön“: An diese Worte erinnere ich mich, als ich vor einigen Monaten in der Gemäldegalerie in Dresden die „Sixtinische Madonna“ von Raffael betrachtete: Eine Gruppe junger Frauen konnte ihre Begeisterung nicht verschweigen: „So schön“ riefen sie. Ihr Lehrer belehrte sie, dass prominente Leute hier einst in Tränen ausbrachen, der Dichter Friedrich Hebbel etwa oder der dänische Philosoph Henrik Steffens. Ich habe das berühmte Opus von Raffael ohne Tränen wieder verlassen, für mich gibt es zu viel Kult und Propaganda um diese Madonna.

„So schön“: Jeder und jede kann zu allen nur denkbaren Erlebnissen mit Kunst, Musik, Literatur zu einem eigenen ästhetischen Urteil kommen. Eindeutige und universal geltende Definitionen des Schönen gibt es wohl nicht. Wir werden niemanden verurteilen, der Kitsch noch schön findet. Es ist aber die Frage, wie man den „schön schreibenden“ berühmten Schriftsteller Ernst Jünger beurteilen soll: Er hat die Schlachten im Ersten Weltkrieg tatsächlich als schön beschrieben und sogar „die Wollust des Blutes“ gepriesen.

Ich stelle mir jetzt öfter die Frage: Hat die Erfahrung von Schönheit auch die Kraft, Leben zu gestalten, die Gesellschaft menschlicher zu machen? Oder führt die Erfahrung des Schönen, „der Kunstgenuss“, nur zur Fixierung auf das eigene Ego? Wird das Schöne also auch als ethisch gut erlebt? Ist vielleicht aber das ethisch Gute immer auch schön?

Bei einem Winterspaziergang vor kurzem, wieder im Berliner Park „Tiergarten“: Bei großer Kälte haben Helfer der „Evangelischen Berliner Stadtmission“ einen Obdachlosen auf einer Bank entdeckt. Er war eingeschlafen, dem Erfrieren nahe. Sanft weckten ihn die beiden jungen Männer, sprachen eine Weile mit ihm, trugen ihn, schon fast erfroren, in ihren „Kältebus“ und fuhren ihn zu einer warmen Unterkunft. Dort stehend, erinnerte ich mich an den Bericht vom m „barmherzigen Samariter“ und dachte an Rembrandts Gemälde.

Die Schönheit des Gutes gilt es zu entdecken. Haben wir die ungewöhnliche Schönheit der Menschen entdeckt, die in diesen Corona-Zeiten den Leidenden helfen?

Geschreven door Christian Modehn
Voorgelezen door Gert van Drimmelen
Geluidsmontage Seth Mook

Thema: Zo mooi

Zo mooi

In de titel van deze miniatuur hoor ik mijn eigen stem als ik vol verbazing en enthousiasme uitroep: “Zo mooi”. Al wandelend in ‘Tiergarten’, een groot Berlijns park, zie ik ineens een meer. De takken van de lindebomen en bloesems worden weerspiegeld in het water. Ik blijf staan op de smalle houten brug en geniet van het zonnetje. De tijd staat stil: “Wat mooi”. Deze woorden die als vanzelf in mij opkomen zijn een zwakke, bijna hulpeloze uitdrukking van de diepe ervaring, ‘Je geborgen te weten in de natuur’. Later vraag ik me af of ik ineens romantisch ben geworden maar nee, ik heb alleen ervaren dat niet alles in deze grote stad van steen en beton is, dat de hectiek niet totaal is. En bovenal: dat we de schoonheid van onze verbondenheid met de natuur absoluut moeten behouden.

“Zo mooi”: ik herinner me deze woorden toen ik een paar maanden geleden in de Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden naar Rafaels “Sixtijnse Madonna” keek. Een groep jonge vrouwen kon hun enthousiasme niet verbergen: “Zo mooi” riepen ze. Hun leraar vertelde hen dat prominente mensen als de dichter Friedrich Hebbel en de Deense filosoof Henrik Steffens hier ooit in tranen uitbarstten. Ik verliet Raphaels beroemde schepping zonder tranen, er is voor mij te veel cultus en propaganda om deze Madonna heen gebouwd.

“Zo mooi”: Iedereen kan tot een eigen esthetisch oordeel komen over alle denkbare ervaringen met kunst, muziek en literatuur. Er zijn waarschijnlijk geen duidelijke en universeel geldige definities van schoonheid. We zullen niemand veroordelen die kitsch mooi vindt. Maar de vraag is hoe men bijvoorbeeld de beroemde schrijver Ernst Jünger, die “prachtig” schreef, moet beoordelen: hij beschreef de veldslagen van de Eerste Wereldoorlog werkelijk als mooi en prees zelfs de “lust naar bloed”.
Ik stel mezelf nu vaker de vraag: heeft de ervaring van schoonheid ook de kracht om het leven vorm te geven, om de samenleving menselijker te maken? Of leidt de ervaring van schoonheid, het genieten van kunst alleen maar tot een fixatie op het eigen ego? Kan je schoonheid als ethisch goed ervaren? Maar is het ethisch goede ook altijd mooi?

Tijdens een winterwandeling onlangs, terug in het Berlijnse park ‘Tiergarten’, toen het erg koud was, zag ik dat mensen van de protestantse ‘StadtMission’ in Berlijn een dakloze man aanspraken op een bankje. Hij sliep, was bijna doodgevroren. De twee jonge mannen maakten hem zachtjes wakker, praatten een tijdje met hem, droegen hem naar hun hulpverleners-bus en brachten hem naar de opvang waar het warm was. Toen ik daar stond, herinnerde ik me het bijbelverhaal van de ‘barmhartige Samaritaan’ en dacht ik aan het schilderij dat Rembrandt daarvan maakte.

