Die Remonstranten und ihr Bekenntnis

Eine Information vorweg: Der deutsche Wikipedia Beitrag über die protestantische Kirche der Remonstranten entspricht nicht dem Stand der heutigen Theologie der Remonstranten und auch nicht der Realität der Vielfalt remonstrantischen Lebens. Der Wikipedia Beitrag ist veraltet…

Die Remonstranten sind eine kleine protestantische Kirche, vor allem in den Niederlanden, sie ist Mitglied im Weltrat der Kirchen und in Deutschland Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.

Sie ist theologisch liberal orientiert, sie sucht eine Verbindung von christlichem Glauben und Humanismus.

Zentrale Veranstaltung des „Forum der Remonstranten Berlin“ ist der religionsphilosophische Salon seit 2009.

Am Freitag, den 27. März 2020 um 19 Uhr findet ein religionsphilosophischer Salon über einige zentrale Aspekte der Philosophie HEGELS statt. In der Galerie Fantom, Hektorstr.9. Anmeldung dringend empfohlen. christian.modehn@berlin.de   Dies ist der Auftakt unserer Veranstaltungen zum 250. Geburtstag des Philosophen Hegel, der 1831 in Berlin gestorben ist.

Am Freitag, den 14.Februar 2020 um 19 Uhr fand ein religionsphilosophischer Salon statt über das Thema: „Das Kalte Herz“. Mehr als ein Märchen (von Wilhelm Hauff). Es offenbart die „imperiale Lebensweise“.  22 TeilnehmerInnen waren dabei. Leider mussten wir 8 Interessierten absagen, weil der Raum klein ist und vor allem: Nur eine kleinere Gruppe eine Gesprächssituation ermöglicht. Aber das große Interesse, ohne jede öffentliche Werbung, allein im Internet, und ohne jede Finanzierung von außen, ist schon bemerkenswert. Einige vertiefende Hinweise zur imperialen Lebensweise: Beachten Sie diesen LINK.

Am DONNERSTAG , den 9., Januar 2020, trafen sich in der Kunstgalerie Fantom Hektorstr. 9,  17 TeilnehmerInnen zum Thema: Das NEUE !? Gibt es noch das Neue im emphatischen Sinne? Das Bessere, das Gerechtere? Ein Abend, der auch dem persönlichen Austausch gewidmet war: Was ist mein Neues, habe ich Neues als Neubeginn erlebt? Habe ich eine, meine, Utopie?

Für Remonstranten als einer protestantischen Kirche gibt es kein Glaubensbekenntnis, das für jedes Mitglied verpflichtend ist. Jeder, der Remonstrant werden möchte, formuliert sein eigenes, sein persönliches Bekenntnis. Dieses wird von der Kirche respektiert, es kann inspirieren zu weiteren Gesprächen. Im Jahr 2006 haben einige Theologen der Remonstranten Kirche ein Bekenntnis formuliert, das sehr wertvoll, sehr inspirierend ist, das aber nicht bindend ist für die Mitglieder und Freunde der Remonstranten. Nur so kann eine Kirche leben, die Vielfalt respektiert und den Glauben des einzelnen ernst nimmt. Bitte lesen Sie dazu den wichtigen Beitrag von Prof. Johan Goud, Den Haag. Johan Goud ist Philosoph und Theologe der Remonstranten Kirche in Den Haag.

2006 haben einige remonstrantische Theologen einen Vorschlag gemacht, wie ein Glaubensbekenntnis ihrer Kirche aussehen könnte. Auffallend und einmalig in der weiten Ökumene ist wohl, dass das Glaubensbekenntnis nicht sofort mit „Gott“ beginnt, sondern mit menschlichen Erfahrungen.

Dies ist der Text des Glaubenbekenntnisses als Impuls für alle Freunde und Mitglieder der Kirche:

Wir erkennen und glauben, dass wir unsere Ruhe nicht in der Sicherheit dessen finden, was wir bekennen, sondern im Erstaunen über das, was uns zufällt und geschenkt wird. Dass wir unsere Bestimmung nicht finden in Gleichgültigkeit und in Habgier, sondern in der Wachheit und Verbundenheit mit allem, was lebt. Dass unser Dasein nicht seine Vollendung findet in dem, was wir sind und was wir haben, sondern durch das, was unendlich größer ist als unser Begreifen. In diesem Bewusstsein glauben wir an Gottes Geist, der alles, was Menschen trennt, übersteigt, der sie begeistert für das, was heilig und gut ist. Damit die Menschen dann singend und schweigend, betend und handelnd Gott ehren und dienen.

Wir glauben an Jesus, einen vom Geist erfüllten Menschen das Antlitz Gottes, das uns ansieht und beunruhigt. Er hatte die Menschen lieb und wurde gekreuzigt, aber er lebt, sein eigener Tod und unser Tod sind vorüber. Er ist uns ein heiliges Vorbild für Weisheit und Mut, er bringt Gottes ewige Liebe ganz dicht zu uns.

Wir glauben an Gott, den Ewigen, der unergründliche Liebe ist, der Grund unseres Daseins, der uns den Weg zu Freiheit und Gerechtigkeit weist und uns einlädt zu einer Zukunft in Frieden.

Wir glauben, dass wir selbst, so schwach und fehlerhaft wir auch sind, gerufen werden, um mit Christus und allen Gläubigen verbunden, Kirche zu sein im Zeichen der Hoffnung.

Denn wir glauben an die Zukunft von Gott und Welt, an eine göttliche Geduld, die Zeit schenkt, um zu leben und zu sterben und um aufzuerstehen in das Königreich, das da ist und kommen wird, wo Gott auf ewig sein wird: Alles in allem. Gott sei der Lob und die Ehre in Zeit und Ewigkeit. Amen.

Zum Glaubensbekenntnis siehe das Buch:“Een weg van vrijheid” (Ein Weg der Freiheit), Reflectie bij de nieuwe remonstrantse belijdnis (Reflektionen zum neuen Remonstranten Bekenntnis), hg u.a. Mijnke Bosman, Verlag Meinema, Zoetermeer, 2. Auflage 2007.

Das Forum der liberal-theologischen protestantischen Remonstranten – Kirche in Berlin hat im Augenblick seinen Schwerpunkt in den religions-philosophischen Salons. Dies sind philosophische Gesprächskreise, auch zu literarischen, künstlerischen, religionswissenschaftlichen und theologischen Themen, in der selbstverständlichen Freiheit, ohne jede „konfessionelle Werbung“. Wir wollen ein Ort der Pluralität sein, ein Ort, in dem deutlich wird: Jeder Mensch hat seinen eigenen Glauben und soll ihn pflegen und mit anderen besprechen…Diese Salon-Abende sind natürlich offen für alle, die nach einer kritischen und selbstkritischen philosophischen Vertiefung ihrer Lebensfragen mit anderen zusammen suchen. Wir als  Remonstranten halten nicht viel von einer Religion oder Kirche, die dogmatisch eng „nur unter sich bleiben will“. Lernen von „den anderen“ ist für uns philosophisch und theologisch entscheidend.

Am Freitag, den 22. NOVEMBER 2019 um 19 Uhr, fand wieder ein religionsphilosophischer Salon statt:  In der Galerie Fantom, Hektorstr.9. Unser Thema: Was bedeutet „Apokalypse“ und „apokalyptisch“? Dies sind heute vielfach verwendete Begriffe zur Bescheibung des Zustandes unserer Welt. Reflexionen über das „Ende von allem“ sind also erforderlich und hilfreich, genauso wie eine Auseinandersetzung mit dem Buch der „Apokalypse des Johannes“ im Neuen Testament. Aber was vermag da die Reflexion auf die Apokalypse? Ist sie Lähmung des Lebens/Denkens oder (letzter) Impuls zum Handeln? Das Thema hat philosophische Implikationen!  18 TeilnehmerInnen waren dabei!

 

Podcasts in Amsterdam: Brief an Immanuel Kant

Ein Brief an Immanuel Kant:

Ein Vorwort:
In der Gemeinde „de Vrijburg“ in Amsterdam kommen „Remonstranten“ und „Freisinnige Reformierte/Protestanten“ zusammen.
Mit Beginn der Corona-Pandemie hatten einige Mitglieder die gute Idee: Wir starten eine Serie von täglichen und dann wöchentlichen Podcasts zu unterschiedlichen Themen. Als Einladung an die Hörerinnen und LeseInnen, über das Leben und seine Krisen und Hoffnungen nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Es ist ein kleiner Kreis aus der Gemeinde, der diese Initiative organisiert, r es sind etliche, die als AutorInnen ihre Beiträge schreiben. Immer in aller Freiheit, entsprechend den Grundsätzen freisinniger Kirchen. Lebensfragen, Lebenserfahrungen stehen im Mittelpunkt.

Hier wird ein Beitrag von Christian Modehn vom 28.11.2023 publiziert, mit dem Hinweis weiter unten auf unterschiedliche Podcast-Beiträge der letzten Wochen. CM.

Ein Brief von Christian Modehn (Berlin) an den Philosophen Immanuel Kant in Königsberg.

Lieber Immanuel Kant,

ich will Ihnen meinen Dank aussprechen zu Ihrem Vorschlag, die christliche Religion als Religion der Vernunft zu verstehen. Das gehört zu Ihrem Programm, die universal für alle Menschen geltenden Prinzipien der Vernunft darzustellen. Ihre Erkenntnisse entsprechen nur der Einsicht, dass bei aller Unterschiedlichkeit der Menschen alle Menschen eben auch gemeinsam Menschen sind, als Menschen eigentlich von der Vernunft, dem Geist, bestimmt…

Angesichts der Kriege und der Gewalt jetzt muss ich zuerst daran erinnern: Sie haben gelehrt, dass es für alle Menschen eine gemeinsame Orientierung gibt für ein ethisches, ein menschenwürdiges Leben: Sie sprechen vom Kategorischen Imperativ: Jeder Mensch soll so handeln, dass seine persönlichen Optionen im Handeln, also seine Maximen, auch universal, für alle Menschen kategorisch gelten sollen. Von dieser Orientierung entfernt sich die Menschheit auch heute, wie schon so oft.
Trotzdem meine ich: Unser Auftrag ist, wo auch immer, in allen Gruppen und in jeder Gesellschaft, die allen gemeinsame Vernunft zu verteidigen. Also Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, religiösen Fundamentalismus mit der Kraft der Kritik zu bekämpfen. Ohne die Idee der universal geltenden Menschenrechte für alle kann es keine humane Welt geben. Sie muss in Zeiten des Waffenstillstands, in Zeiten des Friedens, gelehrt und „eingeimpft“ werden. Gilt jetzt etwa nur noch die Spirale der Gewalt?

Aber ich will mich für ein anderes Thema bei Ihnen bedanken: Sie nennen sich selbst „philosophischen Religionsforscher“. Und sind dabei ein Kritiker der christlichen Religion … Ihr Buch „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ (auch nur „Religionsschrift“ genannt) wurde von Ihnen zwar schon 1793 veröffentlicht, aber Ihre Vorschläge sind alles andere als veraltet. Wir müssen heute Ihre Gedanken auf unsere Weise aktuell verstehen, das ist ja ein allgemeines Grundprinzip im Umgang mit „alten Texten“.

Ihr Buch ist ohne Zweifel eine Provokation, Sie betonen: Es gibt eine universale christliche Religion, eine Art „unsichtbare Kirche“, wie Sie schreiben, die alle Menschen aller verschiedenen Konfessionen umfasst. Man kann Katholik, Protestant, Orthodoxer und so weiter bleiben, soll aber anerkennen: Über allen Konfessionen mit ihren Dogmen steht die unsichtbare, also die nicht – institutionelle, die vernünftige Kirche. Sie ist wichtiger als jede einzelne Konfession. Nur so wird Frieden unter den Konfessionen möglich.
Und diese vernünftige Kirche hat nur ganz wenige Grundsätze. Sie sind Resultat vernünftiger Überlegung: Eine göttliche, schöpferische, göttliche Kraft gehört für Sie zum christlichen Vernunftglauben. Jeglicher Aberglaube, auch Wunderglaube, ist ausgeschlossen. Und dann ist für den Vernunftglauben zentral: Alle Menschen sollen frei leben können, also von Willkürherrschaft, auch klerikaler Willkür, befreit sein und in Respekt und Wohlwollen miteinander leben. Und als dritte Erkenntnis der Vernunftreligion: Es gibt eine innere Mitte in allen Menschen, eine geistige Dimension, die wir Seele nennen. Sie ist etwas Göttliches im Menschen ist, also unsterblich.

Im damaligen Preußen hatten Sie unter der Zensur des scheinheilig frommen Königs Friedrich Wilhelm II. zu leiden. Sie haben trotzdem ihre christliche Religion der Vernunft und Toleranz öffentlich voller Mut verteidigt. Sie sprechen von Jesus als einem „Lehrer“: „Zuerst will Jesus allein die reine moralische Herzensgesinnung“, und das heißt: „Befördere das Wohl der anderen Menschen aus unmittelbarem, nicht von eigennützigen Interessen abgeleiteten Wohlwollen“. Sie sprechen auch von der Teilnahme an Gottesdiensten am Sonntag, sie sind wichtig, um die Verbundenheit mit der Gemeinschaft zu stärken. Und Gebete haben für Sie den Sinn, wie auch die Poesie, die Dichtung, Menschen auf dem Weg einer menschenfreundlichen, ethischen Lebensweise zu bestärken.

Lieber Herr Kant, Sie sind ein universal gebildeter Mensch, keineswegs nur ein spezialisierter Philosoph, Sie kannten die Religionen, Kirchen und Konfessionen Ihrer Gegenwart. Den verfolgten antidogmatischen „Polnischen Brüdern“ (Sozzinianer genannt) galt Ihre Sympathie, und sicher waren Sie auch den „Arminianern“ (den heutigen Remonstranten) sehr gewogen. Vielleicht gehören Sie, lieber Herr Kant, zumal mit Ihrer „Religionsschrift“ zu den Philosophen, die eine moderne freisinnige Theologie und freisinnige Spiritualität inspirieren und unterstützen. Und sicher werden Sie auch in den Niederlanden bei „Freisinnigen“ deswegen schon längst geschätzt und geachtet.

Der Beitrag in niederländischer Sprache, der als Podcast produziert wurde.

Geschreven door Christian Modehn
Voorgelezen door Gert van Drimmelen
Geluidsmontage Seth Mook

Übersetzung: Dik Mook

Beste Immanuel Kant,
Graag wil ik u bedanken voor uw voorstel om de christelijke religie te begrijpen als ‘Religie van de rede’. Dit maakt deel uit van uw project, de universeel voor alle mensen toepasbare principes van de rede te schetsen. Uw inzicht is, dat ondanks alle verschillen tussen mensen, alle mensen ook samen mensen zijn, door de rede, de geest, het verstand bepaald…
Gelet op de oorlogen en het geweld van nu herinner ik me dat dat ik van u leerde dat er voor alle mensen een gemeenschappelijke oriëntatie is, een publieke moraal gericht op een ethisch, menswaardig leven. U spreekt van de categorische imperatief: ieder mens moet zo handelen dat zijn of haar persoonlijke keuzes in het leven, d.w.z. een Maxime zoals u dat dat noemt, universeel voor alle mensen, categorisch van toepassing zijn. De mensheid verwijdert zich echter ook vandaag de dag weer van deze oriëntatie, wat zo vaak is gebeurd.
Niettemin denk ik, dat het onze missie is, in alle groepen en in elke samenleving, waar dan ook, de algemeen geldende rede te verdedigen. Dus moeten we strijden tegen nationalisme, racisme, antisemitisme en religieus fundamentalisme met de kracht van kritiek. Zonder universele mensenrechten voor iedereen kan er geen humane wereld bestaan. Dat idee moet worden onderwezen, ‘ingeënt’ in tijden van staakt-het-vuren, in tijden van vrede. Want is de geweldsspiraal nu nog het enige wat ons rest?
Maar ik wil u voor nog iets anders bedanken. U noemt uzelf een ‘filosofische religie wetenschapper’. En u bent daarmee een criticus van de christelijke religie… Uw boek “De religie binnen de grenzen van de zuivere rede” (ook wel ‘Religionsschrift’ genoemd) werd weliswaar al in 1793 door u gepubliceerd, maar uw ideeën zijn allesbehalve achterhaald. We moeten uw gedachten van toen actualiseren, proberen in onze tijd te begrijpen. Dat is een algemeen basisprincipe als we met ‘oude teksten’ te maken hebben.
Uw boek is zonder twijfel een provocatie; u benadrukt dat er een universele christelijke religie bestaat, een soort “onzichtbare kerk”, zoals u schrijft, die alle mensen van alle verschillende geloven omvat. Je kunt katholiek, protestant, orthodox, enzovoort blijven, maar je moet erkennen dat boven alle godsdiensten met hun dogma’s de ‘Onzichtbare kerk’ staat, dat wil zeggen de niet-institutionele, de rationele kerk. Deze is belangrijker dan welk geloof dan ook. Dit is de enige manier waarop vrede tussen geloven mogelijk zal zijn.
En deze ‘Kerk van de Rede’ heeft heel weinig principes. Die zijn het resultaat van diep nadenken: voor u maakt een goddelijke, scheppende, creatieve kracht deel uit van het christelijke ‘Geloof van de Rede’. Elk bijgeloof, inclusief het geloof in wonderen, is uitgesloten. En dan is centraal in dat ‘Geloof van de Rede’, dat alle mensen in staat moeten zijn vrij te leven, dat wil zeggen vrij van willekeurige heerschappij, inclusief administratieve en klerikale willekeur. En dat in een samenleving waar respect en welwillendheid voorop staan. En het derde inzicht van dat ‘Geloof van de Rede’ is, dat er een innerlijk centrum is in alle mensen, een spirituele dimensie die we de ziel noemen. Het is iets goddelijks in de mens, en daarom onsterfelijk.
In het toenmalige Pruisen had u te lijden onder de censuur van de schijnheilige, vrome koning Friedrich Wilhelm II. Niettemin verdedigde u moedig uw christelijke ‘Religie van de Rede’ en tolerantie. U spreekt van Jezus als een ‘leraar’: “Allereerst wil Jezus alleen de zuivere morele gerichtheid van het hart”, en dat betekent: “Bevorder het welzijn van andere mensen uit directe welwillendheid die niet voortkomt uit egoïstisch gedrag.” U spreekt ook over het bijwonen van kerkdiensten op zondag, die belangrijk zijn voor het versterken van de band met de gemeenschap. En voor u hebben gebeden, net als poëzie, de betekenis om mensen aan te moedigen een humane en ethische manier van leven te lijden.
Geachte heer Kant, u bent een universeel geschoold persoon, zeker niet slechts een gespecialiseerde filosoof; u kende de religies, kerken en geloven van uw tijd. U had sympathie voor de vervolgde anti dogmatische ‘Poolse Broeders’ (genaamd Socinianen), en u had zeker ook veel waardering voor de ‘Arminianen’ (de huidige Remonstranten). Misschien bent u, heer Kant, een van de filosofen die de moderne, liberale theologie en liberale spiritualiteit inspireren en ondersteunen, vooral met uw geschrift ‘Religie binnen de grenzen van de zuivere rede’. En daarom ook wordt u al lang gewaardeerd en gerespecteerd door vrijzinnigen en Remonstranten in Nederland.

