Die aktuelle Frage an die Remonstranten

Tom Mikkers ist Generalsekretär der Remonstranten
Tom Mikkers ist Generalsekretär der Remonstranten
Tom Mikkers ist Generalsekretär der Remonstranten

Frage an Tom Mikkers: Welche Bedeutung hat für Remonstranten das Gespräch mit anderen Religionen?

„Den interreligiösen Dialog finden wir sehr wichtig. Im Jahr 2006 war dies das Jahresthema unserer Kirche. Damals ging es vor allem um den Dialog mit den Muslimen. Was den Buddhismus betrifft: In einigen Remonstranten Gemeinden wird aktiv die Zenmeditation betrieben. Auch gibt es einige Pastoren, die sich über das Christsein hinaus auch als Buddhisten verstehen“.

 
 
 
 
 
 
 
 

Ökumenisches Abendmahl ist selbstverständlich

Frage an Tom Mikkers, Generalsekretär der Remonstranten, Utrecht:
Im Mai findet in München der 2. Ökumenische Kirchentag statt. Ein gemeinsames Abendmahl/eine gemeinsame Kommunion von Protestanten und Katholiken darf es aufgrund des katholischen Einspruchs nicht geben. Was denken Remonstranten über das gemeinsame Abendmahl?
Die Antwort:
Remonstranten kennen ein offenes Abendmahl. Jesus, der Herr, lädt alle ein zu seiner Mahlzeit. In den remonstrantischen Gemeinden sind deswegen immer die Worte zu hören: „Sie alle sind eingeladen zum Abendmahl, ungeachtet zu welcher Kirche Sie gehören oder ob sie auch unkirchlich sind“. Es ist traurig, dass dieser Ausgangspunkt des Evangeliums nicht in allen Kirchen gültig ist. Dem mühsamen Gespräch mit anderen Kirchen zu dem Thema gehen wir nicht aus dem Weg. Trotzdem sind wir auch vorsichtig, um hier den anderen Kirchen allzu laut eine Belehrung zu erteilen. Aber wenn die Rede ist von einem gemeinsamen Abendmahl, dann begrüßen wir das! Das steht auf der Linie der Praxis, die wir selbst befürworten.

Wie beten Freisinnige, welche Gottesdienste wollen sie in kleinem Kreis feiern?

Christiane Berckvens-Stevelinck, Theologin und Pastorin der Remonstranten Kirche und darüber hinaus Begleiterin bei der Entwicklung von (auch weltlichen) Ritualen hat zusammen mit dem Theologen Sytze de Vries ein Buch herausgegeben mit dem Titel: „Vieren und Brevieren“, also „Feiern und beten“. Der Untertitel heißt ins Deutsche übersetzt: „Liturgische Bausteine für kleine Glaubensgemeinschaften“. Die Autoren gehen davon aus, dass in Zukunft vor allem kleine Glaubensgemeinschaften, Hausgemeinschaften, „Salons“ usw. wichtig werden. Die großen Kirchen(gebäude) könnten dem Trend folgend mehr und mehr musealen Charakter erhalten. In den Niederlanden sind z.B. noch 33 Prozent der Bevölkerung mit einer Kirche verbunden, in Deutschland sind 33 Prozent der Einwohner „unkirchlich“, mit stark steigender Tendenz. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich religiös interessierte Menschen in kleinen Gruppen und in kleinen Häusern treffen. Es ist ja. nebenbei, bezeichnend, dass sich der Buddhismus in seinen vielen Formen in Europa fast ausschließlich in „kleinen Räumen“ organisiert, in Wohnungen, Läden, Fabriketagen usw. und sich dabei offenbar prächtig entwickelt. Die großen Kirchen haben große, aber fast immer leerstehende und verschlossene, tagsüber unerreichbare Gebäude…In dieser Situation ist das Buch von Chr. Berckvens – Stevelinck und Sytze de Vries von dringender Aktualität. Auf den Inhalt werden wir später ausführlich hinweisen. Nur so viel: Die Autoren erwähnen positiv ausdrücklich die „slow-movement“, die Bewegung, das Leben insgesamt, aber auch das Essen, LANGSAM zu gestalten. Zum ersten Mal wird in einem theologischen Buch die „Slow“ bewegung erwähnt. Hoffentlich finden sich alsbald Verleger in Deutschland, um das wichtige Buch ins Deutsche zu übersetzen.
Verlag Meinema, in Zoetermeer, 2009. 264 Seiten, 23,50 Euro. ISBN 978 90 211 4238 8. Christiane Berckvens-Stevelinck hat eine eigene website: www.moederoverste.nl. Und Sytze de Vries: www.sytzedevries.com

Für die Trennung von Kirche und Staat

Wibren v.d. Burg

Für die Trennung von Kirche und Staat
Von Wibren v.d. Burg, Professor für Rechtsphilosophie in Rotterdam.