De schoonheid van het goede is de moeite van het ontdekken waard. Hebben we de bijzondere schoonheid wel ontdekt van de hulpverleners die mensen helpen die lijden in deze Coronatijd?

gepubliceerd op 1 februari 2021

siehe auch: https://soundcloud.com/vrijburg-amsterdam/vrijzinnige-miniatuur-blog-104/

Frühere Beiträge:

Zu spät?

„Es ist schon zu spät“. Ich muss gestehen, dass mich diese Erkenntnis seit langem bewegt: „Es ist zu spät, um die drohenden Katastrophen abzuwenden“. Ich bin kein Apokalyptiker und kein Freund des „Alarmismus“. Zwar wollen uns populistische Ideologen und ihre Politiker beruhigen und verkünden: „Alles halb so schlimm“. Tatsache aber ist: Den verheerenden Klimawandel gibt es wirklich. Ebenso die gezielte Vernichtung des Amazonaswaldes! Eine Tatsache sind auch die menschlichen Katastrophen, die neoliberale Finanzjongleure etwa für die Armen vor allem seit Jahrzehnten verursachen. Gegen die „Corona-Pandemie“ wird es wohl bald einen Impfstoff geben, mindestens für uns im privilegierten Europa. Gegen die genannten Katastrophen wird es keinen Impfstoff geben!

Wer heute als nachdenklicher Mensch und als Christ leben will, muss sich jetzt mit dem Spruch „Es ist schon zu spät“ auseinandersetzen. Und neue Erkenntnisse gewinnen: Ich kann mich nicht nur um meine kleine Welt sorgen und meinen privaten, angeblich „unpolitischen“ Lebenssinn suchen. Nein! Die Frage nach dem Sinn meines/unseres Lebens muss heute erweitert werden: Wie kann ich, wie können wir, trotz der Katastrophen, als EINE Menschheit weiterleben?

Ich darf mich also nicht dem populären Spruch „Es ist zu spät“  hingeben. Wenn ich dem folge, gerate ich schnell in den Fatalismus, in die totale Passivität. Dann haben all die Ideologen, die Leugner der genannten Katastrophen, gesiegt. Und dann tritt die Katastrophe wirklich sehr bald ein.

Die gültige Erkenntnis heißt: Noch sollte jeder und jede, nach den eigenen Möglichkeiten und Begabungen, an einem konkreten Projekt, retten, was noch zu retten ist. Und: Ich darf die Menschen nicht allein lassen, die schon seit einigen Jahren gegen die Klimakatastrophe Widerstand leisten. Es sind so viele junge Menschen, auch in „Fridays For Future“, die jetzt Solidarität brauchen von Älteren und ganz Alten.

Die Welt, die ich/wir den jungen Menschen hinterlassen, ist die von uns gemachte Welt! Es ist auch eine Welt der (von uns) bewusst zugelassenen und von uns gemachten Katastrophen.  Geschrieben am 26.9.2020

Menschen sind Miniaturen

Kürzlich habe ich in meinem Bücherschrank eine Miniatur entdeckt. Sie hatte sich dort „versteckt“, umgeben von Fotos und Kunstkarten. Miniaturen sind kleine Gemälde, sie waren beliebt im 19. Jahrhundert bei Porträtmalern. Meine Miniatur zeigt den dänischen Philosophen Soren Kierkegaard als jungen Mann, gemalt von seinem Cousin. In dem winzigen Porträt ist Kierkegaard als Mensch ganz präsent: Die hohe Stirn, die gut gepflegten dichten Haare, die sinnlichen Lippen, die Augen, die den Betrachter fast durchbohren, als ob sie die Frage stellen. „Was soll ich dir sagen? Du weißt ja, ich bin in der Liebe leidenschaftlich und im christlichen Glauben radikal“.

Die Kierkegaard Miniatur wird heute als ein Souvenir in Dänemark verkauft, wie eine winzige Ikone findet sie schnell ihren Platz, auf dem Schreibtisch, im Bücherschrank (aber vor den Büchern platziert!) oder an der Wand neben vielen anderen kleinen Gemälden und Fotos. Unser Freund Rolf hat eine kleine Galerie von Miniaturen in seinem Wohnzimmer, Kierkegaard ist dabei und Voltaire, aber auch kleine Fotos von Bert Brecht, Hannah Arendt oder Mahatma Gandhi. „Diese kunstvollen Miniaturen sind für mich Symbole“, sagt er, „ich habe Menschen unterschiedlicher Lebensformen sozusagen ständig vor Augen“.

Wenn ich längere Zeit diese Miniaturen-Wand bei Rolf betrachte, möchte ich am liebsten die dargestellten Personen miteinander ins Gespräch bringen. Hat die Religionskritik von Kierkegaard mit der Religionskritik von Brecht etwas Gemeinsames? Gandhi erinnert mich an seine berühmte Erkenntnis: “Jesus Christus gehört nicht nur den Christen, nicht nur den Kirchen, sondern der ganzen Welt“. Beim Betrachten der Galerie der Miniaturen gelange ich in die Spiritualität der Freisinnigen, der freien Geister… Gandhi als Freisinniger, warum nicht?