Veröffentlicht als Podcast am 28.11.2023

Beste Immanuel Kant, #282

….

Alle columns
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Tekst van de overdenking van Joris Luyendijk, uitgesproken op 17 september in Vrijburg Amsterdam door Joost Röselaers
Zondag a.s. 17 september Vrijburg laat Joris Luyendijk voorgaan door Joost Röselaers
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Zondag a.s. 20 augustus 10.30 uur: Dienst o.l.v. Joost Röselaers door Joost Röselaers
Zondag a.s. : dienst aan de hand van gedichten en gedachten van Lieke Marsman door Joost Röselaers
Anders Winnen, #272 door Vrijzinnige Miniaturen
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Het is feest! Alles over ons jubileum weekend voor 90 jaar Nieuwe Rem 17/18 juni a.s. – Kom je ook? door Bestuur Vrijburg
Moedig tegen de klippen op, #270 door Vrijzinnige Miniaturen
Zondag a.s.: Vrijburg laat Joyce Sylvester voorgaan door Joost Röselaers
(s)preken, #269 door Vrijzinnige Miniaturen
Toekomst, #268 door Vrijzinnige Miniaturen
Je verjaardag, een halteplaats in de tijd, #267 door Vrijzinnige Miniaturen
Bal Masqué, #266 door Vrijzinnige Miniaturen

Freisinnig und undogmatisch glauben: Die Remonstrantenkirche „Vrijburg“ in Amsterdam.

90 Jahre Remonstrantenkirche „de Vrijburg“ in Amsterdam

Ein Hinweis von Christian Modehn am 25.7.2023

1.
Die Remonstranten in Amsterdam feiern ein Jubiläum: Seit 90 Jahren steht ihre große Kirche im Süden Amsterdams: Sie heißt „Vriburg“, ist aber keine Trutzburg, nicht abweisend, sondern einladend: Innen viel Licht und Wärme, ein meditativer Ort, in dem Sonntags immer Gottesdienst gefeiert wird, anspruchsvoll die Predigt, von hohem Niveau die Kirchenmusik und …freundschaftlich die Treffen danach beim obligaten „coffie“ of thee.
2.
Ihrer Festschrift zum 90. Geburtstag der Kirche hat die Gemeinde den Titel gegeben „Eine Oase in der Wüste“, ein Zitat aus der Gründerzeit, als tatsächlich die Kirche noch auf einem freiem Feld stand. Jetzt ist die Kirche umgeben von eher vornehmen, bürgerlichen Wohnhäusern, der Bahnhof Amsterdam Zuid ist in der Nähe.
Die Kirche wurde vor allem von Spenden der Mitglieder errichtet. Die Remonstranten hatten in der Keizersgracht im Stadtzentrum damals noch ihre „versteckte“ Kirche, mit dem Titel „Der rote Hut“, eine Art Deckname, bedingt durch die Religionspolitik des Staates, der der kleinen, etwas aufsässigen, liberal-gesinnten Remonstranten – Kirche (den „Arminianern“) keine freistehenden Kirchengebäude gestattete (wie den Katholiken auch).
3.
Jetzt zählt die Remonstrantengemeinde in Amsterdam mehr als 100 Mitglieder, sie arbeitet in „de Vrijburg“ mit der freisinnigen Strömung innerhalb der Protestantischen Kirche der Niederlande (einst „Hervormde Kerk“) seit 1974 zusammen.
Um das Kirchengebäude mit allen Nebenräumen (auch dem offenen Jugendkeller) zu pflegen und zu erhalten, ist die Gemeinde darauf angewiesen, während der Woche die „Vrijburg“ zu vermieten, auch kleine fremdsprachige Kirchengemeinden gehören zu den Mietern.
4.
In den 1980er Jahren war die Gemeinde gesellschaftlich und friedenspolitisch deutlich engagiert, man kann sagen, mit einer gewissen Tendenz zur linken Politik. Etliche eher politisch konservative Gemeindemitglieder haben sich deswegen von „de Vrijburg“ distanziert, so wird in der Remonstrantenzeitschrift ADREM (Juli 2023, S.28) berichtet, diese Mitglieder waren offenbar stark mit der rechtsliberalen Partei VVD verbunden. „Jetzt ist die Gemeinde weniger politisch, einige (konservative) Mitglieder sind zurückgekehrt. Die Gemeinde ist sich aber gesellschaftlich sehr bewusst, mehr auf individuellem Niveau“, betont der Pastor Joost Röselaers in der Zeitschrift ADREM.
5.
Jetzt nehmen Gemeindemitglieder aber auch an Blockaden der Autobahn A 12 durch die Protest-Bewegung Extinction Rebellion teil“, berichtet er in ADREM weiter.
6.
Und die Tochter des bekannten Menschenrechtlers Bischof Desmond Tut (Südafrika), die Pastorin der Episcopal Church, Mpho Tutu van Furth, ist als Pastorin in de Vrijburg tätig. Immerhin, ein Hinweis, dass die Gemeinde Interesse hat, internationaler zu werden auch durch Mitglieder, die nicht zu den „klassischen weißen Holländern“ gehören. Pastorin Mpho Tutu van Furth hat sozusagen „Zuflucht“ gefunden bei den Remonstranten, sie ist, mit einer Frau verheiratet, willkommen. Eine so genannte „gleichgeschlechtliche Ehe“ hat der anglikanischen Kirche nun gar nicht gefallen…Überhaupt, und das ist wichtig, hat de Vrijburg schon Ende der 1980er Jahre als erste Kirche weltweit überhaupt, Partnerschaften von Homosexuellen gesegnet, auch von Menschen, die nicht Mitglieder dieser Kirche waren.
7.
Das Forum der Remonstranten und den mit ihm verbundenen Religionsphilosophischen Salon Berlin haben zwei aktive Mitglieder der Vriburg Gemeinde, Margriet Dijkmans van Gunst und Dik Mook, gelegentlich besucht und dadurch auch ermuntert. Sie haben in den letzten Jahren auch eine viel beachtete Serie von Podcasts gestaltet.

Umfassende Informationen über die Gemeinde: LINK    www.vrijburg.nl

Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Trinität, Dreifaltigkeit, als Dogma überwinden!

Ein Hinweis von Christian Modehn, Juni 2023

1.

Für die Frage nach Gott oder dem Göttlichen oder dem Ewigen oder dem „alles tragenden Lebenssinn“ interessieren sich noch viele Menschen.
Als zusätzliches Problem erscheint für die meisten die Frage nach der göttlichen Dreifaltigkeit, der Trinität. Dabei gilt dieses Dogma innerhalb der Kirchenleitungen als etwas „unterscheidend Christliches“, also in den herrschenden, sich „orthodox, rechtgläubig“ nennenden Kirchen, wie bei den Römischen Katholiken, den Orthodoxen, den Lutheranern, den Reformierten (Calvinisten etc.). Der folgende Beitrag zeigt, dass spirituelles Leben im Sinne Jesu von Nazareth selbstverständlich ohne das Trinitäts – Dogma sehr gut möglich ist.

2.

Der internationale geschätzte (Konzils-) Theologe Karl Rahner SJ schrieb 1973 in seinem Lexikonbeitrag „Trinitätstheologie (Herders Theologisches Taschenlexikon, Band 7, S. 353): „ Es muss noch darauf hingewiesen werden, dass die Lehre von der Trinität im konkreten Leben der Christen und in der Predigt, wenn überhaupt, dann nur eine sehr bescheidene Rolle spielt“.
Einen Grund für diese diese treffend beschriebene Tatsache nennt Rahner leider nicht. Die Wahrheit ist: Die Trinitätslehre, das Dogma, ist so „äußerst hochkomplex“, so sehr und so heftig eingebunden in eine metaphysische Sprachwelt des 4. Jahrhunderts n.Chr., dass sie, von wenigen Spezialisten abgesehen, heute niemand mehr versteht. In dem genannten Taschenlexikon – für weite Kreise bestimmt – braucht Rahner immerhin 13 Seiten, um das schwierigste aller theologischen Themen zu erklären. Wer diesen Rahner – Text verstanden hat, also in heute nachvollziehbaren Worten wiedergeben kann, möge sich bei mir melden.

3.

Wie unter Theologen üblich, wird von Rahner nicht erwähnt, wie stark die imperiale kaiserliche Macht damals interessiert war, Jesus von Nazareth als göttlichen Pantokrator auszugeben, und zwar aus dem einfachen Grund: Die Kaiser wollten sich als Nachfolger dieses göttlichen Christus – Pantokrator absolut aufwerten. Solches Ausblenden politisch – ideologischer Zusammenhänge beim Entstehen von Dogmen ist typisch für eine breite Tradition katholischer Theologie in Europa. Deswegen ist sie auch so irrelevant.

4.

Rahner selbst gibt zu, dass die Trinität, so wörtlich, „ein absolutes Geheimnis“ ist, das auch „nach seiner Offenbarung nicht rational durchschaubar ist“ (ebd. S. 342). Die Trinität ist also nicht nur nicht rational durchschaubar, das wäre schon viel verlangt, sie ist als solche nicht einmal als Faktum rational erreichbar. Also ein „absolutes Geheimnis“.
Wer also dem Trinitätsdogma glaubend folgt, verzichtet bewusst auf jegliche Relevanz seines eigenen Geistes, seiner eigenen Vernunft. Diese Haltung, die zu dummem Schweigen führt, kann kein vernünftiger Mensch noch menschlich nennen. Menschen auf rational total bzw. absolut (!) Geheimnisvolles festzulegen, ist einzig Sache der so genannten Sekten, nicht aber der Menschen, die irgendwie den Lebensweg Jesu von Nazareth noch inspirierend finden und die Gottesfrage gerade mit ihrer Vernunft „klären“ wollen.

5.

Nur eine „Kostprobe“ zu trinitarischen Formeln, sehr dicht an dem offiziellen, bis heute in Messen etc. gesprochenen Glaubensbekenntnis:
Es handelt sich demnach bei der Trinität um eine transzendente, himmlische real existierende Idee: Es ist der eine Gott mit einem Wesen und drei Hypotasen („Personen“) im „Himmel“. Gott selbst ist als erste „Person“ der Vater; die zweite Hypotase („Person“) trägt den Namen Christus. Er wurde „vor aller Zeit gezeugt“ (ohne Anwesenheit von Frauen, dann aber irgendwie auch himmlisch „geboren“). Dieser Christus hat zwei Naturen, eine göttliche und eine menschliche. Aber immerhin ist diese Hypotase so wirkungsvoll, dass aus ihm wie auch aus dem Vater der heilige Geist „ausgeht“ (im Sinne eines „Hervorgangs“, sagt die offizielle Deutung, was immer das bedeuten mag, CM). Die orthodoxen Kirchen des Osten behaupten nun, dass der heilige Geist nur aus dem Vater ausgeht! Wegen dieser „verknallten Spekulation“ kam es letztlich auch zum Bruch zwischen West – Kirche und Ost – Kirche … bis heute. Dieser heilige Geist wird in der christlichen Ikonographie als Taube dargestellt, (nebenbei: ob als „Ringeltaube“ ist umstritten, hübsch wäre auch die „Rotschwanz-Fruchttaube“, CM). Wer noch eine Nuance Rahners mag, etwa zur Zahl „drei“ innerhalb der Trinität: „Vater, Sohn und Geist können in Gott `drei` gezählt werden, wobei man sich allerdings dessen bewusst sein muss, dass man das zusammenzählt, was als reiner Unterschied im numerischen Einen der Wesenheit nicht unter einen Begriff einer Menge von Gleichartigem gebracht werden kann und darf“ ( ebd. S 351).

6.

Nun hat die zweite Person der himmlischen Trinität, der Sohn bzw. der Logos, einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt die intern göttliche Welt verlassen und hat „Fleisch angenommen“, wie es offiziell heißt, in der Person Jesus von Nazareth, der von ca 1 nach unserer Zeitrechnung bis ca. 35 lebte. Zu dieser Zeit muss als in der himmlischen Trinität die zweite Person (der „Sohn“) gefehlt haben. Es gab also einmal – in diesem Denken – einmal einige nicht – trinitarische „Momente“ innerhalb der himmlischen Trinität: Dies nur als kleine Kostprobe zu den Fragen, die sich spekulativ ergeben… Und die ganze klassische Dreifaltigkeitstheologie fragwürdig erscheinen lassen.

7.

Die Trinitätslehre aus dem 4.Jh. (man hat darüber gerätselt und debattiert und publiziert mindestens bis zum Konzil von Florenz 1439) ist, vornehm ausgedrückt, heute eine überflüssige Alt-Last, weniger vornehm: ein störender Klumpen, ein Ballast, den es nun endlich beiseite zu legen gilt … als Akt der Befreiung.

8.

Die „Trinität“ ist für uns also nicht mehr als ein uraltes, jetzt nur noch für Historiker interessantes Bild, so, wie die religiöse Rede von Engeln im Christentum nichts als ein hübsches, aber letztlich überflüssiges Bild ist. Die außer – christliche Esoterik interessiert sich leidenschaftlich für die Engel, Pater Anselm Grün, der viel – schreibende Benediktiner, auch… Auch der Mythos von der Erbsünde ist nichts als ein Bild, aber kein Dogma mehr, sagen vernünftige Theologinnen heute. Dasselbe gilt für die Rede von der „unbefleckten Jungfrau Maria“.

9.

Dass damit ein Diskussionsfeld eröffnet wird, in dem die Konservativen, die Reaktionären und Traditionalisten alle ihre angeblich scharfen Argumente noch einmal gegen angeblich „böse Irrlehrer“ vorführen, ist klar. Die sich „rechtgläubig“ nennenden Kirchen (also römische Katholiken, Orthodoxe aller Couleur, Lutheraner, Calvinisten …) haben im Laufe ihrer Herrschaftsgeschichte bewiesen, wie sie mit dogmatischen Erneuern und Reformatoren gerade hinsichtlich der „Trinität“ umgehen: Der Theologe Michel Servet (bekannt und geschätzt durch sein Werk „De trinitatis erroribus“, 1531) wurde vom Reformator Calvin am 26. Oktober 1553 öffentlich in Genf (!) verbrannt. Die Theologen Sozzini (etwa Fausto Sozzini 1539-1604) als argumentierende und hoch gebildete Anti-Trinitarier und ihre kleine mutige Gemeinschaft der „Polnischen Brüder“ wurden verfolgt usw. An die Vorbehalte des großen Theologen Erasmus gegen die Trinitäts – Lehre müsste erinnert werden oder auch an die heute noch bestehende freisinnige christliche Kirche der Remonstranten. Ihr offenes Glaubensbekenntnis von 2006 versucht die göttliche Wirklichkeit jenseits trinitarischer Formeln auszusagen, ein einmaliger Vorgang in einer christlichen Kirche heute. LINK.

10.

Seit einigen Jahren haben sogar wenige katholische Theologen den Mut, ihre Zweifel an der offiziellen „Trinitätslehre“ öffentlich zu äußern. Ich denke da vor allem an Professor Edward Schillebeeckx, der lange Jahre als Theologe an der Universität Nijmegen lehrte. In dem Interview-Buch „Edward Schillebeeckx im Gespräch“ (Luzern 1994, Edition Exodus) sagt Schillebeeckx klar und deutlich: „Ich bin im Hinblick auf eine Trinitätstheologie fast ein Agnostiker“ (S. 107). Zuvor hat er in wenigen Sätzen erklärt, was ihn zu dieser Erkenntnis geführt hat: „Im Glaubensbekenntnis geht es nicht um die drei göttlichen Personen…Ich glaube an den heiligen Geist, der für mich allerdings ein großes Problem darstellt. In der Bibel ist der heilige Geist ein Geschenk, nicht eine dritte Person: Er ist die Seinsweise Gottes selbst, der sich den Menschen als Geschenk gibt“ (S. 106).

11.

Damit bietet Schlillebeeckx entscheidende Hinweise: Gott selbst ist, wenn man schon sprachlich sich auf ihn bezieht, nur als Geist denkbar, auch nicht als „Person“ im landläufigen Sinne, schon gar nicht als Materie, als Klotz, als Stein oder was… Sondern als ewiger Geist, und weil Geist, eben auch lebendig- tätig- schöpferisch. Auch Geist kann im populären Verständnis von „Geistern“ etc. falsche Assoziationen wecken… Auch „Geist“ als Beschreibung des Ewigen, Göttlichen, ist also sehr differenziert zu verstehen.

12.

