Muslim predigt in Remonstranten Kirche

„Es gibt auch die Freiheit, NICHT zu glauben“

Muslim predigt in Remonstranten Kirche in Amsterdam

„Gott hat uns geschaffen als Menschen, nicht als Gläubige. Ohne den freien Willen gibt es keinen Glauben“. Mit diesen Worten eröffnete der im ganzen Land bekannte Politiker marokkanischer Herkunft, Ahmed Marcouch (als Sozialdemokrat Mitglied im niederländischen Parlament (Zweite Kammer)  am Sonntag, 14. November 2010, seine Predigt; er hielt sie in der Kirche der Amsterdamer Remonstranten, in der „Vrijburg“. Er sagte weiter: „Ohne den freien Willen gibt es keinen Glauben. Glaube entsteht aus einem freien Willen, aus einer bewussten Wahl. Wenn das nicht der Fall ist, dann handelt es sich um einen Automatismus, um eine sklavische Reaktion. Weil nun Glauben aus dem freien Willen entsteht, bedeutet das auch, dass Menschen wählen können, gerade NICHT zu glauben“.

Etwa 200 Menschen nahmen an diesem Gottesdienst teil, zu dem der Pfarrer, Joost Röselaers, eingeladen hatte. Dies war übrigens der reguläre Sonntagsgottesdienst der Remonstranten um 10.30,  es war keine Sonderveranstaltung. Dagegen gab es einige kritische, protestierende Stimmen aus konservativen Kreisen. So ist es, von Deutschland aus gesehen, ein Zeichen für den Mut der Remonstranten, neue Formen des Miteinanders zu suchen über alle dogmatischen Grenzen hinweg. Der Dialog gehört in den Mittelpunkt der Gemeinde!  „Unsere Gemeinde war einstimmig für diesen Gottesdienst, darauf kann man stolz sein“, sagt Joost Röselaers.  Am Schluss des Gottesdienstes beteten der Pfarrer und der Muslim gemeinsam das Vater Unser. „Der Unterschied zwischen freisinnigen Christen und freisinnigen Muslims scheint kleiner zu sein als der Unterschied zwischen freisinnigen Christen und orthodoxen, konservativen Christen.“ Weil es für liberale, freisinnige Muslims kaum Räume und Häuser gibt,  hat Pfarrer Röselaers die freisinnigen, liberalen Muslims eingeladen, freitags die Kirche Vrijburg für das Freitagsgebet zu nutzen. Ein schönes Zeichen der Gastfreundschaft, ein Zeichen dafür, dass Menschlichkeit mehr zählt als Dogma…

Marcouch, 51 Jahre alt, ist Niederländer marokkanischer Herkunft. Er wurde 2006 Bezirksbürgermeister von Slotervaart, einem sogen. Problembezirk. Dort wandte er sich gegen die zunehmende Kriminalität auch von Jugendlichen marokkanischer Herkunft. Er hat sich als Muslim ausdrücklich für die Rechte der Homosexuellen eingesetzt und auch die Gay Pride in Amsterdam ausdrücklich gefördert. Von konservativen muslimischen Kreisen wurde er als muslimischer Scharlatan abgekanzelt, weil er „nicht richtig“ glaube…

1933: Protest gegen die Entwicklungen in Deutschland

Gerrit Jan Heering

Kritisch schon 1933

„Es gibt um 1930 eine stets kritische Dimension in der Remonstranten Kirche. Der Universitätsprofessor G.J. Heering (1879 – 1956)  war z.B. ein heftiger Verfechter  des Antimilitarismus. Die Remonstranten waren die einzige Kirche in den Niederlanden, die 1933 ausdrücklich warnten vor den Entwicklungen in Deutschland. Sie protestierten gegen das Unrecht, das den Juden, den Pazifisten und Sozialisten angetan wurde. Heering hatte als „Mann mit Autorität“ eine wichtige Stimme“.