Ich bin von Miniaturen begeistert, sie zeigen: Menschen brauchen keine herrschaftlichen, riesigen Porträts oder monumentale Denkmäler. Wir Menschen sind in Wahrheit nur Miniaturen… aber geliebte Geschöpfe des Unendlichen und Ewigen.  Geschrieben am 30.10.2020

 3. Warten. Wachsam bleiben.

Wir warten auf den Corona-Impfstoff, für uns und die ganze leidende Menschheit. Warten und Wartenkönnen: die Tugend in Zeiten der Pandemie. Und nun haben die vier Wochen eines spirituellen, christlich geprägten Wartens begonnen: „Advent“ bedeutet: Warten auf die Ankunft einer heilen Welt. Advent ist also eine Zeit des Ausschauhaltens, der Sehnsucht.

Die spannende Frage: Worauf warte ich eigentlich in diesem Advent? Es gibt ein dringendes Verlangen: Dass Licht und Klarheit endlich mächtiger werden als Dunkelheit und Verwirrung, Menschlichkeit soll stärker sein als Hass. Gegen den Wahn der Egoisten und Machtbesessenen hat Jesus als Mensch gekämpft. Seine Weisheit heißt: Die Menschen sollten „aufwachen“ und immer „wachsam – Sein“. Junge Frauen hat Jesus verurteilt, weil sie im entscheidenden Moment nicht wachen wollten, also bei klarer, kritischer Vernunft bleiben konnten.  Dieser Advent also sollte eine Zeit des Wachsamseins werden. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ heißt eine Kantate von Johann Sebastian Bach, immer wieder gesungen in der Advent -Zeit. Aber wie oft wir diesen Choral gehört oder gesungen und sind trotzdem im Dämmerzustand geblieben?

Der spanische Maler Francesco de Goya (1746 – 1828) hat die Probleme der Menschen klar gesehen: Eine seiner provozierenden Miniaturen trägt den Titel „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“.  Goya nannte diese berühmte Radierung aus dem Jahr 1797 „Capricho“, also „Einfall“. Sein Bild zeigt einen Künstler, der bei Tage, während der Arbeit, eingeschlafen ist, seine Vernunft „ruhen“ lässt: Dann werden die Ungeheuer lebendig, schreckliche Tiere, böse blickend, gefährlich.

Meine Herausforderung im Advent 2020: Die Vernunft darf niemals schlafen. Denn nur die Vernunft kann Wahres und Gutes von Lüge und Bösem unterscheiden. Nur die Vernunft führt zu dieser Evidenz: „Menschenrechte sind oberste Norm“. Aktuell leide ich furchtbar: In Deutschland verursachen immer mehr Rechtsradikale, auch in der AFD, unsere Demokratie zu zerstören. Die Nationalisten, die Nazis, sind wieder da. Auch anderswo.

Meine Überzeugung: Für einen freisinnigen Christen kann es keine politische „Neutralität“ geben.

Vernunft und Empathie sind die größten Geschenke Gottes an die Menschheit, Geschenke des Ewigen, den viele als ihren „Schöpfer“ verehren.  Geschrieben am 22.11.2020

… wenn ich Beethoven höre….

Ich wollte Ludwig van Beethovens „runden“ Geburtstag feiern: Vor 250 Jahren, am 16. Dezember 1770, wurde er in Bonn geboren. Zunächst habe ich sein Leben studiert und ihn als kirchenkritischen Christen entdeckt, der auch Buddha schätzte und Kant, die Naturmystik war ihm wichtig. Beethoven – ein freisinniger Christ!  Die wichtigsten Inspirationen findet man in seiner Musik. Die Symphonien oder Klavierkonzerte habe ich beiseitegelassen. Und bin dann, in Erinnerungen an meine kindlichen Klavierübungen, bei dem populären Komponisten Anton Diabelli aus Wien gelandet. Er hatte Beethoven eingeladen, „Variationen“ über seinen Walzer zu schreiben. Aber wie hört sich die Antwort Beethovens an?  Er ließ sich von banalen Walzer – Tönen im Dreiviertel-Takt zu Großem inspirieren. Sein Werk nannte er „33 Veränderungen über einen Walzer Diabellis“.  Nicht Variationen, sondern „Veränderungen“ erlaubte sich Beethoven. Der Phantasie freien Lauf lassend, ist sein „Opus 120“ spielerisch und melancholisch, alle Gefühle werden geweckt, ein Meisterwerk! Die Interpretation, also der „Vortrag“, dieses letzten großen Klavierstücks Beethovens dauert mindestens 50 Minuten! Musik, die ins musikalische Staunen führt und dann auch ins Nachdenken: Beethoven, der mutige, zeigt: Ganz Einfaches kann zu großem inspirieren. Aber diese Leistung ist nicht nur einigen wenigen, den Genies vorbehalten. Ich denke, diese Verwandlung von Überliefertem, von Einfachem und Schlichten ist für jeden möglich.

Warum nicht auch zu Weihnachten? Aus Traditionellem für sich selbst und für andere Neues gestalten, das ist unsere Chance als freisinnige Christen. Ich will für mich – und vielleicht für andere – einen neuen Inhalt suchen für das sehr populäre, aber sehr schlichte alte Lied „Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht…“ Ich will keine „Variationen“ des Alten, sondern „Veränderungen“, wie Beethoven sagte. Jeder kann da seiner spirituellen Phantasie folgen:

Ein Vorschlag: „Stille Nacht, heilige Nacht. Nacht des Leidens und der Kranken. Viele andere schlafen. Wir gedenken der Wachenden: Der Pfleger und Ärzte an den Betten der COVID 19 Patienten. Sie machen diese Nacht heilig. Verwandeln sie zu einem Moment der Hoffnung“.