Zunächst folgen wir der Spur, die zu einem neuem Verständnis des „heiligen Geistes“ führt, der nicht als göttliche „Person“ verstanden werden sollte.
Unser Ausgangspunkt ist die menschliche Selbsterfahrung des Geistes: Im menschlichen Geist als Vernunft, als Emotion, zusammengefasst als „Seele“, gestalten wir unser menschliches humanes Leben, mit allen seinen vielfältigen Produktionen des Geistes und der Vernunft, mit seinen ständigen Reflexionen und Entscheidungen, auch zwischen Böse und Gut, um es klassisch moral-philosophisch zu sagen.
Es unser Geist, der seine Lebendigkeit zeigt. Aber was soll dann noch ein heiliger Geist, offenbar ein zusätzlicher Geist in uns? Wann und wo und wie wirkt denn dieser zweite Geist in uns? Etwa nur, wenn es sich um explizit religiöse und spirituelle Fragen handelt?
Aber kann der allgemeine, der menschliche Geist nicht von sich aus auch in der Auseinandersetzung mit Lebensfragen, in der Begegnung mit Kunst usw. Spuren der Transzendenz und des Göttlichen entdecken? Lehrt nicht sogar die katholische Kirche im Ersten Vatikanischen Konzil schon, dass der „natürliche“, also der allgemeine menschliche Geist Gott erkennen kann? Wozu dann noch diese behauptete doppelte Geist – Struktur in der einen geistigen Selbsterfahrung des Menschen? Kann der menschliche Geist nicht von sich auch Erstaunliches, wunderbar Genanntes, erleben?

13.

Die Rede von einem zusätzlichen, zweiten Geist, einem heiligen Geist, im Menschen ist also überflüssig.
Aber was bedeutet dann die literarische Erzählung im Neuen Testament von der Begeisterung der ersten kleinen Gemeinde, die behauptet, zu „Pfingsten“ mit dem heiligen Geist beschenkt worden zu sein? Unsere Antwort: Diese ersten Christen fühlten sich durch ihren eigenen Geist ermutigt, als kleine Gemeinschaft weiter zu leben und ihren Glauben weiter zu gestalten: Diese allgemein menschliche Einsicht, Reflexion und Entscheidung, deuteten sie bei dem damals religiös-kulturell üblichen Enthusiasmus als besondere Gabe Gottes, als besonderen, gegenüber dem eigenen Geist noch zusätzlich gegeben göttlichen, heiligen Geist. Diese Deutung von „Pfingsten“ durch die ersten Christen ist also kulturell bedingte Deutung anzusehen.
Diese ersten Christen hatten wie alle anderen Menschen ihren Geist, ihre Vernunft, ihre Emotionen usw. Und dieser Geist der Menschen ist – theologisch gesehen – der Geist, den der unendliche „Schöpfer“ der Evolution der Welt und der Menschen den Menschen erschaffen hat. Es ist also der von Gott geschaffene Geist (Vernunft) im Menschen, der auch zu religiösen Erkenntnissen führt. Einen zweiten, im Menschen irgendwie und irgendwann wunderbar wirkenden zusätzlichen göttlichen Geist braucht die Menschheit nicht. Denn der menschliche Geist (Vernunft) als Gottes Schöpfung ist heilig.

14.

Mit dieser Skizze wird deutlich: Der so genannte heilige Geist ist eine vom Überschwang bestimmte Konstruktion. Der heilige Geist ist also keine Person einer göttlichen Trinität: Denn Gott selbst ist schöpferischer Geist, der seinen Geist der evolutiven Welt (und den Menschen) mit – teilt…Es gilt also „Gott als den Ewigen als absolute Einheit zu denken“ (vgl. Kurt Flasch, „Christentum und Aufklärung“, Frankfurt/Mn., 2020, S 354)

15.

Es bleibt die Frage, wie denn Jesus von Nazareth als Logos in die „Trinität“ als die „zweite Person“ hineingesetzt werden konnte. Dazu hat der katholische Theologe Prof. em. Hermann Häring (Tübingen) in PUBLIK-FORUM( Heft 10/2023, S. 36 f.) einige Hinweise gegeben unter dem Titel „Die kirchliche Trinitätslehre ist überholt“. Häring schreibt: „Jesus hat sich nie als Teil einer Trinität verstanden, der ihm zugeschriebene Titel Sohn Gottes ist meilenweit entfernt von der zweiten innergöttlichen Person… Unser Bruder Jesus ist zum Träger von Gott gegebener Weisheit geworden. Dazu braucht es keine Dreifaltigkeit“ (S. 36). Im leider ziemlich knappen Beitrag betont Häring treffend: „Man habe in der Kirche diesen Trinitätsglauben aus kindlichem Glaubensgehorsam bewahrt“ (S. 37). Und er schlägt wie auch der Autor dieses Hinweises „eine Generalrevision unserer Glaubenskonstrukte“ vor (ebd.)

16.

Man muss den genannten Spuren folgen und „Jesus von Nazareth“ endlich wieder als Menschen sehen, als „unseren Bruder“, bezeichnen und als solchen auch religiös respektieren. Jesus von Nazareth ist einer von uns Menschen. Er zeigt in seinem Leben, dass er wie die Menschen überhaupt mit kreativem menschlichen Geist, als der Gabe des schöpferischen Gottes, ausgestattet, „beschenkt“, ist. Mit anderen Worten: Jesus von Nazareth zeigt, dass alle Menschen als Geschöpfe Gottes gemeinsam gleichberechtigte Brüder und Schwestern sind, im Bild gesprochen des einen „schöpferischen Vaters“…Es ist also die eine geistvolle Menschheit gemeint, die sich auch in Kirchen sammeln kann, um diese Erinnerung an den einen „Vater“ aller aktuell, auch politisch, aber auch meditativ lebendig zu gestalten.

17.

Aus der „Trinität“ ist also nicht nur der „heilige Geist“ als Person bzw. als Taube befreit. Aus der Trinität ist auch Jesus von Nazareth befreit. Was bleibt? Der eine ewige Gott, den viele als den geistvollen Schöpfer der evolutiven Welt und der Menschen ansehen und verehren, mit religiösen Menschen anderer Religionen…

18.

Aber auch bei diesem Bild, das sinnvoller und geistvoller,„vernünftiger“ und biblischer ist als das Bild „Trinität“, bleiben Fragen: In der Mystik und bei wenigen zeitgenössischen Theologen wird das Bild Trinität oder das Bild des einen schöpferischen Gottes noch einmal weiterentwickelt bzw. überwunden. Denn das Bild des einen schöpferischen Gottes lässt viele Probleme offen: Der schöpferische Gott hat den Menschen als Freiheit geschaffen, aber: Diese von Gott geschaffene Freiheit kann der Mensch auch zum Bösen, Krieg etc. gestalten. Das heißt doch wohl: Dass damit auch Gott als der Schöpfer dieser menschlichen Freiheit ins Böse mit hineingezogen wird.

19.

Gibt es also noch einen größeren Gott als das Bild des schöpferischen Gottes (vielleicht auch klassisch noch als Trinität)?
Meister Eckart (1260-1328) dachte an die „Gottheit“, sozusagen an den „Gott über Gott“. In seiner „deutschen Predigt“ mit dem Titel „Selig die Armen“, bezogen auf Matthäus 5,3 heißt es: “Darum bitte ich Gott, dass er mich Gott-los (wörtlich Gottes quitt) mache. Denn mein wesentliches Sein ist oberhalb von `Gott`, sofern wir Gott als Ursprung der Welt fassen“(vgl. „Meister Eckart. Einheit mit Gott“, hg. von Dietmar Mieth, Düsseldorf 2002, S. 154). Es geht also bei diesem Gott über „Gott“ um eine Idee über allem Sein und über aller Unterschiedenheit…
Auch Paul Tillich dachte Gott jenseits eines Theismus, der sich auf drei göttliche Personen bezieht. Eine authentische religiöse Lebensform ist für Tillich „Der Mut zum Sein“, der seinen Halt findet in dem „Gott über Gott“ (GW XI. S. 138 f). Siehe auch: „Paul Tillich“ von Werner Schüssler und Erdmann Sturm, Darmstadt, 2007, S. 163ff): „Die Idee von dem Gott über Gott, dem letzten Grund allen Seins,  der erschient, wenn der Gott , dem wir Namen geben, versunken ist – , mag mir in der unbewussten Erinnerung an Dionysios (Areeopagita) gekommen sein“ (S. 166). „Gott über Gott“ ist also ursprünglich ein neuplatonischer Gedanke….

20.

Was also ist erreicht in dem hier nur angedeuteten Versuch, das Dogma der Trinität beiseite zu legen und für eine „einfache“ Spiritualität zu plädieren?
Es wurde beispielhaft gezeigt, dass eine moderne Theologie und ihr folgend Kirchen, die den Begriff modern für angemessen und richtig finden, (denk-)möglich sind. Dieser Hinweis will von Begriffen und Lehren befreien, die nur noch wie altes, verstaubtes Mobiliar in den Kirchen herumstehen und nur Historiker noch interessieren dürfen.
Spirituelle Christen können sich also vom Ballast der Traditionen lossagen, befreien, wenn sie denn nicht von Angst vor dem Klerus bestimmt bleiben wollen.
Und wichtig ist, dass Theologie wieder sich eine sehr lebhafte, erneuerungsbereite kritische Forschung zeigt…

21.

Wie sich diese von der alten „Trinität“ befreite Theologie zu den vielfältigen Formen der Unitarier bzw. unitarischen Kirchen verhält, ist eine andere Frage. Sie kann hier nicht beantwortet werden, weil die unitarischen Glaubensformen selbst noch sehr bezogen sind auf die alte, „klassische“ Trinitätstheologie.
Unser Vorschlag geht ja dahin, den Gedanken Gott über „Gott“ im Sinne Meister Eckarts neu zu denken, von diesem „anderen“ Denken wären dann auch die unitarischen Glaubensformen betroffen.

22.

Zusammenfassung:
Gott als der Ewige, der letzte Grund unseres Seins, ist Geist.
Jesus von Nazareth ist Vorbild und Inspiration für ein „menschliches Leben“, das diesen Namen verdient.
Der Geist ist heilig, weil er als Gottes Schöpfung im Menschen anwesend ist, als das Belebende, lebendig Machende.
Die Konsequenzen dieser Theologie sind deutlich:
Wir brauchen keine Ideologie der Erbsünde mehr, wir brauchen keine Klerus-Macht, sondern die Gemeinschaft der spirituell Suchenden, einander Ermunternden…
Selbstverständlich wird dann auch die so genannte Erlösungs-Lehre der Kirchen neu gesehen: Der „Logos“, der vom Himmel herabsteigt und „Fleisch annimmt“, (Weihnachten!!), wird durch das Bild ersetzt: Jesus von Nazareth ist ein Vorbild der Menschlichkeit. Ihm in seiner Menschenfreundlichkeit zu folgen, kann erlösend sein. Aber nicht die metaphysische Kraft eines vom Himmel herabgestiegenen Logos (also die 2. Person der Trinität).
Eine gewisse, ganz andere „Trinität“, also dann doch. Aber eine  nachvollziehbare, nicht als total „geheimnisvoll“ behauptete…
Eine andere „Trinität“, die zu denken … und zu leben gibt – auch im Gespräch mit anderen Religionen und Konfessionen, mit den Kulturen und anderen „Darstellungen“ des Geistes…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Remonstranten und die (Abschaffung der) Sklaverei in den Niederlanden

Ein Beitrag des Theologen Simon Vuyk.

Von Christian Modehn am 14.7.2023

1.
In den Niederlanden ist die Anerkennung der Schuld an der Sklaverei nun eine offizielle, eine definitive Tatsache, vom König Willem-Alexander höchstpersönlich ausgesprochen. Er hat sich am 1. Juli 2023, dem 150. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei durch die niederländische Regierung, für die Grausamkeit und Unmenschlichkeit durch Niederländer öffentlich entschuldigt.
Am 1. Juli 1863 hatten die Niederlande als eines der letzten Länder Europas (!) die Sklaverei offiziell abgeschafft, die Arbeit auf den Plantagen Surinams endete allerdings erst zehn Jahre später. Die Regierung der Niederlande hatte zuvor in über 200 Jahren etwa 600.000 Menschen (Schwarze) versklavt.
„Keti Koti“, „zerbrochene Ketten“ in der kreolischen Sprache, ist das neue humane Leitwort in einem Holland, das sich mit der „Aufarbeitung“ der eigenen dunklen Vergangenheit schwer tat und schwer tut.

2.
Die Kirchen in den Niederlanden haben sich zum Thema schon seit einigen Monaten geäußert. Der „Raad van Kerken in Nederland“ hat eine entsprechende ökumenische Arbeitsgruppe zusammengestellt. LINK

3.
Aus naheliegenden Gründen interessieren wir uns besonders für die Frage: Wie sieht es mit dem Protest der Remonstranten gegen die Sklaverei aus?
Zu dem Thema hat jetzt der remonstrantische Theologe Prof. Simon Vuyk in der Monats-Zeitschriften ADREM (Juli 2023) einen kurzen, aber erhellenden Beitrag verfasst. Hier nur einige wesentliche Erkenntnisse des Theologen und Historikers Simon Vuyk:

4.
Am 24.9.1794 wurde in der Remonstranten Kirche von Delft eine aus Surinam stammende Sklavin getauft, sie erhielt den Namen Maria Zara Johanna. Damals ein Ereignis für die ganze Stadt. Diese Taufe fand gegen den Willen der Besitzer der Sklavin statt, aber sie war nun in den Niederlanden angekommen, und somit ein freier Mensch. „Unterstützte die Gemeinde die Frau nach der Taufe oder blieb sie sogar abhängig von ihrem früheren Eigentümer? Das wissen wir nicht“, hießt die ernüchternde Aussage von Simon Vuyk.

5.
Ebenso ernüchternd die weitere Aussage: „Die Niederlande kannten keine organisierte Bewegung gegen den Sklavenhandel und die Sklaverei, trotz des großen Anteils unseres Landes an diesem schrecklichen Unternehmen“. In einer Studie über „Rotterdam in slavernij“ von Alex van Stipriaan (2020) finden sich unter den Anhängern (Profiteuren) wie auch den Gegnern der Sklaverei auch Remonstranten. Diese Situation ist wohl typisch für ein (gehobenes) Bürgertum, das am eigenen Wohlstand und „Gewinn“ (wie Vuyk schreibt) interessiert ist.

6.
Aber es gab einige große Leistungen von einigen Remonstranten gegen die Sklaverei: Hervorzuheben ist der Remonstrant und Pastor in Utrecht, Jan Konijnenburg (1758-1831), er gründete Zeitschriften, in denen er seinen Protest gegen die Sklaverei öffentlich machte. Er war so großzügig, „goed liberaal“, „gut liberal“, schreibt Vuyk offenbar etwas ironisch, um auch einen Verteidiger der Sklaverei in seinem Blatt Platz zu Wort zu kommen zu lassen. Aber des Pastors Widerstand gegen die Sklaverei war sehr deutlich! Das hat der Autor Simon Vuyk in seiner Studie „Vision van Vrijheid“, Hilversum 2013, im Detail nachgewiesen.

7.
Aber die meisten anderen Pastoren der Remonstranten (und die Gemeindemitglieder) folgten NICHT dem deutlichen Engagement von Jan Konijnenburg, schreibt Simon Juyk in ADREM. Nur einzelne Stimmen wie die des Dichters Hendrik Tollens (1780-1856) oder des Pastors Martinus Cohen Stuart (1824-1878) wandten sich öffentlich gegen die Sklaverei. Die Abschaffung der Sklaverei durch die niederländische Regierung geschah erst 1873. Aber Simon Vuyk schreibt in ADREM: „Danach importierte das Königreich der Niederlanden Gastarbeiter aus Hindustan (Indien) nach Surinam, aber diese Menschen wurden dort noch schlechter behandelt als die Schwarzen (Sklaven).

8.
Der Theologe und Historiker Simon Vuyk ist deutlich in seinem abschließenden Urteil: „Es gibt zu denken, dass Missstände (in Holland) bestehen blieben, trotz der Kenntnis der unmenschlichen Behandlung von Sklaven. Und zwar blieben die Missstände bestehen, „wegen des eigenen (materiellen) Gewinns und unsrer Habgier. Die Sklaverei verschwand zu guter Letzt aus der niederländischen Gesellschaft, aber das System der Habgier blieb“.

9.
So wird nun, mit höchster, königlicher Ermunterung, sicher eine neue Epoche in den Kirchen der Niederlande beginnen hinsichtlich der Frage: Wie können wir den heutigen Sklaven und Sklavinnen – etwa den Kindern, die unter grausamen Bedingungen in Afrika nach seltenen Erden graben müssen oder den Frauen, denen die Menschenrechte verweigert werden, beistehen. Und wie können unsere Kirchen – auch die Remonstranten – immer mehr zu Orten werden, in den sich Menschen vieler unterschiedlicher Kulturen und Hautfarben als Mitglieder wohlfühlen. Kirchengemeinden sind nur als Orte der Begegnung unterschiedlicher Menschen aus unterschiedlicher Kulturen in Gleichberechtigung möglich und sinnvoll, natürlich eine theologische Selbstverständlichkeit und überflüssig dies zu betonen.

10.
Über das umfangreiche Werk des remonstrantischen Theologen und Historikers Simon Vuyk informiert die wikipedia Seite auf Niederländisch. LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

Spiritualität im März: Wenn Natur und Naturschutz zum Thema werden

Spiritualität im März: Wenn Natur und Naturschutz zum Thema werden.

Licht im Wald
Licht im Wald

Wie alle kurzen Beiträge zu einer „säkularen Spiritualität“ ist auch der Hinweis zum Monat März inspiriert von der remonstrantischen Pastorin Christiane Berkvens-Stevelinck und dem reformierten Theologen Sietze de Vries. Sie haben gemeinsam das Buch verfasst „Vieren und brevieren“ („Feiern und beten“), Verlag Meinema. 2009.