Ein Zitat aus dem Buch „58 Milljonen Nederlanders en hun Kerken“, erschienen in Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender NOS, Verlag Amsterdam Boek, 1979. 127 Seiten. Dort wird auf Seite 103 auch über das Verhalten der Remonstranten nach dem Jahr 1933 berichtet

Wieviel Denken braucht der Mensch?

Zum Welttag der Philosophie – ein weltweites Projekt der UNESCO –

Wie viel Denken braucht der Mensch?

Eine Veranstaltung im AFRIKA – HAUS Bochumer Str. 25

in Berlin – Tiergarten

am Donnerstag, 18. November 2010, Beginn um 19 Uhr.

– Berliner philosophische Gruppen stellen sich vor: „Zwischen Disput und Lebenshilfe“

–       Was ist Philosophische Praxis? Internationale Gesellschaft für Philosophische Praxis (IGPP), vertreten durch Prof. Petra von Morstein

–       Die Kunst, gemeinsam richtig zu philosophieren. Gesellschaft für Sokratisches Philosophieren (GSP) zum Sokratisches Gespräch, vertreten durch Dr. Dieter Krohn

–       Philosophie im Café. Initiativen in Moabit und Zehlendorf, vertreten durch Roger Künkel und Roger Wisniewski

–        Warum Spiritualität kritisches Denken braucht, Philos. Salon in

Schöneberg, vertreten durch Christian Modehn

– Podiumsdiskussion: Philosophie in Aktion – Philosophie als Aktion?

– Intermezzo, Speisen und Getränke

– Gespräch und Diskussion mit den TeilnehmerInnen

– Ende gegen 21. 15, möglicherweise Fortsetzung der Gespräche in kleinerem Kreis.

Das AFRIKA HAUS

Bochumer Straße 25 in

10555 Berlin – Tiergarten ist über den U Bahnhof Turmstr., Ausgang Alt-Moabit,  gut zu erreichen.

Ab 18.30 ist das Afrika Haus geöffnet.

Der Eintritt ist frei.

V.I.S.P.: Christian Modehn und Roger Wisniewski

Gottesbilder sind immer relativ

Sind Gottesbilder Bilder von Gott?

Fragen und Überlegungen beim Treffen der Freunde der Remonstranten am 3. Oktober 2010

Ist unsere Beziehung auf die Wirklichkeit nicht zumeist von Bildern geprägt?

Denken wir nicht äußerst häufig in Bildern? Können wir in unserem Umgang mit der Welt auf Bilder verzichten?

Nehmen wir uns selbst, die anderen, die Welt, nicht sehr oft (notwendigerweise) bildhaft wahr? Siehe „Weltbild“ als Begriff.

Wenn das so ist: Warum soll das Sich Beziehen auf eine göttliche, transzendente Wirklichkeit in Bildern dann etwas zu Überwindendes sein? Man denke an das Bilderverbot in der jüdischen Tradition oder in calvinistischen Kreisen.

Was passiert jedoch bei Menschen, die Heiligenbilder (z. B. Maria) oder das Kreuz oder eine Dreifaltigkeits – Ikone  küssen? Sehr verbreitet im Katholizismus und der Orthodoxie. Wollen diese Glaubenden (magisch??) Anteil haben an der heiligen Wirkkraft der Dargestellten?

Wie ist die barocke Bilderflut, die in manchen Barock Kirchen den Menschen erschlägt oder zumindest zu einer permanenten Zerstreuung verleitet, einzuschätzen?

Ist Barock die religiöse Kultur der Ablenkung vom Wesentlichen? Will die barocke Bilderwelt vielleicht sogar das Wesentliche gar nicht freilegen? Ist die Barocke Kultur Herrschaftskultur, im Sinne von:_ „katholische Missionskultur“.

Ist das reformierte Bilderverbot und die Betonung auf dem gesprochenen Wort der Predigt realistisch, wenn man bedenkt: Auch eine gute Predigt, die anschaulich sein will und wohl sein muss, erzeugt Bilder beim einzelnen Hörer. Welcher Unterschied liegt in der Bildererzeugung des einzelnen zur Bildkonfrontation eines Menschen, der in einer Barockkirche sitzt? Wahrscheinlich ist der einzelne Hörer einer bildhaften (reformieren) Predigt persönlich freier in seiner Phantasie.