Geschrieben am 14.12.2020, veröffentlicht in Amsterdam am 28.12.2020.

Als ik Beethoven hoor

Ik wilde het 250ste geboortejaar van Ludwig van Beethoven vieren  (*16 december 1770) vieren.
Ik bestudeerde eerst zijn leven en ontdekte dat hij een christen was die kritisch over de kerk dacht, dat hij ook Boeddha en Kant waardeerde en natuurmysticus was.  Beethoven – een vrijzinnig christen!

En dan zijn muziek. Ik heb de symfonieën en pianoconcerten overgeslagen. Toen ik me de piano-oefeningen uit mijn kindertijd herinnerde, kwam ik terecht bij de populaire componist Anton Diabelli uit Wenen. Hij had Beethoven gevraagd om ‘variaties’ op zijn wals te schrijven. En hoe klinkt het antwoord van Beethoven? De banale wals in driekwartsmaat Inspireerde hem tot iets groots. Hij noemde zijn werk ‘33 veranderingen op Diabelli’s wals’. Beethoven stond zichzelf geen ‘variaties’ toe, maar ‘veranderingen’! Hij liett zijn fantasie de vrije loop. Zijn ‘Opus 120’ is speels en melancholiek, alle emoties worden geraakt, een meesterwerk! De interpretatie, oftewel de ‘preek’ van Beethovens laatste grote pianostuk duurt minstens 50 minuten! Muziek die leidt tot muzikale verwondering en vervolgens ook tot reflectie.

De moedige Beethoven laat zien dat eenvoud tot grote dingen kan leiden. En dat zo’n prestatie niet is voorbehouden aan enkelen, aan de genieën. Hij laat zien dat deze transformatie uit het traditionele, het alledaagse en het pretentieloze voor iedereen mogelijk is.

Waarom dan ook niet met Kerstmis? Iets nieuws creëren, weg uit het traditionele, voor jezelf en voor anderen, dit is onze kans als vrijdenkende christenen. Ik wil, net als misschien vele anderen, op zoek naar nieuwe inhoud van het over-populaire, simpele oude lied ‘Stille nacht, heilige nacht’. Ik wil geen ‘variaties’ maar ‘veranderingen’, zoals Beethoven dat noemde. Iedereen kan zijn verbeelding laten gaan…
Een suggestie is:
“Stille nacht, heilige nacht.
Nacht van lijden en zieken.
Terwijl vele van ons slapen.
We denken aan de helden:
Verpleegkundigen en artsen aan de bedden van COVID 19-patiënten.
Zij maken van deze nacht een heilige nacht.
Zij creëren een moment van hoop”.

 

 

 

Was wird normal sein „nach Corona“?

Im Blog der Remonstranten-Gemeinde „de Vrijburg“ in Amsterda, publiziert am 8.5.2020. Dieser blog steht unter dem Motto: „Liefde in tijden van corona“

Was wird normal sein nach Corona?

Von Christian Modehn, Berlin

Die Stunde des Übergangs vom Licht des Tages in die Dämmerung des Abends liebe ich besonders. Wir nennen diese Stunde in Deutschland „die blaue Stunde“. Jetzt habe ich Zeit, diese langen Momente der Verwandlung zu genießen.

Die blaue Stunde verbringe ich am liebsten auf dem Sofa. Ich lese nichts, ich höre keine Musik. Ich schließe die Augen, alles ist still. Aber ich will überhaupt nicht schlafen. Denn nun ist die Zeit der Tagträume gekommen. Und da muss der Geist wach sein. Irgendwie fühle ich mich dann wie ein gehorsamer Schüler des Philosophen Ernst Bloch: Er hat – wie Sigmund Freud – die Tagträume als Bilder des Zukünftigen über alles geschätzt. „Tagträume sind der Vorschein von möglichem Wirklichen“, ein Bloch-Zitat, das man nicht vergisst. Das Schöne ist, dass man sich an seine Tagträume erinnern kann, anders als bei den Träumen zur Nacht, die uns so schnell entgleiten.

Mein Tagtraum gestern war ein vernünftiges „Spiel“ mit dem Wort normal. Und dieses „Spiel“ lebt von Fragen, die ich einfach zulassen musste, selbst wenn sie provozierend sind.

Ich fragte mich: Ist meine Ruhe jetzt hier auf dem Sofa normal? Ich musste trotz Corona sagen: Ja, diese Zeit des Nachdenkens und der Phantasie, ist normal, nämlich menschlich. Und ich dachte voller Abwehr an die Zeiten, als ich von einem Termin zum anderen hetzte und für mich und andere so wenig Zeit hatte.

War also die Zeit vor Corona, normal? Ich dachte: In mancher Hinsicht war sie gut, war sie auch schön, wenn ich etwa an das herzliche Miteinander unter uns denke. Aber war unsere Gesellschaft normal, was die von Menschen erzeugte Klima – und Umwelt-Katastrophe angeht? War sie normal in ihrem Umgang mit den Flüchtlingen, auch auf Lesbos oder in Libyen? War sie normal, was die eigentlich akzeptierte Spaltung in Reiche und Arme, Essende und Hungernde, angeht? War sie normal, als sich Menschen umbrachten, bloß weil sie einen unterschiedlichen Glauben an Gott hatten?