Der März als „Monat des Frühlingsbeginns“ ist die Zeit, in der die Natur sichtbar-lebendiger wird, in der manche Menschen wieder etwas mehr Hoffnung haben, „weil ja die Natur trotz allen (kriegerischen) Wahnsinns der Menschen doch noch wiederkehrt.“

In der Bibel ist oft von der Natur die Rede, speziell von der ländlichen Welt, dem Ackerbau. Der Weisheitslehrer Jesus von Nazareth spricht (im Matthäus-Evangelium) in seinen schönen „Gleichnissen“ oft von der ländlichen Welt, dem Ackerbau, der Pracht der Blumen, aber auch vom Unkraut oder von dem verborgenen Schatz im Acker, den es zu suchen gilt.

Die Natur ist heute alles andere als eine Idylle, so sehr wir uns auch noch erfreuen an den Restbeständen geschützter Natur. Wir sind so weit gekommen in unserem technischen Zugriff auf die Natur, dass wir nur noch einige Teile der Natur als „geschützt“ deklarieren. Das heißt. Der überwiegende Teil der Natur ist ungeschützt, also dem Zugriff und der Ausbeutung weiterhin preisgegeben.

Halbwegs gesunde Ernährung verspricht die „Naturkost“ mit ihren Handelsketten. Diese wohl etwas gesunde Ernährung können sich nur die Wohlhabenden leisten. Die arm gemachte Mehrheit der Menschheit, wenn sie sich denn überhaupt regelmäßig ernähren kann, lebt von ungesunden, tendenziell Gift enthaltenden Lebensmitteln.

Für alle stellt sich die spirituelle, politische und letztlich auch theologische Frage: Wie stark hat der biblische Mythos von der Herrschaft der Menschen über die Natur so viel Unsinn bewirkt?? Im Buch Genesis des Alten Testaments werden Gott diese Worte in den Mund legt: „Gott sprach zu den Menschen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machtet sie euch untertan und herrschet über die Fische, das Vieh und über alles Getier und alle Pflanzen zu eurer Speise“ (Genesis bzw. 1. Buch Mose 1, 28ff). Diese Worte “Gottes“ haben sich leider durchgesetzt, auch bei Politikern und Ökonomen, die sonst nicht viel von „Gottes Wort“ halten….

Heute ist wohl die Zeit endlich gekommen, die „Herrschaft der Menschen“ über die Natur ganz neu zu denken und neu politisch zu gestalten zugunsten eines gleichberechtigten Miteinanders von Mensch und Natur. Der Mensch ist nur Teil der Natur, die Natur ist keine Sache, kein „Objekt“, wie Descartes dummerweise behauptete. Wer die Natur tötet, tötet sich selbst. Das sollten alle bedenken, die die neoliberale Wachstumsideologie aus egoistischen Motiven verteidigen.

Christian Modehn

Gott als Vater – Gott als Mutter…

Gott als Vater
Von Christian Modehn, Für die Zeitschrift ADREM, Utrecht, März 2023

Mit dem Bekenntnis „Gott ist Vater“ haben viele Menschen Schwierigkeiten, sie lehnen einen himmlischen Vater ab, weil schon ihr leiblicher Vater unfreundlich, gewalttätig oder sogar sexuell übergriffig war. Einen Ausweg kann die Erkenntnis bieten: Gott als Vater zu bezeichnen, hat nur Sinn: Wenn man „Vater“ nur als Bild, als Symbol, als Metapher versteht.
Ich habe den Eindruck, dass der Evangelist Matthäus selbst für ein vernünftiges Verstehen plädiert, wenn er Jesus innerhalb seiner Bergpredigt sagen lässt: „Geh in deine Kammer, wenn du betest“ (Mth.,6, 6). Das bedeutet für mich: Willst du das „Vater Unser“ verstehen, zieh dich zurück und denke gründlich nach. Dann zeigt sich die Erkenntnis: Wer nach Gott fragt, gelangt in die Tiefen der Erkenntnis, er wird mit dem letzten Grund unseres Seins konfrontiert, das der Mensch niemals umfassen, sondern nur berühren kann. Und da macht Jesus den provozierenden Vorschlag: Gott ist „unser Vater im Himmel“. Der letzte Grund allen Seins ist für Jesus ein „freundlicher Vater im Himmel“. Also eine transzendente Wirklichkeit, die zugleich personale, wohlwollende Eigenschaften hat. Und daran hat der Weisheitslehrer Jesus selbst in Stunden seiner größter Not, sogar noch im Sterben, festgehalten.
Was wäre denn für uns die Alternative dazu? Den letzten Grund allen Seins als Nichts zu denken, als Monstrum zu erleben, als verschlingendes Ungeheuer?
Wir können es nur wagen, den letzten Sinngrund des Lebens „Vater im Himmel“ zu nennen, weil wir Erfreuliches, Zuwendung, Liebe, Solidarität wenigstens manchmal als Momente des Glücks erleben. Oder als Licht der Hoffnung in dieser verrückten Welt. Wie anders könnten etwa die Menschen im Krieg in der Ukraine dem Morden des russischen Aggressors widerstehen? Ohne ein letztes Gefühl der Geborgenheit will kein Mensch leben, selbst wenn die Verbundenheit mit einem himmlischen „Vater“ oft nur im Schrei der Verlassenheit besteht.
Im Gebet „Vater Unser im Himmel“ nennen Christen Gott UNSEREN Vater. Gott ist unser aller Menschen Vater. Er, der Ewige, der „Schöpfer allen Seins“, ist als der Gründende (als Vater) auch der, der alle Menschen in ihrem „gemeinsamen Wesen“ vereint. Diesen Gott könnte man auch „Mutter“ nennen, theologisch ist dies gar kein Problem. Am besten wäre es, Gott als Vater UND Mutter zu verehren- und alle (!) Menschen als deren gleichberechtigte „Kinder“.
Das „Vater Unser“ zeigt sich hier als politisches Gebet: Jeder, der es spricht, anerkennt die gleiche Würde aller Menschen: Die anderen sind unsere Brüder und Schwestern, wo immer sie leben.

……………..

God als Vader
Met de geloofsbekentenis ‘God is Vader’ hebben veel mensen moeite. Zij wijzen een hemelse Vader af, omdat hun fysieke vader onvriendelijk, gewelddadig of seksueel handtastelijk was. De volgende gedachte kan wellicht een uitweg bieden: het heeft alleen zin om God als Vader te betitelen als men het begrip ‘vader’ slechts als beeld, als symbool en als metafoor begrijpt.
Ik heb de indruk dat ook de evangelist Matteüs een pleidooi houdt voor een verstandig begrip als hij Jezus in zijn Bergrede zeggen laat: ‘Maar als jullie bidden, trek je dan terug in je huis, sluit de deur en bid tot je Vader, die in het verborgene is’ (Matt 6: 6). Dat betekent voor mij: als je het Onze Vader wilt begrijpen, trek je dan terug en denk goed na. Dan ontvouwt zich de betekenis: wie naar God vraagt komt in laatste instantie tot het inzicht dat hij met de diepste grond van ons bestaan wordt geconfronteerd. Die diepste grond kan de mens nooit bevatten, maar slechts aanraken.
En hier doet Jezus het provocerende voorstel: God is ‘onze Vader in de hemel’. De diepste grond van al wat bestaat is voor Jezus een ‘vriendelijke Vader in de hemel.’ Dat is een transcendente werkelijkheid, die tegelijkertijd persoonlijke, welwillende en positieve eigenschappen bezit. Daaraan heeft de wijsheidsleraar Jezus vastgehouden, zelfs in de uren van zijn grootste nood, tot aan zijn sterven toe.
Wat zou voor ons dan het alternatief daarvoor zijn? Moeten we ons de laatste grond van al wat bestaat als het grote niets voorstellen? Moeten we die grond als monster beleven of als verslindende boeman? We durven het aan om de datgene wat ons leven ten diepste zin geeft ‘Vader in de hemel’ te noemen, omdat wij in ieder geval op bepaalde momenten, blijdschap, aandacht, liefde en solidariteit als momenten van geluk ervaren. Of als het licht van de hoop in deze krankzinnige wereld. Hoe anders zouden de mensen in de oorlog in Oekraïne, de moordpartijen van de Russische agressor kunnen weerstaan? Zonder een fundamenteel gevoel van geborgenheid wil geen mens leven, zelfs als die verbondenheid met een hemelse ‘Vader’ vaak slechts in de schreeuw van de verlatenheid bestaat.
In het gebed ‘Onze Vader die in de hemel zijt’ noemen christenen God ONZE Vader. God is de vader van ons allemaal, van alle mensen. Hij, de Eeuwige, de ‘Schepper van al wat bestaat’, is als basis (als vader) ook degene die alle mensen in hun gemeenschappelijke wezen verenigt. Deze God zou je ook Moeder kunnen noemen, theologisch gezien is dat geen enkel probleem. Het beste zou zijn om God als Vader én Moeder te vereren, en alle (!) mensen als hun gelijkwaardige kinderen. Het Onze Vader blijkt dan een politiek gebed te zijn: eenieder die dat gebed uitspreekt, erkent daarmee dat de waarde van ieder mens gelijk is. De anderen zijn onze zusters en broeders, waar ze ook leven. Voor die gelijkheid moeten wij ons politiek inzetten.

Christian Modehn, Berlijn, 
Vertaling: Michel Peters

—————

Der Haupt-Redakteur der Monatszeitschrift der Remonstranten ADREM Tjaard Bernard, Rotterdam, schreibt einleitend zur März 2023 Ausgabe:

Remonstranten hebben een ambivalente verhouding
met dogmatiek en dogmatisme. Het is een tak van
theologische sport die zelfs onder de predikanten en
de theologen niet populair is en was. Veeleer lag van
oudsher de nadruk op de godsdienstfilosofie. Niet op het
intern christelijke gesprek over de geloofsleer, maar over
de vraag hoe daarover met ‘buiten’ te communiceren
zou zijn dus eerder algemene, filosofische vragen. Van
onszelf zeggen we graag dat we niet-dogmatisch willen
zijn. Als we daarmee bedoelen dat we geen dogma’s
zouden hebben, bedriegen we onszelf. Want vrijzinnigen
weten heel veel erg zeker. Bijvoorbeeld: de dingen waar
we niet in geloven! Daarin hebben we een onovertroffen
geloofszekerheid. Nee, we kunnen van onszelf hopen dat
we niet dogmatisch zijn, in die zin, dat we niet denken
dat het geloof in een leer vastgelegd kan worden, die voor
iedereen moet gelden. Dat beginsel is mooi vastgelegd in
de eerste woorden van onze geloofsbelijdenis uit 2006.
Wij beseffen en aanvaarden
dat wij onze rust niet vinden in de zekerheid van wat wij
belijden …
Vaak koesteren wij ons in die onzekerheid. Maar mis-
schien is dat ook wel een vorm van gemakzucht. Dan
hoeven we er niet meer over na te denken.
Uw redactie vond dat het weer eens tijd werd om ons
buiten onze ondogmatische comfortzone te begeven.
Daarom willen we volgende nummers besteden aan de
thema’s: Vader, Zoon (het paasnummer) en Geest (het
pinksternummer). Bepaalde invalshoeken en auteurs
zullen in elk nummer terugkomen. Hopelijk geeft een
en ander stof tot overdenking. n
Tjaard Barnard, hoofdredacteur
barnard@remonstrantenrotterdam.nl

Remonstranten gegen evangelikale Nashville-Erklärung

Die Ehe für alle ist selbstverständlich…

Von Christian Modehn (Berlin) am 8.1.2019

Die Remonstranten sind eine freisinnige, liberal-theologische protestantische Kirche in Holland. Sie sind die einzige christliche Kirche weltweit, die als solche kein verpflichtendes dogmatisches Bekenntnis von ihren Freunden und Mitgliedern verlangt.

Die für Toleranz eintretenden Remonstranten lassen sich von konservativen Kirchen nicht alles bieten. Theologisch liberal sein heißt auch widersprechen, wenn die Freiheit der Menschen und ihre Würde bedroht sind.

Darum widersprechen jetzt die Remonstranten offiziell, wenn in diesen Tagen von den zunehmend mächtiger werdenden Kreisen der konservativen Kirchen der USA ein theologisches Dokument auch in Holland verbreitet wird, mit entsprechenden Unterschriftensammlungen: Es handelt sich um die so genannte Nashville-Erklärung aus dem Jahr 2017, die weltweit schon Irritationen auslöste. In dem Text wenden sich zahlreiche evangelikale US-Theologen (unter ihnen Pastor John Piper, auch in den entsprechenden Kreisen in Deutschland bekannt) gegen die Gleichwertigkeit von Homosexualität und gegen die Rechte von Transsexuellen. Die Autoren der „Nashville Erklärung“ lesen wie üblich und unbelehrbar die Mythen der Bibel wortwörtlich, was Sexualität betrifft. Was die Worte Jesu gegen die Herrschaft des „Klerus“ betrifft, bekanntlich nicht, die werden je nach Laune evangelikal interpretiert.

Diese immer mächtiger werdenden evangelikalen Kreise (man denke an ihre aktuelle Unterstützung des brasilianischen rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro) wollen damit die Muster einer für Europa längst vergangenen Kultur der absoluten Dominanz der „Hetero-Ehe“ fortschreiben und damit auch an einem entsprechenden Familien- und Frauenbild festhalten. Insofern ist das Nashville Dokument auch ein politisches Pamphlet. Und ein Dokument einer in der aufgeklärten, gebildeten westlichen Welt längst untergegangen Kultur. Es ist förmlich ein Kulturkampf um die Bibelinterpretation entstanden!

Darum haben jetzt, am 7.1. 2019, die Remonstranten gegen die sogen. Nashville Erklärung protestiert. Diese Kirche war bekanntlich die erste, die schon 1986 als christliche Kirche die Segnung von Paaren des gleichen Geschlechts in ihren Kirchen gestaltete und damit diese Lebensform als normale Alternative zur Hetero-Ehe ansieht.

Es scheint, als hätten die Evangelikalen in dieser unserer Gegenwart der politischen Verwirrung (Nationalismus, Kriege, Rechtsradikalismus, Öko-Krise, Armut, Ungerechtigkeit weltweit) keine anderen Sorgen, als dieses uralte Thema der absoluten Geltung der Hetero-Ehe wieder zu propagieren. Als solle ein letztes Gefecht dieser Kirchen stattfinden um eine Kultur, die mit dem 20. Jahrhundert de facto, aber noch nicht in allen Köpfen, überwunden wurde. In Afrika sind die Kirchen die heftigsten Feinde des Respekts für Homosexuelle. Der Kardinal von Tanzania sagte kürzlich noch, besser sollten die Menschen in Tanzania verhungern, als Hilfen anzunehmen, die irgendwie mit „Gay“ (Schwul) etwas zu tun haben.

Man mache sich nur keine Illusionen: Wer heute noch christlich sein will, bindet sich oft an diese dogmatisch starren Kirchen. Diese Menschen suchen Sicherheit, Führung, sie wollen von anderen hören, was Gott will. Sie fragen nicht selbst, suchen nicht selbst. Alte Antworten in alten Floskeln und Sprüchen werden nachgesprochen…

Und vor allem: Die Nashville Erklärung könnte der Vatikan auch jetzt nicht besser formulieren. Selbst Papst Franziskus ist alles andere als ein Verteidiger der Gleichberechtigung der Homosexualität und der Homosexuellen. Er ist theologisch sehr konservativ, das hören die wenigen progressiven Katholiken nicht gern, aber es die Wahrheit. Man lese bitte auch den offiziellen, immer noch gültigen römischen Katholizismus von 1996, dort gibt es beste inhaltliche Übereinstimmungen mit der Nashville Erklärung!

Und man vergesse nicht: Die Nashville Erklärung können die meisten Muslime mit Begeisterung unterschreiben, jedenfalls solche, die in den Herrschaftsgebieten der arabischen Diktatoren leben.

Die Nashville Erklärung ist insofern leider ein ökumenisches, man möchte fast sagen, interreligiöses Dokument.

Man darf gespannt sein, wie etwa in Deutschland sich die Evangelische Kirche offiziell von diesem theologischen Unsinn aus Nashville distanziert. Kaum zu erwarten, wenn man nur an die Macht evangelikaler Kreise etwa in der Württembergischen Landeskirche denkt…Die offizielle katholische Kirche in Deutschland wird – nicht nur stillschweigend – jubeln. Das ist ja das richtige Thema für die katholischen, d.h. päpstlichen Weltjugendtage in Panama im Januar 2019. Sie haben das Motto: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Worte“. Haben auf solch eine antifeministische Theologie die jungen (armen) Frauen in Lateinamerika gewartet, die in dieser Macho-Gewalt-Unkultur um Überleben kämpfen müssen?

Die Nashville Erklärung richtet viel Schaden an: Sie weckt den Eindruck bei vielen LeserInnen: Ja, so denken halt „die“ Kirchen. Ist ja leider nicht ganz falsch! Die Menschen haben also einen Grund mehr, sich von den Kirchen zu verabschieden.

Die Remonstranten feiern in Holland in diesem Jahr 2019 ihr 400 Jahre dauerndes Bestehen. Ein Thema der aktuellen Auseinandersetzungen wurde ihnen nun mit der niederländischen Nashville-Erklärung vorgelegt, ein Thema, das in den Gedenk- und Denkfeiern jetzt nicht fehlen wird.

Die Remonstranten sind eine zahlenmäßig sehr kleine Kirche, aber sie sind ein Ort der Zuflucht für jene, die eine Verbindung von Moderne, Vernunft, Menschenrechten UND christlichem Glauben erleben und gestalten wollen.

Copyright: Christian Modehn, Forum der Remonstranten Berlin.