Wird Gott immer in Bildern erfahren und gedacht? Selbst die Psalmen, die sich gegen den bildhaften Gott wehren,  sagen: Gott ist gerecht und gütig. Wecken solch Gottesprädikate nicht auch wieder Bilder?  Wer in die farblosen (weiß – grauen) Fenster reformierter Kirchen schaut, stellt sich Gott vielleicht farblos vor. Ist das ein persönlicher Gewinn oder ein Verlust?

Wahrscheinlich müssen wir betonen: Wir brauchen immer Gottes – Bilder,  wir machen sie notgedrungen, aber wir dürfen uns an kein festes Gottesbild binden, kein Gottesbild für endgültig und ewig halten. Jedes Gottesbild ist relativ,  das heißt: es wird im Laufe der Lebensgeschichte wieder überwunden und durch ein neues (natürlich lebensmäßig wieder begrenztes) ersetzt.

Also: Ja zu Gottesbildern. Aber bitte alle sehr relativ nehmen.

Relativität ist kein Schimpfwort, schon gar nicht eine Schande, oder Ausdruck des Kulturverfalls, wie Joseph Ratzinger (Benedikt XVI) behauptet: Relativität ist die Rettung: spirituell und menschlich. Tatsächlich, es handelt sich um eine menschliche Rettung, weil die Relativität ALLER BILDER von Fixierungen und Festlegungen befreit. Das Leben kann wieder lebendig sein, kann fließen, für Überraschungen und neue Einsichten offen werden. Wahrscheinlich gehören (heiliger) Geist und Relativität ganz eng zusammen. Und fundamentalistischer Ungeist äußert sich als Macht der Herrscher in ihrem Kampf gegen „Relatives“.

Gott ist nicht tot, vielleicht hat er nur neue Kleider? Ein Katechismus der Freisinnigen.

Gottes „neue Kleider“

Ein neuer Katechismus – eine Einladung, selber zu denken und den eigenen Glauben zu entwickeln

Alle 150 Abgeordneten des Niederländischen Parlaments (Tweede Kamer) erhalten dieser Tage einen Katechismus geschenkt. Ungewöhnlich, in einem säkularisierten Land wie Holland. Dabei handelt es sich nicht um den Versuch, klerikale Machtansprüche in der Politik durchzusetzen, das liegt den Autoren des ungewöhnlichen Katechismus auch völlig fern. Denn sie treten als „freisinnige, liberale Christen“ entschieden für die Trennung von Kirche und Staat ein. Aber ihnen liegt daran, mit allen Menschen, auch mit Politikern, in einen partnerschaftlichen Dialog einzutreten, nicht über Dogmen, wohl aber auch ethische Orientierungs  – Vorschläge!