Ich stoppte erst mal diese Fragen, weil ich antworten musste: Nein! Diese „alte“ Welt, „vor Corona“, war nicht normal.

Und ich gönnte mir eine Denk-Pause… Aber bald ging der Tagtraum als „Vorschein von möglichem Wirklichen“ wieder drängend weiter: Soll diese „alte“ Welt der Klima-Katastrophen, der permanenten Kriege, nach Corona wieder so weitergehen?

Ich hatte mich vom Sofa erhoben und rief ein lautes Nein in die Stille der Wohnung. Mein Mann blickte mich erschrocken an. Ich versuchte mich zu erklären: „Wir sollten alles tun, dass das alte Normale NICHT wieder zum neuen Normalen wird“. Und er sagte, leise, in die Stunde des abnehmenden Lichtes blickend: „Wollen das unsere Politiker? Will das die große Mehrheit der Bevölkerung? Und wer tritt für eine neue humanere Welt jetzt ein, für die Zeit nach dieser Corona-Pandemie?“

Erinnern: 75 Jahre Befreiung und Freiheit in den Niederlanden: Tage des Gedenkens am 4. und 5. Mai 2020

Ein Hinweis von Margriet Dijkmans van Gunst und Dik Mook am 2.Mai 2020

Am 4. und 5. Mai denken wir in den Niederlanden an die Opfer des 2.Weltkrieges und feiern die Befreiung von diesem Krieg. Wir halten inne und denken dabei auch ausdrücklich an die Verfolgung der Juden, oft auch an die Verfolgung von Homosexuellen, Roma und Sintis.

Jüdische Überlebende legen dann einen Kranz nieder an dem Denkmal auf dem Dam und erinnern an die Ereignisse an verschiedenen Orten, wo Juden deportiert wurden, u.a. an der Hollandsche Schouwburg.

Das „Nationale Komitee 4. und 5. Mai“ schreibt auf dessen Website: „Wir halten inne und denken an die Freiheit, die errungen wurde von Menschen, die dabei große Opfer gebracht haben. Wir feiern, dass wir seit 1945 wieder in Freiheit leben, in dem Bewusstsein, dass wir zusammen verantwortlich sind, Freiheit weiterzugeben an die künftigen Generationen“.

Interessant ist der Beitrag von Prinzessin Mabel auf dieser website. Sie schreibt am Ende ihres Beitrages:

„Aber wovon ich am meisten überzeugt bin, ist: dass Freiheit nicht erreichtet wird mit großen schönen Worten, sondern dass sie zustande kommt durch kleine konkrete Taten. Taten in unserem eigenen Umfeld, in unserem Leben. Taten, um großen und kleinen Konflikten zuvorzukommen. Taten, um Unrecht, Ungleichheit und Unterdrückung zu vertreiben. Taten, um deinen Mitmenschen wissen zu lassen, dass er oder sie zählt, genauso wie du selbst. Diese Taten , große und kleine, bilden die Basis für neue Kommunikation, also für neue Erzählungen, die wir mit einander teilen, die uns verbinden.

Der Dichter Leo Vroman sagt das so:

Komm heute mit Erzählungen

Wie der Krieg verschwunden ist

Und wiederhol es hundertmal

Alle Zeiten werd ich weinen“.

Dass das „National Comité 4. und 5. Mai“ niemals sehr deutliche Ausführungen gemacht hat über den Rechtspopulismus, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass man niemanden vor den Kopf stoßen will, auch nicht den politisch „rechten Teil“ unseres Landes…

In den vergangenen Jahren wurde oft versucht, das Thema des 4. und 5. Mai weiter zu verstehen als nur „die Befreiung von den Deutschen“. Aber das ist nur in einem begrenzten Umfang gelungen.

Immer wieder wird dieser Erinnerungstag eingegrenzt auf das Ende des 2. Weltkrieges und die Tatsache, dass wir, von den Deutschen befreit, nun vor 75 Jahren, freie Menschen sind und in Freiheit leben können. Diese Einschätzung hat auch damit zu tun, dass nun das Gedenken an den 4. und den 5. Mai sehr stark miteinander verbunden wurden: Der Gefallenen des 2. Weltkrieges wird am 4. Mai gedacht, die Freiheit wird am 5. Mai gefeiert.

Es gibt gute Initiativen, das Thema breiter aufzustellen, wie die jährliche gratis Theater Vorstellungen „na de Dam“ am Abend des 4. Mai, die das Thema Freiheit behandeln und dann die „Freiheitsmahlzeiten“ am 5. Mai mit „alten“ und „neuen“ Niederländern, mit Jungen und Alten. Diesmal werden am 5. Mai wegen der Corona-Krise nur Dosen mit Suppe (soepblikken) ausgeteilt. Eine interessante Initiative!

In diesem Jahr werden, wie schon angedeutet, wegen der Corona-Krise die Erinnerungen und die Festlichkeiten anders sein als vorher. Ohne Publikum wird die Erinnerungsfeier am 4. Mai auf dem Dam in Amsterdam sein, an dem früher viele Menschen teilnahmen. Nun wird dieses Gedenken ohne Publikum stattfinden. Unser König wird eine Rede halten, was er noch nie vorher getan hat am 4. Mai.

Am 5. Mai sollte im Kunstmuseum in Den Haag die Rede zum 5. Mai Vortrag von Angela Merkel gehalten werden. Leider kann das wegen der Verhältnisse jetzt nicht möglich sein und es werden sich bekannte Niederländer über die sozialen Medien zu Wort melden.