Aus remonstrantischer Perspektive muss meiner Meinung nach jede Verquickung von Kirche und Staat zurückgewiesen werden. Damit nehmen Remonstranten Stellung gegen den Gedanken einer Staatskirche , wie er in der lutherischen und anglikanischen Tradition noch vorkommt. Darüber hinaus verwerfen Remonstranten den Gedanken der römisch – katholischen Tradition, dass diese Kirche als Interpretin des Naturrechts sich intensiv in politische Debatten einmischen darf und ihre Mitglieder auch aufrufen darf, einer bestimmten Partei die Stimme zu geben. Remonstranten verwerfen auch die Intervention durch etliche katholische Bischöfe in politische Debatten, wenn es sich etwa um Abtreibung, Euthanasie und Ehefragen handelt. Dabei sollen nach dieser katholischen Vorstellung sogar die Politiker, die dieser
amtlichen Position nicht folgen, von der Teilnahme an der
Kommunion ausgeschlossen werden. Auch die Praxis vieler Länder, in einem Konkordat der katholischen Kirche wie dem Staat bestimmte Vorrechte anzuerkennen, ist aus remonstrantischer Sicht unannehmbar. Für Remonstranten gibt es keinen „christlichen Staat“ und keine „christliche Politik“. Sie sind sehr zurückhaltend, Religion und Politik direkt zu verbinden. Der Gedanke, dass die Religion ein Organisationsprinzip ist für die Regelung des gesellschaftlichen Lebens, ist den freisinnigen Christen, also den Remonstranten, fremd. Sie waren dagegen, als sich die niederländische Geselschaft im 20. frühen Jahrhundert nach „Säulen“ getrennt organisierte, also eine protestantische Säule neben einer katholischen und diese neben einer sozialistischen Säule usw. Remonstranten haben stets neutrale und allgemeine Organisationen bevorzugt. Darum gibt es keine freisinnigen Parteien und auch keine freisinnigen Schulen oder freisinnige Hilfswerke. Dieser Meinung sind die Remonstranten nicht, weil sie meinen, dass Religion nur Privatsache sei ohne gesellschaftliche Konsequenzen, im Gegenteil. Sie meinen nur: Die religiöse Orientierung kann nicht die Basis sein, auf der sich gesellschaftliche Organisationen bilden.

Entnommen dem Buch: „De remonstrantie. 400 Jaar“. Hg. von K. Holtzapffel und M.v. Leeuwen. Meinema Verlag, Zoetermeer, 2010, dort s. 162 f.

Ein neues Glaubensbekenntnis, ein Ausdruck der Freiheit

Das neue Glaubensbekenntnis der Remonstranten, einer freisinnigen Kirche in den Niederlanden

—-Die Remonstranten als protestantische Kirche (Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen, Genf) verpflichten ihre Mitglieder nicht auf ein bestimmtes Glaubensbekenntnis. Der folgende Text remonstrantischer Theologen ist eine Einladung zum Nachdenken, zum kreativen Umgang mit der persönlichen Suche nach einem individuellen und nicht schon immer autoritär vorgegebenen Glauben—.

Wir erkennen und glauben,Weiterlesen →

Denkend glauben

Der Theologe Prof. Dr. Marius van Leeuwen beim Referat über die Aktualität der Remonstranten
Der Theologe Prof. Dr. Marius van Leeuwen beim Referat über die Aktualität der Remonstranten

Wo Dogmen nicht bindend sind: Hollands »Freisinnige Kirchen« stellen persönliche Verantwortung über alles

Von Christian Modehn

Kaum vorstellbar in der weiten und bunten Ökumene: Eine christliche Kirche, die ihre Mitglieder nicht Weiterlesen →

Die freisinnigen Christen und ihr Initiator: Arminius

Jacobus Arminius
Arminius: Initiator der Remonstranten
Arminius: Initiator der Remonstranten

Die Remonstranten erinnern an die Aktualität von Arminius

Am 19. Oktober 1609, vor 400 Jahren, starb der Initiator einer wichtigen freisinnigen Kirche, sie heißt Remonstranten bzw. Remonstrantische Bruderschaft. Sein Name: Arminius aus der niederländischen Stadt Leiden, er und seine Freunde legten die „remonstrance“, den Widerspruch, ein, als konservative und vielleicht fundamentalistisch orientierte Christen, Calvinisten, die absolute Vorherbestimmung des Lebens eines jeden Menschen als Lehre Jesu von Nazareth und der Bibel ausgeben wollten. Arminius und seine Gefährten legten allen Nachdruck auf Weiterlesen →

Eine Kirche, die anderen Asyl bietet: Die Remonstranten

Die Remonstranten:

Eine Kirche der persönlichen Freiheit

Einige Passagen aus einem Interview mit Tom Mikkers (40), Generalsekretär der Remonstranten, einer protestantischen Kirche in Holland und Deutschland. Die Remonstranten sind eine kleine, progressive Kirche, Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen.

Menschen suchen Entfaltung und Raum in der Kirche. Wir Remonstranten sind ein bisschen eine Weiterlesen →