Es ist schon komisch: Ausgerechnet in Holland erscheint dieser Tage ein neuer Katechismus. Ist das Wort „Katechismus“ nicht völlig out, völlig verbraucht, gerade in den Niederlanden, wo nur noch etwa 35 Prozent der Bevölkerung Mitglieder einer christlichen Kirche sind und die wenigsten Menschen von dogmatischen Lehren unterwiesen werden wollen? In dieser Situation muss man schon etwas Außergewöhnliches vorweisen: Der neue holländische Katechismus  konnte entstehen, weil die vier freisinnigen christlichen Kirchen Hollands angesichts des zunehmenden Einflusses konservativer und reaktionärer Kirchen deutlich ihre eigene Stimme erheben, die Stimme der Freiheit, die dem Nachdenken allen Raum lässt und eben keine fertigen „ewigen“ Wahrheiten präsentiert. Es sind keine Leitungsgremien, keine Bischöfe und keine Päpste, die diesen Katechismus verfasst haben, sondern zwei Pfarrer, die im ständigen Austausch mit der Kultur der Gegenwart stehen: Christiane Berckvens – Stevelinck, Theologin der Remonstranten Kirche, und Ad Ablass, Theologe der freisinnigen Strömung innerhalb der Protestantischen Kirche (PKN) legen ein Buch vor, das in 12 Kapiteln Grundworte der menschlichen Kultur erläutert, Grundworte, die ihre Wurzeln in den biblischen Traditionen haben.  Am Anfang steht die „Compassie“, das Mitleid, am Ende die dem Mitgefühl und der Empathie verwandte Liebe. Andere Themen sind Gleichheit, Verbundenheit, Versöhnung, Gerechtigkeit, Friede, Wahrheit, Freiheit, Berufung, Glaube und Gott. Das neue Buch nennt sich ausdrücklich „Katechismus des Mitleids“, ein zweifellos ungewöhnlicher, wenn nicht gar provozierender Titel. Aber er deutet das Ziel an: Die LeserInnen werden eingeladen, angesichts der humanen, ökologischen und politischen Katastrophen der Gegenwart das Mitleiden zu entwickeln, nicht nur als spirituelle Haltung, sondern vor allem als aufgeklärtes Handeln zugunsten der Leidenden. Aber dieser Appell zum Handeln ist nicht dick aufgetragen, vielmehr bieten die einzelnen Kapitel Informationen und meditative Impulse zu diesen Grundworten humaner Existenz. So ist ein Buch entstanden, das sich wohl am besten in einer eher „meditativen und behutsamen Lektüre“ erschließt. Nebenbei: Das Buch verdankt wesentliche Anregungen der britischen Philosophin und ehemaligen katholischen Nonne Karen Armstrong, die sich ausdrücklich für eine „Charta des Mitgefühls“ einsetzt. So gehört dieses Buch zu dem weltweit entstehenden Netwerk „Compassion“! Alle Kapitel des Katechismus werden „eingeleitet“ mit schönen Nachdrucken von Gemälden, Chagall ist genauso vertreten wie Rembrandt, Claudio Taddei genauso wie Caravaggio oder Ferdinand Hodler. Die eigens für das Buch gefertigten Gemälde der Künstlerin Brigida Almeida aus Utrecht beschließen jedes Kapitel. Im Text werden die Leser mit einer Fülle an Informationen aus der Literatur, dem Film, dem Theater konfrontiert, Informationen, die gleichermaßen die Schwierigkeiten wie die Chancen einer Lebenshaltung vorstellen, die sich von den 12 „Katechismus – Grundworten“ inspirieren lassen will, biblische Perspektiven sind jeweils ein Kapitel unter den anderen. Das ist der typische freisinnige Geist, dass keinem „Bibel – Fanatismus“ gehuldigt wird, sondern spirituelle Inspirationen auch im „weiten Feld“ der Religionen und Kulturen präsentiert werden. Sympathisch werden es Berliner finden, dass zum Thema Freiheit schon im Titel auf den berühmten Ausspruch John F. Kennedys verwiesen wird: „Ich bin ein Berliner“, ein Ausspruch, der heute als Bekenntnis gegen alle Formen des Totalitarismus verstanden wird. Äußerst sympathisch ist auch, dass das Kapitel über die Liebe mit einem Bild von Julius Schnorr von Carolsfeld eröffnet wird, das die beiden Liebhaber David und Jonathan zeigt., sicher ist auch die Entscheidung für dieses Bild typisch für Freisinnige in Holland: Die Remonstranten waren ja die erste Kirche weltweit, die schon 1986 homosexuelle Paare –gleich welcher Konfession- in ihren Kirchen segnete. Sympathisch ist auch, dass der ungewöhnliche, progressive katholische Theologe Karl Rahner als Verteidiger der Mystik erwähnt wird.