Freisinnige Miniaturen der Gemeinde „Vrijburg“, Amsterdam. Die Beiträge von Christian Modehn von Januar 2021 bis Mai 2021.

Die Gemeinde der Remonstranten und der „Vrijzinnigen Reformierten“ in Amsterdam, de Vrijburg, hat mich eingeladen an ihren täglichen Publikationen und podcasts seit Januar 2021 teilzunehmen. Sie heißen „Vrijzinnige Miniatuuren“, also kleine Impulse zum Nachdenken und Meditieren. (siehe: https://www.vrijburg.nl) LINK

Die größte Freude in diesem Sommer: Mit anderen nachdenken! 

Am 30.5.2021

Die Pandemie ist zwar nicht vorbei, „mutierte Viren“ können sich verbreiten, aber im Augenblick erleben wir im reichen Europa eine Wende: Wir können uns im Sommer wieder mit anderen Menschen treffen, an Veranstaltungen teilnehmen, reisen. Wir dürfen sogar – falls geimpft – die Freundinnen und Freunde sanft berühren, vielleicht umarmen. Der Mensch ist eben mehr als ein Telefongespräch, mehr als eine e-mail oder das Gesicht einer Videokonferenz. Ein neues Gefühl für die Leiblichkeit könnte uns erfassen.

Manchmal fürchte ich: Der Lock-down hat uns zu abgekapselten Individualisten werden lassen: „Rühre mich nicht an“, war viele Monate das Motto. Die alten Menschen in den Heimen, die Kranken, haben darunter schwer gelitten. „Geh mir aus dem Weg“ sagten wir zu den anderen auf der Straße, auch zu Kindern: Aber gerade sie können auf körperliche Nähe gar nicht verzichten. Es wird lange dauern, bis wir Erwachsenen begreifen, was die zum Teil sehr rigiden staatlichen Bestimmungen (geschlossene Schulen!) den Kindern angetan haben.

Manche werden angesichts der bleibenden Probleme sagen: In diesem Sommer will ich alles vergessen und so leben wie „einst“. Davon halte ich gar nichts! Lebensfreude ja, aber sie muss vernünftig sein, d.h. auf unser Leben JETZT bezogen sein.

Darum habe ich mir vorgenommen: Den schönen Sommer als Zeit des gemeinsamen Nachdenkens zu gestalten. Das klingt feierlich und anspruchsvoll. Die Form ist aber sehr einfach: Wenn wir bereit sind zum Spaziergang, zur Wanderung oder zum gemeinsamen Trinken und Essen, auch im Biergarten (sagen wir in Deutschland) oder auf einer Terrasse (wie Holländer gern sagen): Dann treffen wir uns eben nicht zum gemeinsamen „Blah-Blah“, sage ich jetzt etwas polemisch, sondern zum gemeinsamen Nachdenken, zum Dialog, der uns existentiell berührt.

Ich habe drei Themenvorschläge:

Erstens: Es wurde inmitten der heftigsten Corona-Krise immer wieder von ganz bedeutenden, „system-relevanten“ Berufen gesprochen: Krankenschwestern, Pflegende und Ärzte wurden genannt: Denken wir über unser Gesundheitssystem nach, etwa die Kliniken, die ja versagt haben, weil sie als neoliberale Profit-Unternehmen geführt werden.

Sind nicht auch die Frauen und Männer an der Kasse der Supermärkte system – relevant? Haben wir uns bei ihnen bedankt? Erhalten sie jetzt einen gerechten Lohn?

Meine zweite Frage: Inwiefern waren die christlichen Gemeinden und Kirchen system-relevant? Ich kann nur von Deutschland bzw. von meiner Heimatstadt Berlin sprechen: Hier waren die meisten Kirchengebäude während der Woche geschlossen. Es gab fast keinen Ort des Rückzugs, der Stille, der privaten Lektüre, vielleicht der Orgelmusik. Von Berlin weiß ich das: Die Pastoren saßen zuhause und warteten vergeblich, dass endlich jemand ein „seelsorgerliches“ oder theologisches Gespräch sucht. Aber es kam fast niemand, höchstens, um eine Bestattung anzumelden. Die Gottesdienste am Sonntag – digital übermittelt – waren Ausnahmen der „Aktivitäten“. Die Frage wird in Deutschland debattiert: In welcher Weise werden Kirchen noch „gebraucht“?

Und ich wünsche mir drittens, dass in unseren hoffentlich zahlreichen Sommergesprächen jeder etwas von einem fernen Land erzählt, über das er oder sie sich informiert hat: Länder, die in unserer Fixierung auf die Pandemie in Deutschland oder Holland völlig vergessen wurden: Ich wünsche mir also Freunde, die etwas über die Menschen in Costa Rica gelesen haben oder in Malawi oder in Laos. Ich werde beginnen mit Berichten über Haiti, die vergessenen, die elenden Menschen dort UND über ihre großartige Literatur! Was für eine Sommerlektüre.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Waar ik het meest zin in heb deze zomer: Nadenken met elkaar!

De pandemie is bijna voorbij, want „gemuteerde varianten“ kunnen zich nog verspreiden. Gelukkig is er op dit moment even een keerpunt in ons rijke Europa: we kunnen elkaar weer ontmoeten, deelnemen aan evenementen en reizen. We mogen zelfs – mits ingeënt – onze vrienden zachtjes aanraken of knuffelen. Mensen zijn meer dan alleen een stem door de telefoontje, een e-mailbericht of een gezicht op Zoom. Een raar gevoel van ‘nabijheid’.

Soms ben ik bang: de lockdown heeft ons tot geïsoleerde individualisten gemaakt: “Raak me niet aan” is het motto. De ouderen in verpleeghuizen en zieken leden er zwaar onder. “Ga uit mijn buurt” zeiden we tegen de anderen op straat, ook tegen de kinderen: Maar vooral zij kunnen niet zonder aanraking. Het zal lang duren voordat wij volwassenen begrijpen wat sommige rigide overheidsmaatregelen, zoals gesloten scholen(!) met kinderen hebben gedaan.
Sommigen zijn het zat en willen deze zomer alles vergeten en leven als „toen“. Ik geloof er niet in! Levensvreugde ja, maar denk na, d.w.z. we moeten beseffen dat het allemaal nog niet voorbij is.

Ik heb me voorgenomen om deze mooie zomer gesprekken te voeren die er toe doen. Dat klinkt plechtig en veeleisend. Maar de vorm is heel simpel: als we samen een wandeling maken of een terrasje pakken dan geen ge-blabla, maar een serieus gesprek, een dialoog die ons existentieel raakt.
Ik stel voor om drie onderwerpen bij de kop te pakken:

Ten eerste: tijdens de heftige Corona-crisis was er steeds grote waardering voor de essentiële beroepen: Verpleegkundigen en artsen. Laten we eens nadenken over ons gezondheidssysteem dat gebaseerd is op het neoliberale denken dat ziekenhuizen ziet als bedrijven die winstgevend moeten zijn. Maar zijn de vrouwen en mannen die in de supermarkt werken niet ook essentieel? Hebben we die wel bedankt? Krijgen ze wel een eerlijk loon?

Mijn tweede onderwerp: in hoeverre waren de christelijke gemeenten en kerken essentieel? Ik kan alleen maar spreken over Duitsland, over Berlijn: hier waren de meeste kerken doordeweeks gesloten. Er was bijna geen plaats om je even in stilte terug te trekken, waar je rustig kon lezen of waar misschien orgelmuziek te horen was. Zo ging het in Berlijn: de pastoors en dominees zaten thuis en wachtten tevergeefs tot iemand eindelijk een pastoraal of theologisch gesprek zocht. Mensen kwamen hooguit om een begrafenis te regelen. De diensten op zondag -digitaal- waren de enige ‘activiteiten’. In Duitsland wordt nu gedebatteerd over de vraag: op welke manier zijn kerken nog „nodig“?

En ten derde zou ik willen dat iedereen in onze hopelijk talrijke zomergesprekken iets vertelt over een ver land waar hij of zij iets over heeft ontdekt: landen die gewoon zijn vergeten in onze fixatie op de pandemie in Duitsland of Nederland. Ik hoop op vrienden die iets hebben gelezen over mensen in Costa Rica of in Malawi of in Laos. Ik zal beginnen met verhalen over Haïti, over de vergeten en miserabel levende mensen daar èn hun geweldige literatuur!

Dat is pas stof tot nadenken.

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Unser Sommer – nun ganz anders

Am 9. Mai 2021

Auch in diesem Jahr werden wir uns im Sommer wieder über die Schönheit von Bäumen und Blumen freuen. Wir brauchen diese Zeit des Aufatmens, der Poesie, vielleicht der romantischen Gefühle. Wir brauchen im Sommer die Verbundenheit mit anderen Menschen.

Und doch wissen viele: Dieser Sommer wird anders sein als noch vor einigen Jahren: Die Corona – Pandemie ist nicht überwunden und wird die Menschheit weiter belasten, zumal im armen Süden dieser Welt. Selbst wenn die meisten der 7,6 Milliarden (!) Menschen geimpft sein werden: Noch größere Probleme lassen nicht zu, naiv und fröhlich zu meinen: „Unsere alte Welt mit ihren üblichen Traditionen wird bald wieder da sein“. Für uns Europäer war es üblich, – gerade im Sommer – lange Flugreisen zu unternehme und weite Fahrten mit dem Benzin/Diesel-Auto, gedankenloser Konsum gehörte auch zum Sommerurlaub.

Aber diese alte Welt mit ihren Selbstverständlichkeiten sollte überwunden werden: Der globale Klimawandel ist die größte Herausforderung, ohne radikale Reduzierung der CO2 Werte geraten wir in eine Katastrophe. Das ist die Tatsache. Wir Menschen haben das Klima bereits so heftig verändert, dass lange Trockenzeiten im Sommer auch in meiner Umgebung, im Land Brandenburg, üblich geworden sind. Und wir Europäer können bis jetzt noch froh sein, dass uns die katastrophale Hitze noch verschont, dass uns die Wirbelstürme und Überflutungen, wie in Zentralamerika bis jetzt erspart bleiben. Diese Menschen leiden am Klimawandel, den sie als Arme, nicht verursacht haben. Klimagerechtigkeit ist ein ganz dringendes Thema, ein schönes Thema zum Studieren in diesem Sommer.

Zur Veränderung unserer Lebensgewohnheiten, auch der Urlaubsgewohnheiten, muss unbedingt das politische Engagement der Bürger und der Regierungen kommen, gegen Kohle einzutreten und für Windkraft zum Beispiel.

Ist dieser Gedanke zum Sommer nicht traurig? Ja, er ist traurig, weil unsere Fehler im Umgang mit der Natur offenbar werden. Was mich doch zuversichtlich macht: Wir können gemeinsam etwas tun, um die Spirale der Klimakatastrophe zu stoppen, dies tun wir vor allem für die kommenden Generationen. Welch eine Chance, gemeinsam, in Gruppen, für die Zukunft dieser Welt, der eigentlich ja schönen Schöpfung Gottes, einzutreten. Der Gedanke daran bereitet auch Freude bereiten, meine ich.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Onze zomer die nu zo anders is

Ook deze zomer zullen we weer genieten van de schoonheid van bomen en bloemen. We hebben deze tijd nodig om op adem te komen. Het is de tijd voor poëzie en misschien wel voor romantische gevoelens. Zomer is de tijd om de band met andere mensen aan te halen. Het is een tijd van vriendschap.

En toch beseffen velen dat deze zomer anders zal zijn dan een paar jaar geleden. Want de coronapandemie is niet overwonnen en zal de mensheid nog heel lang blijven belasten, met name in het arme zuiden van deze wereld. Ook al zijn de meeste van de 7,6 miljard mensen straks ingeënt dan betekent dat nog niet dat we naïef en vrolijk kunnen zeggen: „Binnenkort zijn we weer terug op het oude normaal“. Voor ons Europeanen is het normaal om, vooral in de zomer, lange reizen met het vliegtuig of met een benzine- of dieselauto te maken. Onnadenkend consumeren was vroeger onderdeel van de zomervakantie… maar dat is nu voorbij.

We beseffen meer en meer dat onze traditionele verhouding tot de wereld moet worden aangepast. De wereldwijde klimaatverandering is de grootste uitdaging. Zonder een radicale vermindering van de CO2-niveaus, zullen we in een catastrofe terechtkomen. Wij mensen hebben het klimaat al zo ingrijpend veranderd dat lange tijden van droogte in de zomer gewoon zijn geworden, ook in mijn omgeving, in de deelstaat Brandenburg. De rivieren vallen droog en de gewassen op de velden verdorren.

Tot op heden kunnen Europeanen blij zijn dat hen cyclonen en overstromingen bespaard zijn gebleven, maar in Bangladesh en Midden-Amerika is dat wel anders. Daar lijden de armen enorm onder een klimaatverandering die ze zelf niet hebben veroorzaakt. We moeten eens praten over ‘klimaatrechtvaardigheid’, een mooi onderwerp om deze zomer te bestuderen …

Om onze manier van leven, inclusief vakantiegewoonten, te veranderen, is het essentieel dat wij burgers en overheden een veel groter politiek bewustzijn ontwikkelen. We moeten bijvoorbeeld kolencentrales sluiten en het gebruik van windenergie en zonnepanelen bevorderen.

Zijn mijn gedachten over de zomer triest? Ja, ze stemmen me verdrietig; onze onverantwoordelijke manier van omgaan met de natuur wordt me steeds duidelijker. Maar wat me daarentegen vertrouwen geeft, is dat we solidair kunnen zijn met elkaar en dat we samen iets kunnen doen om de neerwaartse spiraal van de klimaatramp te stoppen. Laten we dit doen uit liefde voor onze kinderen en kleinkinderen. Het is een geluk om samen te werken aan de toekomst van deze wereld, Gods schepping. En deze gedachte maakt me gelukkig.

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Gerechte Herrschaft

Am 16. April 2021

Während des lock-down habe ich ein Buch entdeckt, das ich lange Zeit in meinem Bücherschrank nicht beachtet hatte. Die umfangreiche Studie „Vita activa“ der politischen Philosophin Hannah Arendt. Der Titel ist auf Niederländisch: „De menselijke conditie“.

Unter den Erkenntnissen Hannah Arendts finde ich eine Einsicht ganz aktuell: „Erst im Handeln entfaltet der Mensch alle seine Möglichkeiten. Handeln ist etwas anderes als technisches Tun oder handwerkliches Arbeiten“. Wer also „handelt“, schafft Neues, gestaltet seine Phantasie, ist schöpferisch tätig für eine bessere Zukunft.

Für Hanna Arendt steht fest: Philosophische Erkenntnis hat nur Sinn, wenn sie mit der politischen Gegenwart verbunden wird. Und das bedeutet: Wir sollten dankbar sein, in Demokratien zu leben, als handelnde Menschen Chancen zu haben. Diktaturen verbieten das freie Handeln der Menschen.

Demokratie ist eine gerechte Herrschaftsform, weil sie prinzipiell allen Menschen das Recht zugesteht, frei zu HANDELN. Nur mit frei handelnden Menschen kann sich die Demokratie als Rechtsstaat weiterentwickeln. Demokratie ist immer dann lebendig, wenn sich Gruppen bilden, die die neuen, aktuellen Probleme öffentlich aussprechen und im Handeln Auswege und Lösungen suchen.

Worauf könnte Hannah Arendt als Philosophin uns heute, in diesem universalen (!) Leiden der Pandemie, hinweisen? „Es gibt 243 demokratischen Initiativen, die unsere Unterstützung brauchen“. Diese NGOs fordern von der Welthandels-Organisation: „Hebt das Patent-Recht für die Corona – Impfstoffe auf!“ Die Armen im globalen Süden haben wie wir Anspruch, geimpft zu werden. Es müssten also Produktionsstätten von Impfstoffen im „globalen Süden“ geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass bei diesem Menschheitsproblem die üblichen „geistigen Eigentumsrechte der Erfinder“ weiterhin gelten. Denn die Produktionsfirmen des „vaccines“ haben von öffentlichen Steuer – Geldern bereits profitiert. Jetzt ist das Gemeinwohl wichtiger als der Profit einzelner Firmen. Hannah Arendt, die von Nazis verfolgte deutsche Jüdin, wusste: In einer gerechten Herrschaft, also in einer Demokratie,  ist die Rettung des Lebens der Menschen wichtiger ist als das Festhalten an traditionellen Werten und Gesetzen, wie den Eigentumsrechten.

Diese Überzeugung ist mein Bekenntnis zu einer „freisinnigen Spiritualität“.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Een rechtvaardige maatschappij

Tijdens de lock-down ontdekte ik in mijn boekenkast een boek dat ik lang geleden had gelezen, namelijk de uitgebreide studie „Vita activa“ van de politieke filosoof Hannah Arendt. De titel is in het Nederlands: “De menselijke conditie”.Onder de bevindingen van Hannah Arendt vind ik één inzicht dat heel actueel is: “Alleen in handelen, al doende ontwikkelen mensen al hun mogelijkheden. Handelen is iets anders dan technisch dingen doen of handwerk ”. Dus degenen die „handelen“ creëren wat nieuws, hebben verbeeldingskracht, en zijn scheppend bezig voor een betere toekomst.Voor Hanna Arendt is één ding zeker: filosofische kennis heeft alleen zin als het verbonden is met de politieke realiteit. En dat betekent: we zouden dankbaar moeten zijn dat we in een democratie leven en de kans krijgen daarbinnen actief te zijn. In een dictatuur kan dat niet .Democratie is een wettige vorm van machtsuitoefening omdat het principieel iedereen het recht geeft om in vrijheid te HANDELEN. Democratie als rechtsstaat kan zich alleen verder ontwikkelen door mensen die vrij handelen. Democratie leeft pas wanneer er groepen ontstaan die in het openbaar actuele problemen benoemen en actief op zoek gaan naar uitwegen en oplossingen.Wat heeft Hannah Arendt als filosoof ons vandaag te zeggen in dit universele(!) lijden tijdens de pandemie?
Er zijn 243 NGO’s die democratische initiatieven uit Zuid-Afrika en India ondersteunen die de EU oproepen het patentrecht voor de Corona-vaccins op te heffen! De armen in het zuidelijke deel van de wereld hebben, net als wij, het recht om te worden gevaccineerd. Er zouden daar dus productielocaties voor vaccins moeten komen. Het kan niet zo zijn dat het gebruikelijke „patentrecht van de uitvinders“ blijft gelden tijdens dit wereldwijde probleem. Tenslotte hebben de farmaceutische bedrijven geprofiteerd van veel steun van de overheid bij de ontwikkeling van de vaccins. Nu weegt de winst van individuele bedrijven zwaarder dan het algemeen belang. Hannah Arendt, de door de Nazi’s vervolgde Duitse Jodin, wist: in een rechtvaardige samenleving, d.w.z. in een democratie, is het redden van mensenlevens belangrijker dan het vasthouden aan traditionele waarden en wetten, zoals het eigendomsrecht.

