Die neue website der Remonstranten in Holland hat einen Text veröffentlicht, der für einen modernen Glauben im 21. Jahrhundert plädiert, zur neuen website klicken Sie hier.
Was glauben wir?
Einige Hinweise der Remonstranten-Kirche, Holland. Sie ist als freisinnige, „liberal-theologische“ protestantische Kirche Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen Genf.
„Glauben beginnt bei dir“, heißt es immer wieder bei den Remonstranten. Was bedeutet das genau ?
Für Remonstranten heißt das: Wir nehmen deine Lebensweisheit und deine Ansichten uneingeschränkt ernst. Auch legen wir Wert auf eine wachsende, fortschreitende Einsicht. Man kann das auch Flexibilität nennen. Gott lässt sich nicht einfangen in Worte, in Kirchen, in Glaubensbekenntnisse. Das bedeutet: Alles Sprechen von Gott ist vorläufig. Trotzdem ist ein Gespräch über den Glauben wirklich der Mühe wert. Das ist sogar von größter Bedeutung, denn so verhindern wir auch, dass wir in unseren subjektiven Annahmen einfach „hängen bleiben“. Remonstrantische Gemeinden bilden dann sozusagen auch das „pulsierende Herz“ von der Kirchengemeinschaft (im ganzen).
Aber beginnt Glaube nicht mit Gott?
Da gibt es verschiedene Meinungen. Es gibt eine alte theologische Diskussion, wo Glauben genau beginnt, bei den Menschen oder mit Gott. In jedem Fall sind Remonstranten vorsichtig, um im Namen Gottes zu sprechen. Auch wollen sie die Kenntnis, das Verstehen, nicht vertreiben und gelten lassen im Glauben. Wir wissen aufgrund der biblischen Wissenschaft, dass die Bibel ein Werk der Menschen ist und wir wissen auch, dass die Kirche nicht unfehlbar ist. Remonstranten behaupten nicht schnell, dass das Christentum der einzig wahre Glaube ist. Darum ging es Jesus auch nicht. Ein Auge zu haben oder einen Sinn zu haben für das menschliche Maß im Glauben, das finden Remonstranten so wichtig. Wie kommt man damit zurecht? Remonstranten plädieren deswegen für ein freies und tolerantes Christentum. Jeder Remonstrant ist frei, seinen Glauben auf seine eigene Art zu gestalten. Darum kann man Menschen unter den Remonstranten treffen, die sich mit Achtsamkeitsübungen oder mit Zen-Buddhismus persönlich beschäftigen.
Zusammensein und Sprechen…
„Glauben beginnt bei dir“ bedeutet für Remonstranten nicht, dass der Glaube der aller individuellste Ausdruck der aller individuellsten Gefühle ist. Sondern: Gerade im Gespräch mit anderen entwickelt man am besten die eigene Lebensweisheit. „Glaube beginnt bei dir“ : Dieser Satz stimmt, aber dann geht es doch auch um andere. Darum treffen sich Remonstranten während der Woche oder am Sonntag, zuweilen in der Kirche oder auch bei den anderen zuhause.
Moderne christliche Perspektiven
Remonstranten bilden eine christliche Kirche. Aber das bedeutet für uns: Wir untersuchen, in welcher Form der christliche Glaube auch für das 21. Jahrhundert orientierend sein kann. Wir übernehmen nicht ohne weiteres, was frühere Generationen über den Glauben gesagt haben. Wir als Remonstranten sind bereit, die Kirche zu verändern, wenn die Zeit das verlangt. Gleichzeitig ist unser Glaube verwurzelt im Evangelium von Jesus Christus. Seit ihrem Entstehen vor 4 Jahrhunderten, sind die Remonstranten stets eine etwas „vorwitzige“, „vorlaute“ „Schwester“ der christlichen Kichen gewesen. Remonstanten lieferten wichtige Beiträge zur Erneuerung der Theologie. Sie gehörten zu den ersten, die Frauen zum Amt des Pastors zuließen, sie waren eines der Gründungsmitglieder des Ökumenischen Weltrates der Kirchen (Genf). 1986 standen sie auf Seite 1 der „New York Times“, weil die Remonstranten die erste Kirche weltweit war, die die Ehe und die Segnung in der Kirche erlaubte für Liebende des gleichen Geschlechts.
Im Jahr 2006 präsentierten remonstrantische Pastoren ein neues Glaubensbekenntnis für unsere Kirche. Dabei war es keine Absicht, den Glauben ein für allemal festzulegen. Es ging nur darum, eine Orientierungshilfe zu bieten für den persönlichen Glauben eines jeden. Das Glaubensbekenntnis bindet nicht den einzelnen!
Neben dem Gespräch über den Glauben inmitten des Lebens legen die Remonstranten auch wert auf das aktive Tun zugunsten der anderen Menschen. Darum unterstützen wir auch verschiedene Initiativen der Solidarität. Wir sind ja keine „kirchliche Insel“. Darum gibt es auch viele Kontakte mit anderen Kirchen und mit „weltlichen“ Gruppen, die einen ähnlichen offenen Geist haben.
Übersetzung aus dem Niederländischen: Christian Modehn Berlin.