Dies ist wohl der entscheidende Eindruck: Dieser auch vom Layout so schöne und freundliche Katechismus der freisinnigen Christen plädiert für die Mystik, sicher für eine moderne, eine durch die Aufklärung „hindurchgegangene“ Mystik: Aber doch wird aller Nachdruck gelegt auf das innere Erleben des Göttlichen, das sich im Handeln ausdrückt. In der Mystik sehen die Autoren ohnehin die Zukunft des Religiösen. Interessant könnte es sein, wie sich die freisinnigen Kirchen selbst zu Orten (multi-religiöser) Mystik entwickeln. Vielleicht ist diese Mystik das neue Profil der Freisinnigen und ihrer Gemeinden? Vielleicht können sie mit diesem Profil weitere undogmatische, aber mystisch Interessierte einladen? Die niederländischen Autoren sind jedenfalls überzeugt: Gott ist nicht tot, er zeigt heute nur neue, ungewöhnliche „Gesichter“. Er hat vielleicht neue Kleider angelegt, wie die Autoren schreiben.

„Catechismus van de compassie“. Erschienen im Verlag Skandalon, in Vught, Holland. ISBN 978-90-76564-94-4.

Viel Licht, viel Klarheit. Elementar und einfach.

Viel Licht, viel Klarheit. Elementar und einfach. Die Kirchen der Remonstranten – ein Buch

Zum ersten Mal werden mit einer umfangreichen fotographischen Dokumentation alle Kirchengebäude der Remonstranten in Holland und in Friedrichstadt vorgestellt. Jop van Zalm van Eldik hat alle Gotteshäuser besucht, die entweder der Remonstrantenkirche selbst gehören oder aber mit unterschiedlichen Rechtsformen von ihr genutzt werden. Wer das Buch mit 44 Porträts dieser Gotteshäuser liest, wird zugleich mit der Geschichte dieser freisinnigen und „liberalen“ Kirche vertraut gemacht:

Die Remonstranten wollten sich von Anfang an, also seit dem frühen 17. Jahrhundert, „der religiös – humanistischen Tradition anschließen auf der Linie der Brüder vom Gemeinsamen Leben und Erasmus“ (so Tjaard Barnard). Das konnte die orthodoxe calvinistische Kirche nicht ertragen, die Remonstranten wurden verfolgt.  Erst 1630 konnten sie ihre versteckten Kirchen „Schuilkerken“ errichten, schönes Beispiel dafür ist die Remonstrantenkirche in Leiden. Im 20. Jahrhundert wurde etwa die durchaus monumentale „Vrijburg“ in Amsterdam errichtet, die größte Remonstrantenkriche befindet sich übrigens in Rotterdam. Die erste Remonstrantengemeinde mit einer eigenen Kirche wurde für die damals verfolgten holländischen Remonstranten in Friedrichstadt an der Eider gegründet. Bis heute ist Friedrichstadt die einzige Gemeinde der Remonstranten außerhalb der Niederlande, in Berlin gibt es bisher nur ein „Forum der Remonstranten“. Erstaunlich ist, dass eine Kirche mit heute etwa 6.000 Mitgliedern und Freunden über 44 Kirchengebäude verfügt! Manche haben noch die klassischen Bänke, andere sind viel kommunikativer mit Stühlen ausgestattet, wie etwa die Kirche in Groningen. Immer sind die Räume von einer großen Klarheit und Nüchternheit geprägt, Figuren und Bilder, ja selbst Kreuze sind äußerst selten. Die Kanzel, der Platz für Lehre und Verkündigung, steht im Mittelpunkte. Sympathisch wirken die sehr kleinen Gebäude, etwa die Kirche in Alphen aan den Rhijn, die einst als Synagoge diente. Sie wirkt auch heute wie ein gemütliches Haus, wie ein Wohnzimmer, die alten osteuropäischen Synagogen waren Wohn- und Gasthäuser, Treffpunkte mitten im Alltag und natürlich auch „Schulen“ mit Bibliotheken; solche Erinnerungen (nur Vergangenheit?) kommen wie von selbst auf. Fragen bleiben angesichts der vielfältigen Schönheit dieser Gebäude: Wie werden sie in Zukunft genutzt? Eine Frage, die ja auch in Deutschand viel diskutiert wird: Werden sie z.B. auch während der Woche eine soziale, kulturelle und religiöse Rolle spielen? Beispiele dafür gibt es ja, etwa in Rotterdam, Amsterdam und Utrecht.