Deze overtuiging verbindt mij met de “vrijzinnige spiritualiteit”.

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Die Liebe lieben

Von Christian Modehn. Am 28.3.2021

Wir alle fühlen es, wissen es: Lieben ist das Größte und Schönste, aber auch oft das Tragische und Dramatische im Leben. Liebe ist außerordentlich. Alle Worte sind zu schwach. Trotzdem können wir nie aufhören, von der Liebe zu sprechen, weil wir besser lieben und dadurch auch besser leben wollen.

Lieben beginnt immer als Verliebt-Sein: Wer verliebt ist, sucht und tastet noch, um die intime Verbundenheit mit einem anderen Menschen zu entwickeln und gemeinsam Leben zu gestalten.

Die Zeiten des Verliebt-Sein finden oft schnell wieder ein Ende, so ist das Leben… Dennoch wollen wir „unbedingt“ weiter lieben und verlieben uns erneut. Eine erstaunliche Energie bewegt uns! Glücklich ist, wem dann inmitten des Verliebtseins eine Liebe mit einem Partner geschenkt wird, die bleibt und sich entwickelt.

Aber wie kann Liebe eigentlich „bleiben“, andauern, wachsen?

Ich beziehe mich bei der Frage gern auf das wichtige Buch christlicher Weisheit, auf das Neue Testament. Und immer wieder versuche ich ein zentrales Wort Jesu von Nazareth zu verstehen, es wird im 12. Kapitel des Markus – Evangeliums mitgeteilt. Erstaunlicherweise wird dort die Liebe als ein Gebot, als eine Pflicht, empfohlen. Für Jesus von Nazareth waren Pflicht und Gebot niemals identisch mit Zwang oder Gesetz. Wie könnte man auch einen Menschen zur Liebe zwingen? Jesus von Nazareth wollte nur auf „das eine Wichtige“ im Leben hinweisen, deswegen also sprich er vom  „Gebot“. Das Zitat heißt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als dieses“.

Zwei Erkenntnisse sind mir wichtig geworden: Die Liebe zu Gott, zum Ewigen oder zum „bergenden Sinn“, ist eins mit der Liebe zum Nächsten. Übrigens ist der Nächste im Neuen Testament immer der „andere Mensch“, also auch der Fremde genauso wie auch der Ehepartner. Wer den anderen Menschen also liebt um seiner selbst willen, mit ihm in erotischer Verbundenheit lebt, wer den anderen und die andere respektiert, nur Gutes will: Dieser Mensch liebt dabei gleichzeitig (!) Gott, den Ewigen, den Grund von allem und Schöpfer der Liebe, den bergenden Sinn. Dies ist nicht immer bewusst, aber wir sagen doch: „Die Liebe ist himmlisch“.

Und ein anderer Gedanke ist mir wichtig: Der Weisheitslehrer Jesus sagt: Wir haben auch

die Pflicht, uns selbst zu lieben. Damit plädiert er gewiss nicht für den Egoismus. Wer sich selbst liebt, der kann sich annehmen, so wie er ist. Der oder die respektiert sich selbst, verlangt für sich selbst geistige und emotionale Entwicklung, wie er oder sie dies auch vom Partner erwartet. Nur der reife Mensch, der sich selbst liebt, kann den anderen lieben.

Die Übersetzung von Dik Mook:

Volwassen liefde

We voelen het allemaal, we weten het: liefhebben is het grootste en mooiste in ons leven, maar vaak ook tragisch en dramatisch. Liefde is zo iets bijzonders. Woorden schieten tekort. Toch kunnen we niet ophouden om er over te praten. Kunnen wij liefdevoller leven?

Liefde begint altijd met ‘verliefd zijn’. Wie verliefd is, zoekt en tast nog naar een intieme band met een ander. Om vervolgens het leven samen vorm te geven.

De tijden van verliefdheid eindigen vaak snel, zo is het leven … En toch willen we onvoorwaardelijk blijven liefhebben en ook opnieuw verliefd worden. Een geweldige energie komt in ons los! Het is een geluk als zich tijdens de verliefdheid een blijvende liefde ontwikkelt.

Hoe ‘blijft’ de liefde, hoe houdt de liefde het vol en hoe blijft die groeien?

Graag verwijs ik naar het belangrijke boek van christelijke wijsheid, het Nieuwe Testament. Daarin probeer ik een essentiële tekst van Jezus van Nazareth te begrijpen, uit het Evangelie van Marcus. Verbazingwekkend genoeg wordt liefde daar als een gebod gepresenteerd, als een plicht. Voor Jezus waren plicht en gebod nooit identiek aan dwang of wet. En hoe kun je ook iemand dwingen lief te hebben? Jezus wilde dan ook alleen maar wijzen op ‘het enige belangrijke’ in het leven, daarom spreekt hij van ‘gebod’. Er staat: “Je zult de Heer, je God, liefhebben met al je kracht. Ten tweede moet je je naaste liefhebben als jezelf. Geen enkel ander gebod is groter dan dit ”.

Twee inzichten zijn voor mij belangrijk geworden: De liefde voor God, voor het eeuwige of voor ‘de reden van alles’, is hetzelfde als de liefde voor de naaste. Overigens is in het Nieuwe Testament de naaste altijd de ander, zowel de vreemdeling als de echtgenoot inbegrepen. Wie de ander dus liefheeft omwille van zichzelf, in een erotische band met de ander leeft, in wederzijds respect en alleen het goede wil, houdt tegelijkertijd (!) van God, de Eeuwige, ‘de reden van alles’ en schepper van de Liefde, het ‘verborgene’. Dit ben je je niet altijd bewust, maar we zeggen toch ook: „Liefde is hemels“.

Nog een andere gedachte is belangrijk voor mij: de wijsheidsleraar Jezus zegt “we hebben ook de plicht om van onszelf te houden”. Hij pleit zeker niet voor egoïsme. Degenen die van zichzelf houden, kunnen zichzelf accepteren zoals ze zijn. Die persoon respecteert zichzelf, eist mentale en emotionele ontwikkeling van zichzelf èn van de partner. Alleen als je van je zelf houdt, kan je van de ander houden. Dat is volwassen liefde.

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Wo bleibt die Freude?

Am 6.3.2021

Wenn ich über die Freude nachdenke, dann wird mir zunächst meine Kindheit wieder bewusst: Die Freude auf ein bevorstehendes schönes Ereignis, also die „Vorfreude“, veränderte meine Stimmung, weckte die Phantasie: Vor allem die Vorfreude auf Geburtstagsfeiern in der Familie oder auf „Heilig Abend“ mit den Geschenken. Die Vorfreude war also die Erwartung, auch die Hoffnung, bald an einem „besonderen“, einem erhebenden Ereignis teilzunehmen. Für eine begrenzte Zeit sollte es nur Gutes, Angenehmes, Lichtvolles, geben.

Auch jetzt, im Alter, will ich nicht auf die Vorfreude verzichten, sie weckt immer die Lebensenergie. In Corona – Zeiten ist die Vor- Freude allerdings sehr reduziert. Die Welt unserer Gedanken ist jetzt so klein geworden durch das ständige Reden von Impfen, Masken, Abstandhalten und so weiter. Aber die Vorfreude bleibt: Bald wieder Freunde zu treffen, sie zu umarmen. Oder die Vor-Freude auf einen Konzertbesuch oder auf eine Reise ans Meer. Im Augenblick ist das alles noch in weiter Ferne. Und alle Vernünftigen wissen: So wie es einmal war, „vor Corona“, wird es nie mehr werden. Corona wird die Menschen weltweit „begleiten“. Trotzdem sollten wir uns die Lebensfreude bewahren.

Der Gedanke an die „Vorfreude einst“ hilft schon weiter: In welcher Stimmung war ich eigentlich, als die „erfreulichen Ereignisse“ wieder vorbei waren? Das Wort „Nach-Freude“, analog zu “Vor-Freude“, gibt es nicht. Aber auch ohne den Begriff „Nach-Freude“ steht fest:  Einige Erinnerungen bleiben, wenn die vergangenen Erlebnisse wirklich Freude machten und Licht ins Leben brachten oder zeigten, was gut und was schön ist.

Die erfreulichen Ereignisse, die mir die Stimmung der Freude schenkten, waren schon damals selten. Ist das Leben also, im ganzen betrachtet, doch eher eine Last, unterbrochen von gelegentlicher Freude? Sollen wir uns mit diesem Gedanken abfinden? Oder gilt die Wahrnehmung: Dass wir im Alltag immer kleine, bescheidene Ereignisse als Freude erleben und als Freude auch deuten! Das Lächeln des Fremden, das liebende Berühren des/der Geliebten, die kleine frische Pflanze in der Winterlandschaft, die neue Idee in Philosophie oder Literatur oder die berühmten japanischen Haiku-Sprüche. Ich bin überzeugt: Dabei wird uns die Erkenntnis geschenkt: Das Leben ist nicht nur eine Last. Wenn wir unser alltägliches Leben „trotz allem“ sinnvoll empfinden, dann kann Freude wie eine schöne „Begleitmusik“ unser Leben bestimmen, man spricht im Deutschen von „Heiterkeit“.

Freude ist für mich die Wahrnehmung, dass das Leben sinnvoll ist. Und Freude ist dann etwas anderes als „Spaß-Haben“. Beim Spaß-Haben herrscht das Lachen vor, der Witz, das Alberne. Auch das ist wichtig und manchmal heilsam. Aber wie hilfreich und heilsam ist die Freude? Ich meine: Es ist das Geborgensein in einem tieferen Sinn, den wir nicht umfassen, nicht definieren können. Religiöse Menschen sagen gern: Es ist das geistvolle Leben in Verbindung mit „dem Ewigen“.

Die Übersetzung von Dik Mook:
Waar is de vreugde gebleven?

Als ik aan vreugde denk, denk ik terug aan mijn jeugd, aan de blijdschap van een aanstaande mooie gebeurtenis, aan de „voorpret“. Die veranderde mijn humeur en prikkelde mijn verbeelding. Vooral de verwachtingen van verjaardagsfeestjes in de familie of van „Kerstavond“ met de cadeautjes maakten mij blij. De voorpret zat dus in de verwachting, en in de hoop binnenkort deel te nemen aan een „speciaal“, een vrolijk evenement. Voor een korte tijd zouden er alleen fijne, prettige, lichte dingen zijn.

Zelfs nu, op oudere leeftijd, kan ik niet zonder voorpret. Het geeft altijd energie. In Corona-tijden is de voorpret veel minder geworden. Onze gedachtewereld is zo klein geworden door het constant praten over vaccinaties, maskers, afstand bewaren en zo. Maar de voorpret blijft. Binnenkort gaan we weer vrienden ontmoeten en ze omarmen. Of de voorpret op een concert of op een vakantie aan zee. Op dit moment is dit allemaal nog ver weg. En alle verstandige mensen weten het: zoals het vroeger was, voor Corona, zal het nooit meer zijn. Corona zal over de hele wereld bij ons blijven. Ondanks alles zullen we onze levensvreugde moeten behouden.

De gedachte aan de „voorpret van toen“ helpt al. Hoe voelde ik me toen de „gelukkige gebeurtenissen“ weer voorbij waren? Alleen die herinneringen blijven die echte blijdschap gaven en licht in het leven brachten, lieten zien wat goed en wat mooi is. Napret zullen we maar zeggen.

De gelukkige gebeurtenissen die me vrolijk stemden, waren toen ook al zeldzaam. Is het leven dus over het algemeen meer een last, onderbroken door af en toe geluk? Moeten we deze gedachte accepteren? Of is het zo, dat bescheiden gebeurtenissen in het dagelijks leven ons ook vrolijk stemmen en dat we die interpreteren als vreugde! De gebeurtnissen als de glimlach van een vreemde, de liefdevolle aanraking van geliefden, het kleine frisse plantje in het winterlandschap, het nieuwe idee in de filosofie of literatuur of de beroemde Japanse haiku-spreuken. Ik ben ervan overtuigd dat dit ons het inzicht geeft dat het leven niet alleen een last is. Als we ons dagelijks leven ondanks alles als betekenisvol beschouwen, dan kan vreugde als mooie ‚begeleidende muziek‘ ons leven bepalen. In het Duits spreekt men dan van ‘Heiterkeit‘.

Voor mij is vreugde dat je merkt dat het leven zinvol is. En vreugde is dan iets anders dan “lol hebben”. Als je lol hebt, overheerst lachen, grappen maken en gek doen. Ook dat is belangrijk en soms heilzaam. Maar hoe nuttig en helend is de vreugde? Ik bedoel: het is het gevoel van veiligheid in diepere zin dat we niet kunnen bevatten, niet kunnen definiëren. Religieuze mensen zeggen dan graag: het is het geestelijk leven dat in verbinding staat met het eeuwige, de Eeuwige.

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Bin ich besonnen?  13.2.2021

Am 13.2.2021

Wie fastest du eigentlich? So werde ich manchmal gefragt in den Wochen vor Ostern, die in den Kirchen als „Fastenzeit“ gelten. Für mich bedeutet „Fastenzeit“ vor allem: Tage intensiven Nachdenkens, zum Beispiel über die guten alten, aber nicht veralteten Tugenden. Ohne Tugenden kein humanes Leben, sagte schon Aristoteles sehr richtig. Und nun kommt der Vorschlag, über die Frage nachzudenken: Bin ich besonnen, sind wir besonnen? Ein gutes Thema in dieser Fastenzeit 2021!

Wenn ein kleiner sprachphilosophischer Hinweis erlaubt ist: Im deutschen Wort „besonnen“ wie im niederländischen „bezonnen“ ist doch offensichtlich der Begriff „Sonne“ enthalten. Das bedeutet: Erst im Licht, in der Helligkeit und Klarheit, können wir wahrhaftig leben, also das richtige Maß finden im Umgang mit der Welt und den Menschen, kurz: besonnen sein.

Im hellen Licht denken und das Denken selbst als Licht erleben: Auf diese Weise kommen wir zu klaren Erkenntnissen. Im Dunkel und inmitten von Schatten bilden sich Verschwörungstheorien, menschenfeindliche Ideologie, religiöse Verirrungen. Besonnenheit ist Klarheit. „Seid Kinder des Lichts“ ermahnte Paulus in dem ältesten Text des Neuen Testaments (1. Thessalonicher-Brief) die Christen. Man sollte modern übersetzen: „Seid besonnen, denkt klar. Lernt das Unterscheiden!“ Und das wiederum bedeutet: „Seid kritisch und selbstkritisch“.

Ein besonnenes Leben zu führen ist schwierig. Wer besonnen ist, liebt ja nicht die angeblich „goldene Mitte“, die es allen recht machen will. Besonnenes Leben liebt nicht die Anpassung an herrschende Trends. Ein besonnener Mensch greift ein, wenn große Not ist, er leistet Widerstand, wenn Unrecht geschieht. Und handelt zur richtigen Zeit, nicht zu spät. Besonnene Menschen wissen, wenn wir jetzt nicht handeln, tut es keiner. Aktuell muss ich an vorbildlich besonnene Menschen denken: Sie setzen sich seit Jahren in Deutschland dafür ein, dass gerechte, also humane  Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Bangladesh gelten, dort mussten sie für einen Hungerlohn für Firmen in Deutschlang Kleidung nähen. Es war zunächst ein aussichtsloser Kampf. Der Widerstand der deutschen Wirtschaft und der mit ihr verbundenen Politiker war groß: Aber jetzt haben diese engagierten Gruppen einen Sieg errungen! Weil sie besonnen waren: Sie sahen die Not und bewahrten ihren Mut.

Ich habe diese Gruppen (wie zum Beispiel „Inkota“ in Berlin) unterstützt. Aber kann ich schon als besonnen gelten, wenn ich diese Engagierten bloß finanziell unterstütze? Vielleicht, nur ansatzweise. Ich habe gelernt: Wer besonnen sein will, muss sich auch mit seinem Gewissen auseinandersetzen. Und sich prüfen: Wie bequem ist mein Sprechen und Schreiben? Und: Was sollte ich tun?

Die Übersetzung von Dik Mook:

Bin ich besonnen? Hoe kom ik tot bezinning?

“Hoe vast jij eigenlijk?” wordt mij als Duitser vaak gevraagd in de weken voor Pasen, de zogenaamde „vastentijd“. Voor mij betekent ‚vasten‘ vooral: intensieve reflectie, bijvoorbeeld over de goede oude maar niet verouderde deugden. “Zonder deugden geen menswaardig bestaan”, zei Aristoteles terecht. Besonnenheit  of in het Nederlands, bezinning is zo’n deugd. Doen we voldoende aan bezinning en reflectie? Iets om over na te denken in deze vastentijd.

Als ik filosofeer over het Duitse woord Besonnenheit denk ik aan zon, denk ik aan licht, dat we pas in het licht, in de helderheid waarachtig kunnen leven. En dat we dàn pas de juiste verhouding tot de wereld en onze medemensen vinden; tot het leven zoals het bedoeld is. Bezinning vraagt om licht.