Wir nehmen als Kirchen-Gemeinde „Vrijburg“ (Remonstranten und freisinnige Protestanten) teil an der „Aktion Freiheitsmahlzeit“. Wir bringen dann als Gemeinde am 5. Mai die Suppen zu den Menschen, die unsere Hilfe besonders brauchen in diesen Zeiten.

 

Liebe in Zeiten von Corona: Liefde in tijden van Corona: Ein täglicher Blog der Remonstranten in Amsterdam

In Amsterdam arbeiten die „freisinnigen Protestanten“ und die Remonstranten in einer Gemeinde zusammen: In der schönen Kirche „de Vrijburg“  im Süden der Stadt. Die Gemeinde hat sich schon sehr früh entschlossen, eine besondere Initiative zu starten: Sie hat Gemeindemitglieder und Freunde eingeladen, ihre persönlichen Eindrücke, ihre Hoffnung und Ängste in diesen „Corona-Zeiten“ aufzuschreiben und in einem blog zu verbreiten. Dik Mook hat meinen Beitrag übersetzt, der heute dort  als Nr. 25 dieser Reihe, erschienen ist, und der allen Niederländisch Lesenden, Sprechenden, vorgestellt wird.

Die weiteren aktuellen Kommentare zum Thema können bestellt werden über: liefdeintijdenvancorona@vrijburg.nl

Liefde in tijden van Corona – Bijdrage van Christian Modehn

Op reis door mijn huis

“Een hartelijke reisgroet!”

Veel meer schreven we vroeger niet op de bekende ansichtkaart; er was te weinig ruimte.

Nu kan ik wat uitvoeriger schrijven. En serieus: ik reis door mijn huis. Ik doe er echte ontdekkingen, beleef momenten van vreugde, van stilte, hoogtepunten.

Ik vertrek ’s ochtends. Ga eerst van mijn bureau naar de boekenkast. En ik sta versteld, bijna beschaamd: zoveel boeken die ik nog niet heb gelezen. Ik kocht ze uit interesse. Kijkboeken, catalogi van tentoonstellingen. Ik pak de „aquarellen van Cézanne“ en ga zitten. Ik heb toch de tijd. Met een paar kleuren schildert hij de essentie van het berglandschap van Sainte-Victoire, Provence. Er rijst een vraag: wat betekent het voor mij; word ik ook meester van de eenvoud, zoals Cézanne?

Ik reis verder. In de volgende kamer hangt een uitbundig schilderij, ‚herfstlandschap in de Harz‘, een erfstuk van mijn tante Maria. Wat hield ze van dit schilderij. Ik ga zitten, zie haar enthousiasme voor me, ben dankbaar en blijf niet alleen vóór het schilderij hangen, maar stap er ook in: ik bèn in de Harz.

Mijn man roept me uit de keuken ​​voor koffie. „Land van herkomst El Salvador“ staat op het pak. We praten niet over de verstandige dwang om thuis te blijven, maar over El Salvador, de burgeroorlog, uitbuiting, de armen, basisgemeentes.
En we zwijgen.
Ik vraag: “Waarom gaat het ons, ondanks alles, toch nog zo goed?”
We reizen nu samen verder, wandelen naar een hele rij kleine Boeddhabeeldjes die vredig naast een serie Jezusfiguren staan. “Eigenlijk is onze meditatiehoek een soort toevluchtsoord”, zegt hij. Ik vraag: “Wat zouden Boeddha en Jezus ons nu te zeggen hebben?”

Misschien zitten we wel een uur stil op de bank. De tijd staat stil. Helemaal in het hier en nu.

Dat gaan we vaker doen, uitstapjes in huis.

Christian Modehn, Berlijn (vertaling Dik Mook)

PS.: Ik kreeg inspiratie voor „Op reis door mijn huis“ van de Franse schrijver Xavier de Maistre (1763-1852), uit zijn boek „Voyage autour de ma chambre“.

 

Meine Biographie und meine Bibellektüre

Ein neues Buch von 11 Pastorinnen und Pastoren de Remonstranten – Kirche

Von Christian Modehn

Wenn die Lektüre der Bibel nicht nur der Information dient und etwa nur eine allgemeine Antwort auf die sachliche Frage fordert: „Was sagte denn Jesus tatsächlich in seiner Bergpredigt?“, wenn also die Bibel wie ein Dialogpartner zum heutigen Leser inspirierend sprechen soll und der Leser dann den Text dreht und wendet und erwartungsvoll befragt: Dann ist der Moment gekommen, dass man von einer „autobiographischen Bibellektüre“ sprechen sollte. Ein Mensch von heute mit seinen persönlichen Fragen liest – vielleicht zufällig – einen kurzen Bibeltext, begegnet dort – überraschend – einer leibhaftigen Person und erkennt in der Erzählung von einst sich selbst wieder. Und gerät ins tiefere Suchen nach sich selbst. Oder er/sie wird durch die Erzählung in seinem/ihren eigenen Lebensentwurf bestätigt, meist aber erschüttert. Bei all dem gilt es natürlich den kritischen Verstand zu bewahren!

Es ist schon ein Stückweit Offenbarung, Freilegung“, der persönlichen „privaten“ Lebensgeschichte, wenn 11 Pastorinnen und Pastoren der protestantischen Remonstrantenkirche ihr Leben, ihre Geschichte, mit der speziellen Lebensproblematik mit einem Bibeltext konfrontieren und aus der Begegnung nicht nur Erkenntnisse, sondern heilsame Weisheit entnehmen. Und diese auch mitteilen.