Das äußerst interessante und „schöne“ Buch kann im Büro der Remonstranten in Utrecht bestellt werden. www.remonstranten.org

Philosophisches Gespräch am 24. 9. 2010 ab 19 Uhr.

Am Freitag, 24. September 2010, findet der nächste philosophische Salon statt, zu Gast ist: Dr. Thomas Polednitschek, Philosophischer Praktiker in Münster, zu einem Gespräch über Möglichkeiten philosophischer Praxis und Beratung. Das Thema führt in die Kernfrage philosophischer Lebenshilfe wie überhaupt in die der Bedeutung des Philosophierens im Alltag. Beginn um 19 Uhr, man kann gern schon ab 18.30 kommen: ins schöne neue „Café Gaumengut“  in Berlin – Schöneberg, Ende der Veranstaltung gegen 21 Uhr. Anmeldungen erforderlich, da die Anzahl der Plätze begrenzt is: christian.modehn@berlin.de

Wir glauben…. Was glauben wir? Die Remonstranten. Eine Broschüre.

In dieser Broschüre werden einige zentrale Informationen über Theologie und Organisation der Remonstranten mitgeteilt.


Hier kann die Broschüre heruntergeladen werden (einfach anklicken):

Durch das Internet Mitglied der Remonstranten werden

Bei den Remonstranten Mitglied werden durch das Internet
Auszüge aus einem Beitrag von Tom Mikkers, Allgemeiner Sekretär der Remonstranten Kirche, Juli 2010.

Bis jetzt sind die Remonstranten die einzige Kirche in den Niederlanden, bei der man sich über das Internet als Mitglied oder als Freund dieser Kirche anmelden kann. Wenn ich mit Menschen außerhalb der Kirche darüber spreche, finden sie es passend für unsere Zeit… Und offenbar wird das gut angenommen, seitdem die Remonstranten diese Möglichkeit über ihre website www.remonstranten.org bieten (siehe unten die direkte Verbindung) Etwa hundert Menschen sind auf diese Weise Mitglied oder Freund unserer Kirche geworden. Aber Kollegen aus kirchlichen Kreisen haben da Fragen, z.B.: Ist die Bindung an eine Kirche nicht mehr, als ein Formular auf der website ausfüllen?
Aber warum kann ein Engagement für die Kirche nicht mit einer schlichten Handlung hinter dem Computer beginnen? Politische Parteien oder Aufrufe zum Engagement für soziale Zwecke arbeiten erfolgreich mit dieser Methode. Kirchliche Bindung war früher eine Sache, die seit der Geburt galt. Heute muss man nach neuen Wegen suchen. Für viele Menschen ist die Möglichkeit, sich über das Internet als Mitglied einer Kirche anzumelden, eine sichere Option. Mitgliedschaft in einer Kirche kann auch sozusagen am „Rand“ beginnen. Es ist wert, in der Ökumene mit dem Medium Internet auch in dieser Weise zu experimentieren. Allen erstaunten Blicken zum Trotz: Nach einigen Jahrzehnten von Mitgliederverlusten kommen wir mit einer „frohen Botschaft“ in die Öffentlichkeit.
PS: Wer Mitglied oder Freund der Remonstranten werden will, unterschreibt über das Internet die „Grundsatzerklärung“ dieser Kirche, die so einfach und elementar ist:
„Die Remonstranten Kirche ist eine Glaubensgemeinschaft, die im Evangelium von Jesus Christus verwurzelt ist. Und die getreu ihrem Grundsatz von Freiheit und Toleranz
Gott ehren und dienen will“.