Door in het licht na te denken en het denken zelf als licht te ervaren, komen we tot heldere gedachtes.

In het donker en in de schaduw groeien complottheorieën, vijandige ideologieën en religieuze dwalingen. Bezinnen betekent helder zijn.
„Weest kinderen van het licht“ vermaande Paulus in de oudste tekst van het Nieuwe Testament (1e brief aan de Tessalonicenzen). In deze tijd zou je zeggen: Bezin je, denk helder, leer te onderscheiden!  En daaruit volgt: Wees kritisch, ook op jezelf.

Een besonnen, bezinnend leven lijden is niet makkelijk. Wie nadenkt zoekt niet de “gulden middenweg” die met alles en iedereen rekening houdt.  Een mens die zich bezint, wil geen aanpassing aan heersende trends. Nee, die grijpt in als er ergens grote nood is, verzet zich wanneer er onrecht is en handelt op het juiste moment.

Ik moet denken aan besonnen mensen die een voorbeeld voor mij zijn. Zij zetten zich al jaren in voor eerlijke, humane arbeidsomstandigheden in de naaiateliers van Bangladesh, waar voor een hongerloon kleding geproduceerd wordt. Het leek een hopeloze strijd want het verzet van de Duitse economie met de bijbehorende politici was groot. En toch hebben deze geëngageerde groepen een overwinning behaald! Door zich te blijven bezinnen, bleven ze de nood zien en hielden de moed erin.
Ik steun deze groepen (zoals ‘Inkota’ in Berlijn) met geld. Maar mag ik als een bezinnend/besonnen mens worden beschouwd als ik deze toegewijde mensen alleen financieel ondersteun? Misschien een beetje.

Ik heb geleerd dat als je echt een besonnen, bezinnend mens wil zijn, ook je geweten moet onderzoeken. Erover praten en schrijven is soms te makkelijk en niet genoeg.

De vraag blijft: Wat doe je er aan!

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So schön“

Am 23.1.2021

Im Titel dieser Miniatur „So schön“ höre ich meine Stimme: Sie drückt Erstaunen aus, innere Bewegung und Begeisterung: „So schön“. Bei einem Spaziergang im „Tiergarten“, einem großen Berliner Park, gelange ich unversehens zu einem See. Die Äste der Linden, ihre Blüten, spiegeln sich im Wasser. Auf der schmalen Holzbrücke verweile ich im Sonnenlicht. Die Zeit steht still: „Wie schön“. Wie von selbst kommen die Worte, ein schwacher, beinahe hilfloser Ausdruck für eine tiefe Erfahrung: In der Natur geborgen zu sein. Später frage ich mich: Bin ich nun unversehens ein Romantiker geworden? Ich habe aber nur erlebt, dass nicht alles in dieser großen Stadt aus Stein und Beton besteht, dass die Hektik nicht total ist. Vor allem: Dass wir uns das Schöne als Verbundenheit mit der Natur unbedingt bewahren müssen.

„So schön“: An diese Worte erinnere ich mich, als ich vor einigen Monaten in der Gemäldegalerie in Dresden die „Sixtinische Madonna“ von Raffael betrachtete: Eine Gruppe junger Frauen konnte ihre Begeisterung nicht verschweigen: „So schön“ riefen sie. Ihr Lehrer belehrte sie, dass prominente Leute hier einst in Tränen ausbrachen, der Dichter Friedrich Hebbel etwa oder der dänische Philosoph Henrik Steffens. Ich habe das berühmte Opus von Raffael ohne Tränen wieder verlassen, für mich gibt es zu viel Kult und Propaganda um diese Madonna.

„So schön“: Jeder und jede kann zu allen nur denkbaren Erlebnissen mit Kunst, Musik, Literatur zu einem eigenen ästhetischen Urteil kommen. Eindeutige und universal geltende Definitionen des Schönen gibt es wohl nicht. Wir werden niemanden verurteilen, der Kitsch noch schön findet. Es ist aber die Frage, wie man den „schön schreibenden“ „berühmten“ Schriftsteller Ernst Jünger beurteilen soll: Er hat die Schlachten im Ersten Weltkrieg tatsächlich als schön beschrieben und sogar „die Wollust des Blutes“ gepriesen.

Ich stelle mir jetzt öfter die Frage: Hat die Erfahrung von Schönheit auch die Kraft, Leben zu gestalten, die Gesellschaft menschlicher zu machen? Oder führt die Erfahrung des Schönen, „der Kunstgenuss“, nur zur Fixierung auf das eigene Ego? Wird das Schöne also auch als ethisch gut erlebt? Ist vielleicht aber das ethisch Gute immer auch schön?

Bei einem Winterspaziergang vor kurzem, wieder im Berliner Park „Tiergarten“: Bei großer Kälte haben Helfer der „Evangelischen Berliner Stadtmission“ einen Obdachlosen auf einer Bank entdeckt. Er war eingeschlafen, dem Erfrieren nahe. Sanft weckten ihn die beiden jungen Männer, sprachen eine Weile mit ihm, trugen ihn, schon fast erfroren, in ihren „Kältebus“ und fuhren ihn zu einer warmen Unterkunft. Dort stehend, erinnerte ich mich an den Bericht vom m „barmherzigen Samariter“ und dachte an Rembrandts Gemälde.

Die Schönheit des Gutes gilt es zu entdecken. Haben wir die ungewöhnliche Schönheit der Menschen entdeckt, die in diesen Corona-Zeiten den Leidenden helfen?

Die Übersetzung von Dik Mook:  Thema: Zo mooi

In de titel van deze miniatuur hoor ik mijn eigen stem als ik vol verbazing en enthousiasme uitroep: „Zo mooi“. Al wandelend in ‘Tiergarten’, een groot Berlijns park, zie ik ineens een meer. De takken van de lindebomen en bloesems worden weerspiegeld in het water. Ik blijf staan op de smalle houten brug en geniet van het zonnetje. De tijd staat stil: “Wat mooi”. De woorden komen vanzelf, een zwakke, bijna hulpeloze uitdrukking voor een diepe ervaring, ‘Je geborgen weten in de natuur’. Later vraag ik me af of ik ineens romantisch ben geworden. Nee, ik heb alleen ervaren dat niet alles in deze grote stad van steen en beton is, dat de hectiek niet totaal is. Bovenal: dat we de schoonheid van onze verbondenheid met de natuur absoluut moeten behouden.

„Zo mooi“: ik herinner me deze woorden toen ik een paar maanden geleden in de Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden naar Rafaels „Sixtijnse Madonna“ keek. Een groep jonge vrouwen kon hun enthousiasme niet verbergen: „Zo mooi“ riepen ze. Hun leraar vertelde hen dat prominente mensen als de dichter Friedrich Hebbel en de Deense filosoof Henrik Steffens hier ooit in tranen uitbarstten. Ik verliet Raphaels beroemde schepping zonder tranen, er is voor mij te veel cultus en propaganda om deze Madonna heen gebouwd.

“Zo mooi”: Iedereen kan tot een eigen esthetisch oordeel komen over alle denkbare ervaringen met kunst, muziek en literatuur. Er zijn waarschijnlijk geen duidelijke en universeel geldige definities van schoonheid. We zullen niemand veroordelen die kitsch mooi vindt. Maar de vraag is hoe men bijvoorbeeld de beroemde schrijver Ernst Jünger, die „prachtig“ schreef, moet beoordelen: hij beschreef de veldslagen van de Eerste Wereldoorlog werkelijk als mooi en prees zelfs de „lust naar bloed“.

Ik stel mezelf nu vaker de vraag: heeft de ervaring van schoonheid ook de kracht om het leven vorm te geven, om de samenleving menselijker te maken? Of leidt de ervaring van schoonheid, het genieten van kunst alleen maar tot een fixatie op het eigen ego? Kan je schoonheid als ethisch goed ervaren? Maar is het ethisch goede ook altijd mooi?
Tijdens een winterwandeling onlangs, terug in het Berlijnse park ‘Tiergarten’, toen het erg koud was, zag ik dat mensen van de Evangelical Berlin City Mission een dakloze man aanspraken op een bankje. Hij sliep, was bijna doodgevroren. De twee jonge mannen maakten hem zachtjes wakker, praatten een tijdje met hem, droegen hem naar hun hulpverleners-bus en brachten hem naar de opvang waar het warm was. Toen ik daar stond, herinnerde ik me het bijbelverhaal van de ‚barmhartige Samaritaan‘ en dacht ik aan het schilderij dat Rembrandt daarvan maakte.

De schoonheid van het goede is de moeite van het ontdekken waard. Hebben we de bijzondere schoonheid wel ontdekt van de hulpverleners die mensen helpen die lijden in deze Coronatijd?

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„Der Alltag ist grau“.

Am 4.1.2021

Zu Beginn eines neuen Jahres hatte ich oft die Überzeugung: Jetzt geht wieder der graue Alltag los, ein Leben, bestimmt von Routine und Monotonie, ohne Höhepunkte und besondere Feste. Grau galt für mich als eine Farbe ohne Glanz, matt, unauffällig, unpersönlich.

Ein grauer Schleier legte sich über alles. Grau erzeugte eine melancholische Stimmung. In vielen europäischen Sprachen wird das Leben im Einerlei und in der Langeweile „grauer Alltag“ genannt.

Zum Jahresbeginn 2021 hat sich meine Meinung über den grauen Alltag geändert. Und das hat mit dem Corona -Virus zu tun: Die Pandemie hat sehr vielen Menschen einen ganz neuen Alltag aufgezwungen: Mit anderen Formen der Kommunikation, mit dem Verlust leiblicher Berührung, mit der nervösen Achtsamkeit auf alle neuen Forschungsergebnisse usw. Viel schlimmer noch das alltägliche Ringen um wirksame Hilfe für die Erkrankten und Beistand für die Sterbenden. Dieser Alltag mit dem Virus ist alles andere als Routine.  Aber auch dieser Alltag ist grau. Und ich mache die Entdeckung: Die Farbnuancen werden deutlicher wahrgenommen. Die Farbe Grau zeigt mir heute viele Facetten. Früher, in den so genannten „normalen Jahren“ war der graue Alltag bestimmt von Arbeit, Stress, Wettbewerb, das Leben war eingespannt von Terminen und Verabredungen. Der Alltag ließ wenig Freiheit, wenig Raum bot für Phantasie, Spiel und Liebe, Solidarität.

Und nun der angstvolle Corona – Alltag. Er ist grau auf andere Art und erinnert uns daran, dass die Farbe Grau eine Mischung ist aus Weiß und Schwarz. Manchmal neigt unsere Erfahrung mit der „grauen Stimmung“ mehr zum Schwarzen, zum Dunklen, zum Hoffnungslosen, manchmal aber mehr zum Licht, zur Hoffnung, dafür steht die Farbe Weiß. Der Impfstoff jetzt sollte mit der Farbe Weiß verbunden werden.

Es gibt in unserem grauen Alltag jetzt also ein Hin und Her zwischen Hoffnung und Verzweiflung.  Die angeblich langweilige Farbe Grau zeigt sich jetzt existentiell vielfältig, das beruhigende Silbergrau, das warme Anthrazit oder das hoffnungsvolle Blaugrau. Mit der richtigen Mischung ist Grau eine Farbe von einer gewissen Schönheit. Sie führt nicht unbedingt zur Heiterkeit, aber sie weckt die Erkenntnis: Unser Leben bewegt sich ständig in verschiedenen Grautönen. Aber damit wir diese erkennen, brauchen wir immer das Licht, brauchen wir immer Helligkeit. Und das drückt die Farbe Weiß aus.

Das Lichtvolle, das Weiße, ermöglicht also unser Leben. Nur weil es das Lichtvolle, das Weiße, gibt, können wir überhaupt das Dunkle, das Schwarze, als solches wahrnehmen. Wahrscheinlich ist der Sinn unseres Lebens, das Lichte, das Weiße, zu lieben und zu fördern. Dabei aber zu wissen: Unser Alltag spielt sich in Grautönen ab.

Die Übersetzung von Dik Mook: Alledaags. Is het leven van alle dag grijs, kleurloos?

Aan het begin van een nieuw jaar dacht ik vroeger vaak:

Nu begint het kleurloze, grijze dagelijkse leven weer, een leven dat bepaald wordt door routine en eentonigheid, zonder hoogtepunten en bijzondere feesten.

Grijs was voor mij een kleur zonder glans, mat, onopvallend, onpersoonlijk. Over alles viel dan een grauwsluier. Het zorgde voor een melancholische stemming. Ook in veel Europese talen heet het leven in eentonigheid en verveling ook ‘grijze alledaagsheid’.

Begin 2021 is mijn mening over die grijze alledaagsheid veranderd. En dat heeft te maken met het coronavirus.

De pandemie heeft aan veel mensen een heel nieuw leven van alledag opgedrongen: met andere vormen van communicatie, met het verlies van fysiek contact, met de nerveuze berichtgeving over alle nieuwe onderzoeksresultaten, of erger nog, de alledaagse strijd om effectieve hulp voor zieken en steun voor stervenden, en die is allesbehalve routine. Toch is ook dit dagelijkse leven grijs. Maar ik ontdek dat er kleurnuances in het grijs zitten.

Aan de ene kant vult Corona ons dagelijkse leven met angst. Aan de andere kant ontstaat solidariteit, zijn er nieuwe pogingen om gemeenschap te zijn, spiritualiteit uit te bereiden en kerkdiensten anders vorm te geven…

‘Grijs’ is een mengeling is van wit en zwart. Soms neigt onze ‘grijze stemming’ meer naar zwart, naar het donker, naar het hopeloze, maar soms ook meer naar het licht, naar hoop; hoop waar de kleur wit voor staat.

Het vaccin moeten we nu associëren met dat wit.

In ons grauwe alledaagse leven worden we nu heen en weer geslingerd tussen hoop en wanhoop. De zogenaamd saaie kleur grijs is dus existentieel divers. Van rustgevend zilvergrijs, warm antraciet tot hoopvol blauwgrijs. Met de juiste mix is grijs een kleur van een zekere schoonheid. Het leidt niet noodzakelijk tot opgewektheid, maar het wekt het besef dat ons leven voortdurend verandert in verschillende grijstinten.

Om dit te kunnen herkennen, hebben we altijd licht nodig, en we hebben helderheid nodig. Dat is wat de kleur wit uitdrukt.

Het licht, het wit maakt het ons mogelijk te leven. Alleen omdat het volle licht, het wit bestaat, kunnen we het donker, het zwart waarnemen.
In het besef dat ons dagelijks leven zich in grijstinten afspeelt, kunnen we tot het inzicht komen dat het de zin van ons leven is om van het licht, en dus van het wit te houden en dat idee met anderen te delen.

In deze ontmoeting van bewegende grijstinten komt in ons het verlangen op naar veelzijdigheid, naar een kleurrijk en fantasievol leven met spel, kunst, religie, eros, en… met solidariteit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Miniaturen: „Vom Verlangen, berührt zu werden“. Eine Initiative der Gemeinde „de Vrijburg“ in Amsterdam

Miniaturen: Vom Verlangen, berührt zu werden

Von Christian Modehn

Die Gemeinde der Remonstranten in Amsterdam „de Vrijburg“ kooperiert mit den „Freisinnigen Protestanten“ innerhalb der Protestantischen Kirche der Niederlande. Diese Gemeinde hat seit Herbst 2020 täglich kurze Meditationen, Impulse, Anregungen publiziert als podcasts, die jeder abonnieren kann. Sie stehen unter dem Titel „Vom Verlangen, berührt zu weren“. Dik Mook von der Remonstranten Gemeinde hat diese Initiative koordiniert unter dem Titel „Vrijzinnige Miniatuuren“. Christian Modehn wurde eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Seine kurzen Miniaturen wurden aus dem Deutschen von Dik Mook übersetzt.

Publiziert an 1.2.2021:

„So schön…“

Von Christian Modehn

Im Titel dieser Miniatur „So schön“ höre ich meine Stimme: Sie drückt Erstaunen aus, innere Bewegung und Begeisterung: „So schön“. Bei einem Spaziergang im „Tiergarten“, einem großen Berliner Park, gelange ich unversehens zu einem See. Die Äste der Linden, ihre Blüten, spiegeln sich im Wasser. Auf der schmalen Holzbrücke verweile ich im Sonnenlicht. Die Zeit steht still: „Wie schön“. Wie von selbst kommen die Worte, ein schwacher, beinahe hilfloser Ausdruck für eine tiefe Erfahrung: In der Natur geborgen zu sein. Später frage ich mich: Bin ich nun unversehens ein Romantiker geworden? Ich habe aber nur erlebt, dass nicht alles in dieser großen Stadt aus Stein und Beton besteht, dass die Hektik nicht total ist. Vor allem: Dass wir uns das Schöne als Verbundenheit mit der Natur unbedingt bewahren müssen.

„So schön“: An diese Worte erinnere ich mich, als ich vor einigen Monaten in der Gemäldegalerie in Dresden die „Sixtinische Madonna“ von Raffael betrachtete: Eine Gruppe junger Frauen konnte ihre Begeisterung nicht verschweigen: „So schön“ riefen sie. Ihr Lehrer belehrte sie, dass prominente Leute hier einst in Tränen ausbrachen, der Dichter Friedrich Hebbel etwa oder der dänische Philosoph Henrik Steffens. Ich habe das berühmte Opus von Raffael ohne Tränen wieder verlassen, für mich gibt es zu viel Kult und Propaganda um diese Madonna.