So geschieht es in dem neu erschienen Buch „Mijn held en ik“. „Autobiografisch Bijbellezen“: Da wird die sehr persönliche Aussprache der Pastorinnen und Pastoren über „ihre“ biblischen Gestalten Simson oder Leah, Ezechiel oder Johannes dem Täufer usw. vorgestellt. Diese biblischen Gestalten werden zu inspirierenden „Helden“ für heute. Manchmal werden förmlich zur Verstärkung auch andere poetische Texte hinzugezogen, wie etwa die Gedichte von Tomas Tranströmer.

Dass diese Form der Begegnung von Bibel und Leser auch für Gruppengespräche geeignet ist, wird dann im Schlusskapitel des Buches gezeigt.

Für Menschen, die Niederländisch lesen können, ist dieses Buch sicher eine gute Anregung: Sich selbst besser zu verstehen in der Auseinandersetzung mit den Begegnungen anderer, eben biblischer Gestalten. Denn auch sie erlebten oft wahre Dramen, sie waren zerrissen zwischen dem eigenen Wollen und einer göttlichen Weisung. Und fanden eigene Antworten, auch spirituelle Antworten.

Die Voraussetzung für diese Bibellektüre mit der Auswahl eines „Helden“, der mich dann weiter bringt, ist die Erkenntnis: Die Geschichten von Gestalten der Bibel gehören nicht einer untergegangenen Vergangenheit an! Vieles ist vielmehr förmlich „gleichzeitig“ mit uns. Diese Gestalten, „meine Helden“ – für eine gewisse Zeit – gehören als Menschen zu uns heute!

Als deutscher Leser wundert man sich vielleicht, dass der Begriff „Held“ im Niederländischen noch so verwendet werden kann. Früher hätte man in Deutschland vielleicht eher von Vorbildern (auch problematisch) gesprochen… Was „Helden“ angeht, sind wir in Deutschland eher sprachlos, „begriffslos“ geworden…Sicher ist dies eine Folge der Nazi – Zeit, die ja bekanntlich auch die Sprache vergiftete.

Das Buch lädt ein zum weiteren Nachdenken: Kann ich mir einen Apostel als meinen Held wählen, vielleicht sogar Paulus? Oder kann sogar Jesus von Nazareth in einer bestimmten Hinsicht, in seiner bestimmten Lebenspraxis, mein Held sein? Ist Glauben vielleicht die Verbindung, wenn nicht Bindung an einen „Helden“? Klingt komisch vielleicht: Aber warum kann Jesus von Nazareth nicht auch und vor allem mein Held, unser Held, werden? Der Jesus, der den Frieden lebte; der die Frauen liebte; den Jesus, der so viele Gleichnisse lehrte…

„Mijn Held en Ik. Autobiografisch bijbellezen“. Herausgegeben von Bert Dicou und Koen Holtzapffel. Verlag Skandalon, mit Illustrationen von Bert Kuipers. 176 Seiten, 16,95 EURO. Mit Beiträgen von: Jan van Belle, Fride Bonda, Sigrid Coenradie, Bert Dicou, Koen Holtzapffel, Lense Lijzen, Evelijne Swinkels-Braaksma, Joep de Valk, Corrie Vis, Alleke Wieringa en Sandra van Zeeland-van Cassel.

Christian Modehn

Was wichtig ist für Remonstranten – eine Perspektive fürs Jahr 2020

Im Weihnachtsgruß 2019 hat das Leitungs-Team der Remonstranten in Utrecht einmal mehr deutlich gemacht, was das eigene theologische Profil bestimmt.

Was uns Remonstranten (ver)bindet,

unsere Überzeugung,

dass Glauben auf ganz verschiedene Weise möglich ist. Je nach Überzeugungen, Lebensformen und Erlebnissen, je nach dem Umgang mit den Quellen unseres Lebens oder der Art, wie wir uns zeigen. Wir glauben, dass wir Gott und den anderen Menschen auf unterschiedliche Weisen ehren und dienen können.

unser Verlangen,

von Bedeutung zu sein für Menschen, die auf der Suche sind nach einer Vertiefung im Leben und einer Verbindung mit dem Lebendigen.

unser Wunsch,

dass wir in unserem gemeinsamen Suchen Grenzen überschreiten, Grenzen zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen, zwischen den Erzählungen von unseren spirituellen Quellen und den Erzählungen des alltäglichen Lebens, zwischen dem Christentum und anderen Religionen und Weltanschauungen, zwischen Glauben, Spiritualität und Entdeckung des Lebenssinns.

unser Verlangen,

um als Glaubensgemeinschaft in aller Vielfalt in lebendiger Bewegtheit zu bleiben und auch bisher unwegsame Wege zu gehen und so neue Verbindungen, Kontakte, zu schaffen.

unsere Überzeugung,

dass auch unsere Zeit Formen der Verbindung und Gemeinschaft nötig hat, aber diese sollen offen, einfach (leicht) und nach Art von Netzwerken sein, einfach so, wie „ein Dach über einigen Köpfen“.

unsere Erkenntnis,

dass eine geistig und seelisch lebendige Gemeinschaft noch etwas anderes ist als eine Organisation, die wir mit einander aufgebaut haben.