Der direkte Zugang zur Anmeldung (auf Niederländisch):
(https://www.remonstranten.nl/word-vriend/)

Elemente für eine „Theologie der Remonstranten“

Impulse für eine „remonstrantische Theologie“
Vernunft und Kritik ausdrücklich erwünscht

Die Theologie der protestantisch – freisinnigen Remonstranten Kirche bezieht sich auf die Theologen des Ursprungs, also auf Arminius und seine Freunde, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. „Diesen Remonstranten schwebte eine Kirche vor, die Spielraum für unterschiedliche Auffassungen bietet. Sie lehnten deswegen zwar nicht das Glaubensbekenntnis als solches ab, wohl aber seinen tyrannischen Gebrauch, der der Bibel und dem Gewissen nicht gerecht wird“, heißt es in einer Broschüre der Remonstranten von Mai 1985. Aber allein schon der grundlegende Begriff „remonstrance“, also „Einspruch“ gegen alle Formen von Dogmatismus und blindem Autoritätsglauben zugunsten der Freiheit des Menschen und der Wertschätzung seiner Vernunft, inspiriert immer wieder zu neuen und aktuellen Interpretationen. Insofern befindet sich die Theologie der Remonstranten in ständiger Weiterentwicklung; es gibt sicher so viele Remonstranten Theologien wie es Mitglieder dieser Kirche gibt. Jeder nimmt sich die Freiheit, seine ihm persönlich entsprechende Spiritualität und Theologie innerhalb dieser Kirche zu bilden. Und das ist ganz normal, keine Gnade, kein Sonderrecht!

Kernpunkte sind also:
-Individuell unterschiedliche Überzeugungen werden respektiert
-Vielfalt wird gewünscht
-Es kommt auf das „Wesentliche“ der christlichen Tradition an
-Die Bibel ist Ausdruck des Glaubens von Glaubenden damals
-Die Vernunft heute kann und soll entscheiden, welche biblischen oder dogmatischen Lehren heute noch gültig sind:
Ein Beispiel: Die Bibel ist angeblich gegen Homosexuelle eingestellt. Wenn das so ist, dann können heute Glaubende diese Lehren beiseite lassen und der Vernunft folgen, also z.B. homosexuelle Paare mit dem Segen der Kirche in ihrer Ehe anerkennen und diese fördern und sie den heterosexuellen Ehen gleichstellen. Die Remonstranten waren die ersten, die seit 1987 homosexuelle Paare segnen…
Ähnliches gilt für Frauen als Pastorinnen: Das Paulus Wort „Die Frau hat in der Kirche zu schweigen“, (1 Kor 14, 34f.) hat heute keine Gültigkeit mehr. Dieser Satz kann guten Gewissens ignoriert werden. Bei den Remonstranten gibt es Pfarrerinnen seit 1917.
Ähnliches gilt für Bibelsprüche, die fundamentalistische Kreise zur Rechtfertigung ihrer eigenen Macht verwenden. („Petrus als Fels“, der Papst als Petrus usw).
Es kommt also darauf an, der Vernunft vor bestimmten Bibelstellen den Vorzug zu geben. Die Bibel ist Wort glaubender Menschen einst, sie hatten auch ihre Grenzen, die man anerkennen muss, um in Freiheit neue Antworten zu finden.

Diese freisinnige christliche Überzeugung ist sicher nicht auf die Remonstranten Kirche und andere freisinnige Kirchen begenzt. Im Gegenteil, wer etwa heute in der römisch katholischen Kirche als „Progressiver“ die Allmacht des Papsttums begrenzen will, fordert das, weil er weiß: das Wort von „Petrus als dem Felsen“ bedarf radikal neuer Interpretation. Ähnliches gilt für Protestanten, etwa Lutheraner, die Mühe haben, die Erlösung aufgrund des blutigen Kreuzestodes Jesu zu verstehen. Sie haben Mühe, die alte Lehre anzuerkennen, als würde Gott Vater von seinem Sohn das grausige Opfer, den Tod am Kreuz, wünschen. Für so viel göttlichen Sadismus haben sie keinen Sinn mehr.
Das bedeutet: Freisinniges Denken ist in der weiten Ökumene heute längst verbreitet. Nur haben diejenigen Katholiken oder Lutheraner, die die oben beschriebenen Positionen vertreten, Mühe, in ihrer eigenen Kirche glücklich und respektiert zu leben.