„So schön“: Jeder und jede kann zu allen nur denkbaren Erlebnissen mit Kunst, Musik, Literatur zu einem eigenen ästhetischen Urteil kommen. Eindeutige und universal geltende Definitionen des Schönen gibt es wohl nicht. Wir werden niemanden verurteilen, der Kitsch noch schön findet. Es ist aber die Frage, wie man den „schön schreibenden“ berühmten Schriftsteller Ernst Jünger beurteilen soll: Er hat die Schlachten im Ersten Weltkrieg tatsächlich als schön beschrieben und sogar „die Wollust des Blutes“ gepriesen.

Ich stelle mir jetzt öfter die Frage: Hat die Erfahrung von Schönheit auch die Kraft, Leben zu gestalten, die Gesellschaft menschlicher zu machen? Oder führt die Erfahrung des Schönen, „der Kunstgenuss“, nur zur Fixierung auf das eigene Ego? Wird das Schöne also auch als ethisch gut erlebt? Ist vielleicht aber das ethisch Gute immer auch schön?

Bei einem Winterspaziergang vor kurzem, wieder im Berliner Park „Tiergarten“: Bei großer Kälte haben Helfer der „Evangelischen Berliner Stadtmission“ einen Obdachlosen auf einer Bank entdeckt. Er war eingeschlafen, dem Erfrieren nahe. Sanft weckten ihn die beiden jungen Männer, sprachen eine Weile mit ihm, trugen ihn, schon fast erfroren, in ihren „Kältebus“ und fuhren ihn zu einer warmen Unterkunft. Dort stehend, erinnerte ich mich an den Bericht vom m „barmherzigen Samariter“ und dachte an Rembrandts Gemälde.

Die Schönheit des Gutes gilt es zu entdecken. Haben wir die ungewöhnliche Schönheit der Menschen entdeckt, die in diesen Corona-Zeiten den Leidenden helfen?

Geschreven door Christian Modehn
Voorgelezen door Gert van Drimmelen
Geluidsmontage Seth Mook

Thema: Zo mooi

Zo mooi

In de titel van deze miniatuur hoor ik mijn eigen stem als ik vol verbazing en enthousiasme uitroep: “Zo mooi”. Al wandelend in ‘Tiergarten’, een groot Berlijns park, zie ik ineens een meer. De takken van de lindebomen en bloesems worden weerspiegeld in het water. Ik blijf staan op de smalle houten brug en geniet van het zonnetje. De tijd staat stil: “Wat mooi”. Deze woorden die als vanzelf in mij opkomen zijn een zwakke, bijna hulpeloze uitdrukking van de diepe ervaring, ‘Je geborgen te weten in de natuur’. Later vraag ik me af of ik ineens romantisch ben geworden maar nee, ik heb alleen ervaren dat niet alles in deze grote stad van steen en beton is, dat de hectiek niet totaal is. En bovenal: dat we de schoonheid van onze verbondenheid met de natuur absoluut moeten behouden.

“Zo mooi”: ik herinner me deze woorden toen ik een paar maanden geleden in de Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden naar Rafaels “Sixtijnse Madonna” keek. Een groep jonge vrouwen kon hun enthousiasme niet verbergen: “Zo mooi” riepen ze. Hun leraar vertelde hen dat prominente mensen als de dichter Friedrich Hebbel en de Deense filosoof Henrik Steffens hier ooit in tranen uitbarstten. Ik verliet Raphaels beroemde schepping zonder tranen, er is voor mij te veel cultus en propaganda om deze Madonna heen gebouwd.

“Zo mooi”: Iedereen kan tot een eigen esthetisch oordeel komen over alle denkbare ervaringen met kunst, muziek en literatuur. Er zijn waarschijnlijk geen duidelijke en universeel geldige definities van schoonheid. We zullen niemand veroordelen die kitsch mooi vindt. Maar de vraag is hoe men bijvoorbeeld de beroemde schrijver Ernst Jünger, die “prachtig” schreef, moet beoordelen: hij beschreef de veldslagen van de Eerste Wereldoorlog werkelijk als mooi en prees zelfs de “lust naar bloed”.
Ik stel mezelf nu vaker de vraag: heeft de ervaring van schoonheid ook de kracht om het leven vorm te geven, om de samenleving menselijker te maken? Of leidt de ervaring van schoonheid, het genieten van kunst alleen maar tot een fixatie op het eigen ego? Kan je schoonheid als ethisch goed ervaren? Maar is het ethisch goede ook altijd mooi?

Tijdens een winterwandeling onlangs, terug in het Berlijnse park ‘Tiergarten’, toen het erg koud was, zag ik dat mensen van de protestantse ‘StadtMission’ in Berlijn een dakloze man aanspraken op een bankje. Hij sliep, was bijna doodgevroren. De twee jonge mannen maakten hem zachtjes wakker, praatten een tijdje met hem, droegen hem naar hun hulpverleners-bus en brachten hem naar de opvang waar het warm was. Toen ik daar stond, herinnerde ik me het bijbelverhaal van de ‘barmhartige Samaritaan’ en dacht ik aan het schilderij dat Rembrandt daarvan maakte.

De schoonheid van het goede is de moeite van het ontdekken waard. Hebben we de bijzondere schoonheid wel ontdekt van de hulpverleners die mensen helpen die lijden in deze Coronatijd?

gepubliceerd op 1 februari 2021

siehe auch: https://soundcloud.com/vrijburg-amsterdam/vrijzinnige-miniatuur-blog-104/

Frühere Beiträge:

Zu spät?

„Es ist schon zu spät“. Ich muss gestehen, dass mich diese Erkenntnis seit langem bewegt: „Es ist zu spät, um die drohenden Katastrophen abzuwenden“. Ich bin kein Apokalyptiker und kein Freund des „Alarmismus“. Zwar wollen uns populistische Ideologen und ihre Politiker beruhigen und verkünden: „Alles halb so schlimm“. Tatsache aber ist: Den verheerenden Klimawandel gibt es wirklich. Ebenso die gezielte Vernichtung des Amazonaswaldes! Eine Tatsache sind auch die menschlichen Katastrophen, die neoliberale Finanzjongleure etwa für die Armen vor allem seit Jahrzehnten verursachen. Gegen die „Corona-Pandemie“ wird es wohl bald einen Impfstoff geben, mindestens für uns im privilegierten Europa. Gegen die genannten Katastrophen wird es keinen Impfstoff geben!

Wer heute als nachdenklicher Mensch und als Christ leben will, muss sich jetzt mit dem Spruch „Es ist schon zu spät“ auseinandersetzen. Und neue Erkenntnisse gewinnen: Ich kann mich nicht nur um meine kleine Welt sorgen und meinen privaten, angeblich „unpolitischen“ Lebenssinn suchen. Nein! Die Frage nach dem Sinn meines/unseres Lebens muss heute erweitert werden: Wie kann ich, wie können wir, trotz der Katastrophen, als EINE Menschheit weiterleben?

Ich darf mich also nicht dem populären Spruch „Es ist zu spät“  hingeben. Wenn ich dem folge, gerate ich schnell in den Fatalismus, in die totale Passivität. Dann haben all die Ideologen, die Leugner der genannten Katastrophen, gesiegt. Und dann tritt die Katastrophe wirklich sehr bald ein.

Die gültige Erkenntnis heißt: Noch sollte jeder und jede, nach den eigenen Möglichkeiten und Begabungen, an einem konkreten Projekt, retten, was noch zu retten ist. Und: Ich darf die Menschen nicht allein lassen, die schon seit einigen Jahren gegen die Klimakatastrophe Widerstand leisten. Es sind so viele junge Menschen, auch in „Fridays For Future“, die jetzt Solidarität brauchen von Älteren und ganz Alten.

Die Welt, die ich/wir den jungen Menschen hinterlassen, ist die von uns gemachte Welt! Es ist auch eine Welt der (von uns) bewusst zugelassenen und von uns gemachten Katastrophen.  Geschrieben am 26.9.2020

Menschen sind Miniaturen

Kürzlich habe ich in meinem Bücherschrank eine Miniatur entdeckt. Sie hatte sich dort „versteckt“, umgeben von Fotos und Kunstkarten. Miniaturen sind kleine Gemälde, sie waren beliebt im 19. Jahrhundert bei Porträtmalern. Meine Miniatur zeigt den dänischen Philosophen Soren Kierkegaard als jungen Mann, gemalt von seinem Cousin. In dem winzigen Porträt ist Kierkegaard als Mensch ganz präsent: Die hohe Stirn, die gut gepflegten dichten Haare, die sinnlichen Lippen, die Augen, die den Betrachter fast durchbohren, als ob sie die Frage stellen. „Was soll ich dir sagen? Du weißt ja, ich bin in der Liebe leidenschaftlich und im christlichen Glauben radikal“.

Die Kierkegaard Miniatur wird heute als ein Souvenir in Dänemark verkauft, wie eine winzige Ikone findet sie schnell ihren Platz, auf dem Schreibtisch, im Bücherschrank (aber vor den Büchern platziert!) oder an der Wand neben vielen anderen kleinen Gemälden und Fotos. Unser Freund Rolf hat eine kleine Galerie von Miniaturen in seinem Wohnzimmer, Kierkegaard ist dabei und Voltaire, aber auch kleine Fotos von Bert Brecht, Hannah Arendt oder Mahatma Gandhi. „Diese kunstvollen Miniaturen sind für mich Symbole“, sagt er, „ich habe Menschen unterschiedlicher Lebensformen sozusagen ständig vor Augen“.

Wenn ich längere Zeit diese Miniaturen-Wand bei Rolf betrachte, möchte ich am liebsten die dargestellten Personen miteinander ins Gespräch bringen. Hat die Religionskritik von Kierkegaard mit der Religionskritik von Brecht etwas Gemeinsames? Gandhi erinnert mich an seine berühmte Erkenntnis: “Jesus Christus gehört nicht nur den Christen, nicht nur den Kirchen, sondern der ganzen Welt“. Beim Betrachten der Galerie der Miniaturen gelange ich in die Spiritualität der Freisinnigen, der freien Geister… Gandhi als Freisinniger, warum nicht?

Ich bin von Miniaturen begeistert, sie zeigen: Menschen brauchen keine herrschaftlichen, riesigen Porträts oder monumentale Denkmäler. Wir Menschen sind in Wahrheit nur Miniaturen… aber geliebte Geschöpfe des Unendlichen und Ewigen.  Geschrieben am 30.10.2020

 3. Warten. Wachsam bleiben.

Wir warten auf den Corona-Impfstoff, für uns und die ganze leidende Menschheit. Warten und Wartenkönnen: die Tugend in Zeiten der Pandemie. Und nun haben die vier Wochen eines spirituellen, christlich geprägten Wartens begonnen: „Advent“ bedeutet: Warten auf die Ankunft einer heilen Welt. Advent ist also eine Zeit des Ausschauhaltens, der Sehnsucht.

Die spannende Frage: Worauf warte ich eigentlich in diesem Advent? Es gibt ein dringendes Verlangen: Dass Licht und Klarheit endlich mächtiger werden als Dunkelheit und Verwirrung, Menschlichkeit soll stärker sein als Hass. Gegen den Wahn der Egoisten und Machtbesessenen hat Jesus als Mensch gekämpft. Seine Weisheit heißt: Die Menschen sollten „aufwachen“ und immer „wachsam – Sein“. Junge Frauen hat Jesus verurteilt, weil sie im entscheidenden Moment nicht wachen wollten, also bei klarer, kritischer Vernunft bleiben konnten.  Dieser Advent also sollte eine Zeit des Wachsamseins werden. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ heißt eine Kantate von Johann Sebastian Bach, immer wieder gesungen in der Advent -Zeit. Aber wie oft wir diesen Choral gehört oder gesungen und sind trotzdem im Dämmerzustand geblieben?

Der spanische Maler Francesco de Goya (1746 – 1828) hat die Probleme der Menschen klar gesehen: Eine seiner provozierenden Miniaturen trägt den Titel „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“.  Goya nannte diese berühmte Radierung aus dem Jahr 1797 „Capricho“, also „Einfall“. Sein Bild zeigt einen Künstler, der bei Tage, während der Arbeit, eingeschlafen ist, seine Vernunft „ruhen“ lässt: Dann werden die Ungeheuer lebendig, schreckliche Tiere, böse blickend, gefährlich.

Meine Herausforderung im Advent 2020: Die Vernunft darf niemals schlafen. Denn nur die Vernunft kann Wahres und Gutes von Lüge und Bösem unterscheiden. Nur die Vernunft führt zu dieser Evidenz: „Menschenrechte sind oberste Norm“. Aktuell leide ich furchtbar: In Deutschland verursachen immer mehr Rechtsradikale, auch in der AFD, unsere Demokratie zu zerstören. Die Nationalisten, die Nazis, sind wieder da. Auch anderswo.

Meine Überzeugung: Für einen freisinnigen Christen kann es keine politische „Neutralität“ geben.

Vernunft und Empathie sind die größten Geschenke Gottes an die Menschheit, Geschenke des Ewigen, den viele als ihren „Schöpfer“ verehren.  Geschrieben am 22.11.2020

… wenn ich Beethoven höre….

Ich wollte Ludwig van Beethovens „runden“ Geburtstag feiern: Vor 250 Jahren, am 16. Dezember 1770, wurde er in Bonn geboren. Zunächst habe ich sein Leben studiert und ihn als kirchenkritischen Christen entdeckt, der auch Buddha schätzte und Kant, die Naturmystik war ihm wichtig. Beethoven – ein freisinniger Christ!  Die wichtigsten Inspirationen findet man in seiner Musik. Die Symphonien oder Klavierkonzerte habe ich beiseitegelassen. Und bin dann, in Erinnerungen an meine kindlichen Klavierübungen, bei dem populären Komponisten Anton Diabelli aus Wien gelandet. Er hatte Beethoven eingeladen, „Variationen“ über seinen Walzer zu schreiben. Aber wie hört sich die Antwort Beethovens an?  Er ließ sich von banalen Walzer – Tönen im Dreiviertel-Takt zu Großem inspirieren. Sein Werk nannte er „33 Veränderungen über einen Walzer Diabellis“.  Nicht Variationen, sondern „Veränderungen“ erlaubte sich Beethoven. Der Phantasie freien Lauf lassend, ist sein „Opus 120“ spielerisch und melancholisch, alle Gefühle werden geweckt, ein Meisterwerk! Die Interpretation, also der „Vortrag“, dieses letzten großen Klavierstücks Beethovens dauert mindestens 50 Minuten! Musik, die ins musikalische Staunen führt und dann auch ins Nachdenken: Beethoven, der mutige, zeigt: Ganz Einfaches kann zu großem inspirieren. Aber diese Leistung ist nicht nur einigen wenigen, den Genies vorbehalten. Ich denke, diese Verwandlung von Überliefertem, von Einfachem und Schlichten ist für jeden möglich.

Warum nicht auch zu Weihnachten? Aus Traditionellem für sich selbst und für andere Neues gestalten, das ist unsere Chance als freisinnige Christen. Ich will für mich – und vielleicht für andere – einen neuen Inhalt suchen für das sehr populäre, aber sehr schlichte alte Lied „Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht…“ Ich will keine „Variationen“ des Alten, sondern „Veränderungen“, wie Beethoven sagte. Jeder kann da seiner spirituellen Phantasie folgen:

Ein Vorschlag: „Stille Nacht, heilige Nacht. Nacht des Leidens und der Kranken. Viele andere schlafen. Wir gedenken der Wachenden: Der Pfleger und Ärzte an den Betten der COVID 19 Patienten. Sie machen diese Nacht heilig. Verwandeln sie zu einem Moment der Hoffnung“.

Geschrieben am 14.12.2020, veröffentlicht in Amsterdam am 28.12.2020.

Als ik Beethoven hoor

Ik wilde het 250ste geboortejaar van Ludwig van Beethoven vieren  (*16 december 1770) vieren.
Ik bestudeerde eerst zijn leven en ontdekte dat hij een christen was die kritisch over de kerk dacht, dat hij ook Boeddha en Kant waardeerde en natuurmysticus was.  Beethoven – een vrijzinnig christen!

En dan zijn muziek. Ik heb de symfonieën en pianoconcerten overgeslagen. Toen ik me de piano-oefeningen uit mijn kindertijd herinnerde, kwam ik terecht bij de populaire componist Anton Diabelli uit Wenen. Hij had Beethoven gevraagd om ‘variaties’ op zijn wals te schrijven. En hoe klinkt het antwoord van Beethoven? De banale wals in driekwartsmaat Inspireerde hem tot iets groots. Hij noemde zijn werk ‘33 veranderingen op Diabelli’s wals’. Beethoven stond zichzelf geen ‘variaties’ toe, maar ‘veranderingen’! Hij liett zijn fantasie de vrije loop. Zijn ‘Opus 120’ is speels en melancholiek, alle emoties worden geraakt, een meesterwerk! De interpretatie, oftewel de ‘preek’ van Beethovens laatste grote pianostuk duurt minstens 50 minuten! Muziek die leidt tot muzikale verwondering en vervolgens ook tot reflectie.

De moedige Beethoven laat zien dat eenvoud tot grote dingen kan leiden. En dat zo’n prestatie niet is voorbehouden aan enkelen, aan de genieën. Hij laat zien dat deze transformatie uit het traditionele, het alledaagse en het pretentieloze voor iedereen mogelijk is.

Waarom dan ook niet met Kerstmis? Iets nieuws creëren, weg uit het traditionele, voor jezelf en voor anderen, dit is onze kans als vrijdenkende christenen. Ik wil, net als misschien vele anderen, op zoek naar nieuwe inhoud van het over-populaire, simpele oude lied ‘Stille nacht, heilige nacht’. Ik wil geen ‘variaties’ maar ‘veranderingen’, zoals Beethoven dat noemde. Iedereen kan zijn verbeelding laten gaan…
Een suggestie is:
“Stille nacht, heilige nacht.
Nacht van lijden en zieken.
Terwijl vele van ons slapen.
We denken aan de helden:
Verpleegkundigen en artsen aan de bedden van COVID 19-patiënten.
Zij maken van deze nacht een heilige nacht.
Zij creëren een moment van hoop”.