Übersetzung; Christian Modehn

Religionsphilosophischer Salon anläßlich des 10jährigen Bestehens des „Forum der Remonstranten in Berlin“

Im Jahr 2020 starten wir mit einem religionsphilosophischen Salon diesmal am DONNERSTAG, den 9. Januar 2020 um 19 Uhr, in der Galerie FANTOM, Hektorstr. 9.
Unser Gesprächsthema: Das NEUE: Gibt es noch für uns das Neue im emphatischen Sinn? Haben wir die Kraft, das Neue als das Bessere und Gerechte zu leben und durchzusetzen? Unter welchen Bedingungen ist das Alte besser als Neue? Was ist der Sinn von Utopie?

Dieser religionsphilosophische Salon ist eine Erinnerung daran, dass vor 10 Jahren, 2009 im Januar, das „Forum der Remonstranten in Berlin“ gegründet wurde.

Herzliche Einladung mit der Bitte um Anmeldung an: christian.modehn@berlin.de Ein Gesprächsthema, das stark von eigenen Lebens-Erfahrungen geprägt sein kann.Es geht auch um „Lebensweisheit“, die wir miteinander teilen…Das gehört ja immer in einen philosophischen Salon.

Am Freitag, den 22. NOVEMBER 2019 um 19 Uhr fand wieder ein religionsphilosophischer Salon statt, in der Galerie Fantom, Hektorstr.9.
Unser Thema: Was bedeutet „Apokalypse“ und „apokalyptisch“? Der Untertitel war: „Unsinn und Sinn der Apokalypse“, das deutet schon die kritische Haltung zum Thema an. 18 Teilnehmer waren bei einem intensiven, selbstverständlich auch kontroversen Austausch dabei. Einige Hinweise zum Thema, auch als Begrenzung eines fundamentalistischen apokalyptischen Denkens, können Sie hier lesen.

 

Die Remonstranten – eine Geschichte von „Verlierern“?

Über einen Beitrag von Peter Nissen, Professor für Ökumene an der Radboud-Universität von Nijmegen und Remonstranten Pastor in Oosterbeek NL.

Von Christian Modehn

Peter Nissen, Ökumene Professor und als Historiker auch Spezialist für die Geschichte der Remonstranten, hat in diesem Jahr (2019) in der Zeitschrift ADREM 11 ausführliche Beiträge geschrieben über die Synode von Dordrecht und die Folgen. Vor 400 Jahren kam es dort bekanntlich zur Verwerfung (und kurzzeitig auch zur Verfolgung) der freiheitlich – humanistisch orientierten Gruppe der Remonstranten-Theologen durch die offizielle mehrheitliche calvinistische Kirche in den Niederlanden.

So entstanden damals zwei Kirchen: Die streng orthodoxe calvinistische Kirche der großen Mehrheit und die zahlenmäßig kleinere, aber explizit freiheitliche, wir würden heute sagen liberal-theologische, Remonstranten Kirche. Sie trägt bis heute den Titel „Bruderschaft“. Damit ist selbstverständlich keine antifeministische Aussage gemacht!

Was ist wichtig in dem Beitrag von Peter Nissen, der meines Erachtens sehr erhellend ist und weitere Debatten anregen könnte:

  1. Auch Kirchengeschichte wurde und wird wohl noch immer aus der Perspektive der Sieger geschrieben.
  2. Die Verlierer in den Auseinandersetzungen um den „wahren Glauben“ werden kaum wahrgenommen. Ihre Wahrheit wird ausgeblendet.
  3. Die Remonstranten sind in der Sicht von Peter Nissen historisch gesehen die Verlierer. Durchgesetzt haben sich die „orthodoxen“, streng calvinistischen Kirchen.
  4. Noch immer besteht gelegentlich die falsche Meinung, so Peter Nissen, die Remonstranten seien eine Variante der Reformierten (Calvinisten). Der Titel als Selbstbezeichnung „remonstrantisch-reformierte“ kommt ja noch vor. Die Remonstranten sind etwas Eigenes, mit eigener Theologie.
  5. Es gilt, so Prof. Nissen, sich von der Perspektive zu befreien, die Gewinner (die Reformierten) hätten recht, die Remonstranten unrecht. Diese verbreitete Denk-Richtung nennt er „Tunnelblick“.

Was bleibt also, meiner Meinung nach?

Die Remonstranten als eigenständige Kirche (als liberal-theologische, nicht-fundamentalistische Kirche) sind heute dringender und wichtiger denn je. Denn angesichts globaler Ängste geht das religiöse Interesse sehr vieler Menschen in die Richtung evangelikal, pfingstlerisch, fundamentalistisch charismatisch etc.

Dass es eine andere Gestalt des christlichen Glaubens gibt, eben eine freisinnige christliche Kirche, die offen, dialogbereit, tolerant, nicht-dogmatisch ist und bleiben will, dies muss wohl noch viel deutlicher gesagt werden. Auch in Deutschland.

Und deutlich werden sollte dann: Auch diese liberal-theologischen Kreise und Gemeinden haben ihren eigenen Charme, ihre eigene menschliche Wärme! Die braucht man nicht bei den enthusiastischen Fundamentalisten zu suchen.

Wichtig wäre nur, in meiner Sicht, wenn sich die Gottesdienste (am Sonntag) deutlich von den üblichen reformierten Gottesdiensten unterscheiden würden, wenn sie auch liturgisch mehr eigenes und neues Profil erhielten.

Und die tatsächlich ja aus Flüchtlingen gegründete Remonstranten – Kirche könnte meines Erachtens deutlicher noch ihr politisches Profil zeigen im praktischen Einsatz für die Menschenrechte.

Copyright: Christian Modehn