Januar: Eine Zeit, sich auf die Zukunft einzustellen

Spiritualität im Januar: Eine Zeit, sich auf die Zukunft einzustellen

Vorbemerkung von Christian Modehn:

Die spirituelle Besinnung der Remonstranten, noch einmal soll es hier gesagt werden, lebt von der kritischen, der vernünftigen Reflexion. Philosophisches Denken, philosophierendes Nach – denken, bestimmen darum immer auch das besondere spirituelle Profil eines Monats. Das wird am Beispiel des Monats Januar besonders deutlich; wieder einmal zeigt sich, dass sich jeder und jede auf diese Besinnung einlassen kann, mehr noch: Jeder und jede kann solche Besinnung aus sich selbst entwickeln. Das könnte ja auch zeitgemäße Spiritualität sein: In sich selbst schauen, fühlen und denken, was in einem selbst lebt und dies mit anderen besprechen. Und aus dieser Erkenntnis Orientierung  und Lebensenergie und Lebensfreude gewinnen.  Eine „rationale Spiritualität“ hat dann sozusagen „ganzheitliche“ Auswirkungen. Kein enthusiastisch, charismatisch und wie auch immer (naiv?) „beschwingt“ – oder traditionell – Glaubender kann diese rationale Spiritualität klein reden… Auch sie lebt von der Konfrontation mit biblischen Texten, die ebenfalls als Einladung zum Nachdenken wahrgenommen werden.

Christiane Berkvens – Stevelinck und Sytze de Vrie schreiben in ihrem Buch „Vieren en Brevieren“ (Meinema Verlag, 2009) auf den Seiten 200 ff. über die Spiritualität des Monats Januar u.a. die folgenden Zeilen; dass es sich dabei nie um „Dogmen“ oder gar „absolute Wahrheiten“ handelt, sondern um Vorschläge und Einladungen zu weiterem Denken, versteht sich für Remonstranten von selbst.

Am Ende eines Jahres nehmen wir Abschied von dem, was war, um uns auszurichten, auf das, was kommt, was gestaltet und „aufgebaut“ werden muss. Längst nicht alles aus dem vergangenen Jahr verlief „wunschgemäß“. Darum beginnen wir ja auch ein neues Jahr mit guten Vorsätzen. Denn wir stehen sozusagen immer auf den „Schultern der Vergangenheit“. Wenn wir uns auf die Zukunft ausrichten, ist es wichtig, zuerst die Vergangenheit anzunehmen, um daraus unser Heute zu gestalten.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind unauflösbar mit einander verbunden. Denn in der Vergangenheit finden wir vieles, das das Heute erklären kann. Darin liegen auch die „Keime“ für morgen.

Dabei wird auch jedes Heute wieder zur Vergangenheit. Beide, Vergangenheit und Zukunft, halten die lebendige Gegenwart an seiner Stelle. Darin findet das Heute sein Gleichgewicht und seine Harmonie.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nicht allein, sozusagen isoliert, verfügbar. Wer nur zurückblickt und in der Vergangenheit lebt, erlebt die Gegenwart nicht mehr in ihrer vollen Bedeutung. Aber auch nur im Blick auf die Zukunft zu leben,  ist eine Illusion und missachtet die Bedeutung der Gegenwart, was hier und heute geschieht. Und wer nur im Jetzt lebt, befreit das Leben von seinen Wurzeln und dem Blick nach vorn.

In der Bibel wird die fortdauernde Wechselwirkung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft deutlich sichtbar. Alte Erzählungen überliefern die Lebenserfahrungen von Menschen aus Fleisch und Blut, die bisweilen viel und manchmal nichts aus der Vergangenheit lernten und dadurch auch ihre Zukunft  verspielten. Der wahre biblische Weg bewegt sich beständig zwischen dem Denken an die Vergangenheit und der Erwartung der Zukunft.

Zur biblischen Besinnung in dem Zusammenhang empfehlen die Autoren:

Aus dem Buch Josua,   4, 1-17

Aus dem Buch Jesaja,  9, 1 16

Aus dem Matthäus Evangelium, 14, 24 – 33